Unter Kaufklang

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DER SUBJEKTIVE FAKTOR

Eine riesige Spielwiese beim Soundengineering haben die Automobilkonzerne. In einer Zeit, wo die Autos immer leiser und ähnlicher werden, dient der "Corporate-Sound" zur Differenzierung der Marke. Manche Firmen haben das schon geschafft, als Soundengineering noch ein Fremdwort war. Wer mit verbundenen Augen das Gaspedal eines Porsches durchgedrückt hat, wusste schon immer, in welchem Auto er sitzt. Der Aufwand ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Im Akustiklabor bei BMW zum Beispiel arbeiten rund hundert Mitarbeiter am speziellen Klang. "Wir gehen weg von den Emissionen des Fahrzeugs und hin zu den Immissionen des Menschen", formuliert Gerhard Thoma, oberster Soundingenieur bei BMW, das Ziel. Wichtig ist also nicht, welche Geräusche ein Auto erzeugt, sondern wie der Klang von den Insassen empfunden wird.

Dafür greifen die Akustikdesigner tief in die Trickkiste. Resonatoren an den Ansaugrohren, gemischte oder getrennte Abgasanlagen bei V-Motoren, spezielle Motorlager - Tobias Beitz, Physiker im Akustikstudio von DaimlerChrysler in Sindelfingen, kennt alle Tricks. Besonders wichtig sind die Klänge im Auto, die den Eindruck von Qualität vermitteln sollen. Ein jaulender Fensterheber oder eine knirschende Sitzverstellung passen nicht zum hochwertigen Image der Schwaben. Für rund 50 Komponenten, vom Schiebedach bis zum Gurtschloss, optimiert das Team den Klang, und Beitz hat tausende Geräuschvarianten im Computer gespeichert.

SIMULIERTE GERÄUSCHE

Beispiel Handschuhfach: Beitz tippt auf seinen Bildschirm und spielt die Geräusche beim Öffnen von zehn verschiedenen Handschuhfächern vor, auch von Konkurrenzmodellen. Vom leisen "Fffft" bis zum trockenen "Plopp" ist alles dabei. Was gut klingt, entscheiden Testpersonen, die im Hörlabor an den Kopfhörern lauschen. Meist wird ein Vergleichsgeräusch vorgegeben und dann die Abweichung über Merkmale beschrieben, die jeder Proband auf seinem Bildschirm antippen kann. Dass die Tester völlig gegensätzliche Klänge bevorzugen, kommt selten vor.