Unter Kaufklang

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SCHLAPPE MASCHINEN

Auch bei Braun in Kronberg im Taunus pflegt man die Kunst der Klangfutter-Erzeugung. Über Kopfhörer spielt Wolfgang Brey, bei Braun für Akustikforschung zuständig, Probanden Geräusche von fauchenden Föns und surrenden Rasierapparaten vor. Das Resultat: Ein Gerät wird positiv bewertet, wenn die gewünschte Funktion mit dem passenden Geräusch untermalt wird. Ein sehr leiser Fön wird generell als "schlapp" beurteilt, auch wenn er die Haare noch so gut trocknet. "Kraftvoll" und "gute Trockenleistung" lauten die Urteile, wenn das Fauchen des Föns seinen Schwerpunkt in einem schmalen Band bei tiefen Frequenzen hat, ein Übergewicht bei hohen Frequenzen klingt "gequält".

Bei Rasierapparaten sollte der Motor möglichst leise, das typische Pratzeln beim Schneiden des Haares aber markant sein. Nur so hört Mann, wo noch Stoppeln stehen. Deshalb hat Breys Team das Gitter der Scherfläche weitmaschiger gestaltet, damit die Barthaare hörbar gegen das Metall schwingen können. Frauen ist es dagegen eher peinlich, wenn sie auf unerwünschte Behaarung an Armen oder Beinen hingewiesen werden. Entsprechende Diskretion erwarten sie deshalb auch von ihrem Lady-Shaver -- selbst im dichtesten Gestrüpp darf nur ein leises Summen zu hören sein.

Dies ist übrigens der einzige Fall, wo sich das Geräuschempfinden von Frauen und Männern deutlich unterscheidet. Beim Schlagen von Autotüren oder dem Glucksen von Bierflaschen sind sich die Geschlechter völlig einig. Unterschiede gibt es zwischen Jung und Alt: Ältere Menschen bevorzugen tiefere, dunklere Klänge - auch bei Keksen: Mürbes Gebäck, das dunkel und weich knuspert, kommt bei Senioren besser an als das hell-knackige Pickup. Tests haben gezeigt, dass das nichts mit dem im Alter nachlassenden Hörvermögen zu tun hat, sondern mit einem sich ändernden Qualitätsempfinden. Dunkle Geräusche klingen für Senioren gediegen, für Teenager dagegen langweilig. Das Geräuschempfinden hat auch etwas mit Geografie zu tun. Japaner lieben helle Geräusche -- was wahrscheinlich mit dem helleren Klang ihrer Sprache zusammenhängt. Innerhalb Deutschlands gibt es ein Nord-Süd-Gefälle: Nordlichter mögen Kekse lieber hell und knackig, Süddeutsche lieber mürbe. Noch weiter südlich knacken Kekse häufig gar nicht mehr. "Italiener tunken ihre Kekse in Kaffee oder Milch", weiß Bahlsens Forschungsleiter Lechte.