VW Polo Facelift: Weiter wie gehabt

Nach gut vier Jahren ĂĽberarbeitet VW den Polo. Tief reichen die Eingriffe, abgesehen von der Elektronik, nicht, was zumindest an einer Stelle mutig erscheint.

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VW Polo

(Bild: VW)

Lesezeit: 4 Min.

Volkswagen hat sich entschlossen, im Segment der Kleinwagen vorerst beim Verbrennungsmotor zu bleiben. Der brandneue Skoda Fabia wie auch die überarbeiteten Versionen von Seat Ibiza und VW Polo bekommen keinen wie auch immer elektrifizierten Antriebsstrang. Das ist eine durchaus mutige Entscheidung, denn die Konkurrenz legt auch in dieser Klasse zum Teil technisch interessante Lösungen vor, die geringere Verbrauchswerte versprechen.

Die Kernmarke VW hat eine treue Anhängerschaft, mehr als 46.000 Polo wurden im vergangenen Jahr hierzulande erstmals zugelassen. Das ist eine ganze Menge, doch die Konkurrenz ist genau in der Lücke erfolgreich, die Volkswagen für zu wenig aussichtsreich hält. Mehr als 30.000 Renault Zoe wurden 2020 in Deutschland verkauft, und den ersten Platz in diesem Segment hat der Opel Corsa auch der Tatsache zu verdanken, dass es ihn mit einem batterieelektrischen Antrieb gibt.

Bei den Antrieben tut sich nichts, und so ist es auch nur konsequent, dass VW dieses Thema in der knappen Pressemitteilung ausspart. Deutlich nachgerüstet hat die Marke aber an anderer Stelle. Die Serienausstattung wird deutlich aufgewertet. LED-Scheinwerfer und Klimaanlage sind künftig schon im Basismodell serienmäßig. Es kostete bisher 15.730 Euro, und man darf sich einigermaßen sicher sein, dass VW den gehobenen Standard einpreisen wird. Eine Preisliste gibt es zum Redaktionsschluss dieses Beitrags noch nicht, doch wesentlich weniger als 17.000 Euro wird offiziell kein Polo mehr kosten.

VW Polo Exterieur (8 Bilder)

Der überarbeitete VW Polo wurde äußerlich so verändert, dass alt und ...

Geschichte ist auch ein Kombiinstrument mit realen Zeigern. An seine Stelle tritt ein Display, was bisher Aufpreis kostete. Die Klimaautomatik wird nun über Wischflächen bedient, ob das ein jeder Kunde als Fortschritt ansehen wird, sei einmal dahingestellt. Ohne Zuzahlung ist künftig auch der aktive Spurhalteassistent dabei, der sich mit dem weiter aufpreispflichtigen Abstandstempomaten austauschen kann. Bei Letzterem kam eine Vorausschau hinzu, also ein Reaktionsvermögen auf plötzlich auftauchende Hindernisse und vorhersehbare Dinge wie enge Kurven. Letzteres setzt ein Navigationssystem ab Werk voraus. Das alles verkauft VW übrigens mit dem Schlagwort "teilautonomes Fahren".

So kommt eines zum anderen. Wer das, was man heute als Kleinwagen bezeichnet, mit einem vergleichsweise niedrigen Preis verbindet, wird staunen, wie rasch die 20.000-Euro-Marke fällt. Besondere Ansprüche hinsichtlich Motorisierung und Ausstattung sind dafür gar nicht erforderlich. Das war freilich schon bisher nicht anders, und bei den Hauptkonkurrenten ist es ähnlich.

VW Polo Interieur (4 Bilder)

Der groĂźe Unterschied wird mit der optionalen Ausstattung deutlich. Das Navigationssystem ...

Neu ist unter anderem der Modulare Infotainmentbaukasten, mit dem sich bestimmte Funktionen nachträglich freischalten lassen. Dazu zählt auch das Navigationssystem. Voraussetzung dafür ist "Ready2Discover“. Vermutlich werden die meisten Kunden ihr Handy einbinden und Android Auto oder Apple CarPlay nutzen. Erstmals gibt es im VW Polo auch Matrix-Scheinwerfer, hier hatten Mazda und Opel vorgelegt. Der Ibiza bekommt sie nicht, beim Fabia ist diese Entscheidung schon gefallen, aber noch geheim.

Auf den Markt kommt der überarbeitete Polo im September. Wie lang seine Karriere noch währt, ist ungewiss. Denn ohne E-Motor wird es in den kommenden Jahren auch in dieser Klasse schwerer als bisher werden. Das ist natürlich auch in Wolfsburg kein Geheimnis, dort sind längst batterieelektrische Kleinwagen in der Entwicklung. Mit dem VW ID.2 kündigt sich ein potenzieller Polo-Nachfolger an. Zumindest für eine gewisse Zeit werden sie parallel um Kunden kämpfen – Ausgang ungewiss, doch viel spricht dafür, dass der ID.2 früher oder später ohne den Polo auskommen muss.

(mfz)