VW will IT-Vorstand schaffen

Volkswagen hat derzeit viele Baustellen, an denen parallel gearbeitet werden muss. Verstärkt will der Konzern nun die Software-Entwicklung angehen.

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Die Software im ID.3 war für einen verzögerten Start des Elektroautos verantwortlich. Ein solches Drama soll sich nie wiederholen.

(Bild: Christoph M. Schwarzer)

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  • dpa
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Bei Volkswagen geht fraglos ein unruhiges Jahr zu Ende. Golf 8 (Test) und ID.3 (Test) hatten einen schwierigen Start, bei der Software hat Volkswagen gezeigt, wie man es besser nicht machen sollte. Diese Probleme sind in der Führungsetage des Konzerns natürlich nicht unbekannt. Sie waren Thema eines Krisentreffens am Dienstagabend.

Bei der Online-Veranstaltung mit Managern ging Diess näher auf Überlegungen für eine Kernrolle von Software und IT in der Konzernführung ein. "Wir glauben, dass wir uns in der IT auch noch verstärken müssen mit einem eigenen Vorstandsressort, mittelfristig", sagte er nach Angaben aus dem Teilnehmerumfeld.

Grundsätzlich gibt es diese Forderung schon länger. VW baut derzeit seine interne "Software-Organisation" aus. Hauptziel ist eine Erhöhung des Anteils selbstentwickelter Systeme für Autos und Anlagen. Der erste Chef der Sparte, Christian Senger, war jedoch im Sommer 2020 kurz nach dem Start der Einheit von Audi-Chef Markus Duesmann abgelöst worden.

Senger leitet nun die Entwicklung des autonomen Fahrens, das bei den VW-Nutzfahrzeugen in Hannover angedockt ist. Audi ist im Konzern unter anderem für das "Artemis"-Projekt zuständig, bei dem ein neues Bordnetz für Fahrzeuge der Volkswagen-Gruppe entwickelt wird.

Zudem strebt Volkswagen die Entwicklung und Produktion eines eigenen Elektromodells für den Stammsitz Wolfsburg deutlich früher an als zunächst geplant. Das von der anlaufenden ID-Modellreihe weitgehend unabhängige, zentrale "E-Volumenmodell" könnte ab etwa 2025 im Hauptwerk des Konzerns angesiedelt werden.

VW will dabei, ähnlich wie die Marken Audi, Porsche und Bentley, mit ihrem Oberklasse-Modell in Hannover Expertise zusammenziehen. Die Planungen gelten auch aus Sicht des Betriebsrats als wichtiges Projekt für die Heimatstandorte. Das Auto soll bereits auf dem Nachfolge-Baukasten des aktuellen Systems MEB basieren und könnte eine Stückzahl von mindestens 300.000 pro Jahr erreichen, hieß es aus Unternehmenskreisen.

Der Konzern hatte das Vorhaben schon am Montagabend nach der jüngsten Sondersitzung des Aufsichtsrats angedeutet. Die Kontrolleure sprachen auf Druck von Vorstandschef Herbert Diess über Top-Personalien. Es ging aber auch um weitere Investitionen, bei deren Beratung sich offenbar Betriebsratschef Bernd Osterloh durchsetzen konnte.

Ursprünglich hatte das E-Modell für Wolfsburg erst im kommenden Herbst Thema sein sollen. Das Vorziehen gilt als Zugeständnis an die Belegschaftsvertretung, die schon länger mehr Modelle für den Stammsitz fordert. Dieser war noch bei den bisherigen Plänen für einen mittelfristigen Komplettumbau in Richtung E-Mobilität wie in Zwickau, Emden oder Hannover leer ausgegangen.

(mfz)