Verbesserungen allerorten – Die Neuerungen von Linux 2.6.25

Seite 6: Statistik, Fazit, Ausblick

Inhaltsverzeichnis
Linux-
Version
Anzahl
Dateien¹
Zeilen
Quelltext²
Entwicklungs-
zeitraum
Anzahl
Commits³
Diffstat⁴
2.6.20212808102486
(7400843)
66 Tage47685825 files changed, 262475
insertions(+), 136162 deletions(-)
2.6.21216148246470
(7522286)
80 Tage50166568 files changed, 319232
insertions(+), 175247 deletions(-)
2.6.22224118499363
(7744727)
74 Tage65267620 files changed, 519591
insertions(+), 266699 deletions(-)
2.6.23225308566554
(7818168)
93 Tage66627203 files changed, 406268
insertions(+), 339071 deletions(-)
2.6.24230628859629
(8082358)
107 Tage983610209 files changed, 776107
insertions(+), 483031 deletions(-)
2.6.25238109232484
(8396250)
83 Tage122439738 files changed, 777371
insertions(+), 404514 deletions(-)
¹ find . -type f -not -regex '\./\.git/.*' | wc -l
² find . -type f -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l (find . -name *.[hcS] -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l)
³ git-log --no-merges --pretty=oneline v2.6.(x)..v2.6.(x+1) | wc -l
⁴ git diff --shortstat v2.6.(x)..v2.6.(x+1) | wc -l

Linux-Kernel herunterladen Neue Linux-Versionen sind über die in Amerika und Europa stationierten Server der Domain Kernel.org erhältlich; deren Inhalte spiegeln zahlreiche deutsche Mirror-Server, die neue Linux-Versionen meist bereits wenige Stunden nach deren Freigabe zum Download bereithalten. Als Linux-Anwender sollte man neue Linux-Treiber und -Kernel aber normalerweise nicht selbst herunterladen und installieren, sondern auf den Linux-Distributor vertrauen. (...mehr...)

Linux 2.6.25 bringt wieder reichlich Neuerungen für Linux-Anwender – je nach Zählweise vielleicht so viel wie keine andere Version der 2.6-Serie zuvor, denn die Zahl der während des 2.6.25-Entwicklungszyklus im Quellcodeverwaltungssystem durchgeführten Commits lag deutlich über dem bisherigen Rekordhalter Linux 2.6.24. Bei letztgenannter Version veränderten die Kernel-Entwickler allerdings durch die teilweise mit Hilfe von Skripten durchgeführten Zusammenlegung der i386- und x86_64-Verzeichnisse noch ein paar Zeilen Quellcode mehr als bei 2.6.25.

Die jetzt freigegeben Kernel-Version bringt allerdings nicht so viele herausragende Neuerungen wie manche der Vorversionen in der 2.6-Serie. Die Verbesserungen im WLAN-Bereich und das Fortschreiten der Ext4-Entwicklung sind wohl die, die langfristig am wichtigsten sein werden; viele andere Neuerungen sind aber ebenfalls durchaus von Wichtigkeit und teilweise überfällig. 2.6.24 brachte da mit vielen neuen WLAN-Treibern, den nötigen Verbesserungen am CFS-Scheduler, den besseren Stromspartechniken und anderen Verbesserungen noch mehr wichtige Neuerungen, die man im täglichen Einsatz spürt. Linux 2.6.24 zeigte Anfangs aber doch so einige Probleme, die manchen Anwendern und den Betreuern von Distributionskerneln einige Kopfschmerzen bereiteten – in den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob die Kernel-Entwickler beim Kernel 2.6.25 ein besseres Händchen hatten.

Direkt nach der Freigabe von 2.6.25 beginnt nun die erste, zirka zwei Wochen lange Phase im Entwicklungszyklus des Linux-Kernels, in der Torvalds die umfangreicheren Änderungen für die nächsten Version in die von ihm betreute Hauptentwicklungslinie des Linux-Kernels aufnimmt. Das könnte diesmal etwas flüssiger verlaufen als sonst, denn die Entwickler der verschieden Subsysteme stimmen in dem seit wenigen Wochen gepflegten Linux-next-Tree ihre für die nächste Kernel-Version (also 2.6.26 in diesem Fall) geplanten Änderungen im Vorfeld aufeinander ab. Das hat sich laut Andrew Morton bereits positiv ausgewirkt; in der Endphase der 2.6.25-Entwicklung schrieb er, dass es (im Rahmen des mm-Entwicklerzweigs) deutlich weniger Merge-Konflikte und Kompilierfehler geben würde als in der selben Phase der 2.6.24-Entwicklung.

Entwicklungszyklus des Linux-Kernels Aufgrund des öffentlichen Entwicklungs-Prozesses (und mit einen tiefen Blick in den Kaffeesatz) ist heise Open ebenso wie der von der Linux-Foundation gewartete Radarschirm des Linux Weather Forecast in der Lage abzuschätzen, welche größeren Neuerungen die nächste Kernel-Version enthalten dürfte. [...] (...mehr...)

Für 2.6.26 stehen erneut zahlreiche Änderungen für das WLAN-Subsystem und WLAN-Treiber bereit; die wichtigsten WLAN-Treiber bringt 2.6.25 nun aber mit, sodass 2.6.26 vor allem zahlreiche Detailverbesserungen mitbringen dürfte. Auch die ein oder andere im Realtime-Entwicklungszweig (RT-Tree) getestete Verbesserung dürfte mit 2.6.26 Einzug in die Hauptentwicklungslinie finden, wie es ähnlich mit vorangegangene Kernel-Versionen immer der Fall war.

Besser als zum Start der 2.6.25-Entwicklung stehen die Chancen für eine Aufnahme des Kernel-Debugger KGDB. Den hatte Ingo Molnar bereits in Linux 2.6.25 hieven wollen. Torvalds, der Kernel-Debugger von jeher kritisch gegenüber steht, ignorierte KGDB jedoch und äußerte scharfe Kritik an Vorgehen von Molnar, KGDB über den Entwicklerzweig der x86-Architektur zur Integration anzubieten; Torvalds würde sich KGDB erst ansehen, wenn die Entwickler den Debugger über einen separaten Git-Tree zur Integration anbieten. Ein solcher wurde zwischenzeitlich aufgesetzt; zudem diskutierten die Entwickler über einige Details der Implementierung und überarbeiteten einige kritisierte Codeabschnitte erneut.

Mit 2.6.26 Einzug halten dürfte ein bereits während der 2.6.25-Entwicklung vorgenommene, dann jedoch teilweise wieder zurückgezogene Änderung, die Kernel-Modulen (egal ob Open- oder Closed-Source) den Zugriff auf ein zentrale für die Initialisierung des Speichersubsystems zuständige Funktion verwehrt, da Module an ihr nicht zu schaffen haben sollten. Diese Funktion nutzt neben dem Kernel-Modul von VirtualBox unter anderem auch das umstrittene Kernel-Modul der Nvidia-Grafiktreiber, sodass sich die Nvidia-Entwickler nach Alternativen umsehen müssen, damit der Treiber mit zukünftigen Kernel-Versionen zusammenarbeitet. Mit 2.6.26 wiederkommen könnte auch der Patch zur Unterstützung der PCI-Express-Stromspartechnik Active State Power Management (ASPM) – ihn integrierten die Entwickler zu Beginn des jetzt abgeschlossenen Entwicklungszyklus, entfernten ihn aber schon wenig später aufgrund zahlreicher Probleme.

Wie üblich wird das regelmäßig in c't und unregelmäßig auf heise Open erscheine Kernel-Log in den kommenden Wochen über die wichtigsten in die Hauptentwicklungslinie von Linux integrierten Neuerungen und andere Entwicklungen im Umfeld des Linux-Kernels berichten. Dazu zählen auch neue Versionen der Stable-Kernel-Series (2.6.x.y), die in den ersten Wochen nach der Veröffentlichung einer neuen Version der Hauptentwicklungslinie meist den ein oder anderen Fehler korrigieren, den die Kernel-Hacker und Tester zuvor nicht gefunden und korrigiert haben.

Ungefähr zum kalendarischen Sommeranfang dürften die Kernel-Entwickler dann die Linux-Version 2.6.26 freigeben, deren Änderungen dann wie üblich ein heise-Open-Artikel wie dieser detailliert beschreiben wird. (thl/c't)

[Anhang: Noch mehr Änderungen an Infrastruktur und Treibern.]