Wärmepumpen in den USA: Günstiger Klimaschutz

Normalerweise können sich vorwiegend wohlhabendere Haushalte emissionssenkende Technologien leisten. Bei den Heiz- und Kühlsystemen in Amerika ist das anders​.

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Waermepumpe

Wärmepumpe vor einem Einfamilienreihenhaus – hier in Deutschland.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Casey Crownhart
Inhaltsverzeichnis

Mit Strom betriebene Wärmepumpen können Häuser bekanntermaßen sowohl beheizen als auch kühlen. Und das – zumindest in den USA – erstaunlich preiswert: Neuen Untersuchungen zufolge sind diese Geräte in einkommensschwachen Haushalten dort inzwischen genauso verbreitet wie in wohlhabenderen. Das Muster ist ungewöhnlich für Klimaschutztechnik, die sonst eher von den Wohlhabenden angenommen wird.

Das Heizen von Gebäuden ist ein riesiges Klimaproblem, denn etwa zehn Prozent der weltweiten Emissionen entstammen der Bemühung, unsere Innenräume behaglich zu halten. Deshalb sind die Regierungen sehr daran interessiert, dass die Menschen neue Geräte wie Wärmepumpen einsetzen, die mit Strom aus sauberen Quellen betrieben werden können. Sie sollen dazu beitragen, Systeme zu ersetzen, die fossile Energieträger verbrennen.

Allerdings waren emissionssenkend wirkende Technologien bisher nicht gleichmäßig verteilt. In den USA besitzen die reichsten Haushalte zum Beispiel fünfmal häufiger Sonnenkollektoren und zehnmal häufiger Elektrofahrzeuge als einkommensschwache Haushalte. Selbst kostengünstigere Technologien wie hocheffiziente Waschmaschinen und LED-Glühbirnen werden eher in Haushalten mit höherem Einkommen eingesetzt.

Wärmepumpen scheinen diesem Trend allerdings erstaunlicherweise nicht zu folgen, wie eine diesen Monat veröffentlichte Analyse von Energieverbrauchsdaten in US-Haushalten aus dem Jahr 2020 zeigt. Demnach nutzen etwa 15 Prozent der Haushalte aller Einkommensschichten Wärmepumpen als primäre Heizquelle. Die Zahlen hatte die US Energy Information Agency (EIA) gesammelt und im März veröffentlicht. „Ich war geschockt, als ich dieses Muster sah“, sagt Lucas Davis, Energieökonom an der University of California, Berkeley, der die Daten analysiert hat.

Die Daten spiegeln einen deutlichen Nutzungsanstieg in Haushalten mit einem Jahreseinkommen von weniger als 20.000 US-Dollar wider. 2015 nutzten laut EIA nur etwa sieben Prozent dieser Haushalte Wärmepumpen, 2020 waren es bereits doppelt so viele. Die Verbreitung in wohlhabenden Haushalten dagegen blieb in diesem Zeitraum in etwa gleich. Die Gründe für dieses Muster sind nicht ganz klar, obwohl es damit zu tun haben könnte, wo neu gebaut wird, sagt Davis.

Nicht das Einkommen, sondern Faktoren wie die Strompreise und das lokale Klima hätten viel eher einen Einfluss darauf, ob ein Haus mit einer Wärmepumpe ausgestattet ist. Die Geräte arbeiten bei wärmerem Wetter effizienter und sind in Staaten mit milderen Wintern, insbesondere im Südosten der USA, weiter verbreitet. Etwa 40 Prozent der Haushalte in Alabama, South Carolina und North Carolina nutzen Wärmepumpen.

Niedrigere Strompreise, die den Betrieb von Wärmepumpen kostengünstiger machen, können ebenfalls für höhere Akzeptanz sorgen. Während Wärmepumpen in der Regel hohe Anschaffungskosten verursachen, kann die Kombination aus zentraler Klimaanlage und Heizsystem noch teurer sein, so dass ein kombiniertes System schon zu Beginn eine wirtschaftlichere Wahl darstellt.

Letztlich legt die Analyse nahe, dass es einige Orte gibt, an denen Wärmepumpen heute einfach eine kosteneffektive Option sind, sagt Davis. „Ich glaube nicht, dass diese Entscheidung ideologisch geleitet ist. Ich denke, es geht um Dollars und Cents.“

In anderen Teilen der Welt wird sich dieses Muster möglicherweise nicht wiederholen lassen, sagt Yannick Monschauer, Energieanalyst bei der Internationalen Energieagentur. Es gäbe heute nicht viele globale Daten darüber, in welchen Haushalten Wärmepumpen installiert sind. Aber einige Studien in Europa hätten gezeigt, dass Haushalte mit höherem Einkommen sie öfter installieren lassen. Das Thema ist aus Deutschland bekannt.

Die Anschaffungskosten sind nach wie vor hoch und werden in vielen Teilen der Welt weiterhin ein Hindernis darstellen. Das ist insbesondere bei teureren Modellen der Fall, die die Wärme aus dem Erdreich statt aus der Luft beziehen – oder bei Häusern, die mit neuer Technologie nachgerüstet werden müssen, sagt Monschauer. Sie brauchen dann gegebenenfalls auch Dämmmaßnahmen.

Anreize wie Rabatte und Steuergutschriften werden entscheidend dazu beitragen, dass Wärmepumpen auch außerhalb der engen Grenzen zum Einsatz kommen, in denen die Geräte bereits die wirtschaftlichste Option sind, sagt Monschauer – besonders in Haushalten mit geringem Einkommen.

Hinzu kommt, dass die Geräte – etwa in der günstigen Split-Variante – eben im Sommer kühlen und im Winter heizen können. Zudem ist zumindest diese Wärmepumpenart vergleichsweise einfach zu installieren, wenn man nur wenige Räume zu versorgen hat.

In mehr als 30 Ländern der Welt gibt es bereits Anreize, solche Systeme zu installieren. Neue US-Programme könnten dazu beitragen, dass noch mehr Haushalte die Geräte nutzen, um Emissionen und Energiekosten zu senken.

Der letztes Jahr verabschiedete Inflation Reduction Act in den USA sieht Steuergutschriften von bis zu 2000 Dollar für Steuerzahler vor, die Wärmepumpen installieren. Rabattprogramme können je nach Bundesstaat bis zu 8000 Dollar pro Haushalt einbringen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Anreize auf die Verbreitung von Wärmepumpen im ganzen Land auswirken werden. Der Anteil der Haushalte, die sie nutzen, ist insgesamt noch gering, und es gibt keine Garantie dafür, dass sie von solchen mit unterschiedlichem Einkommen weiterhin in gleichem Maße angenommen werden.

Forscher wie Davis sehen jedoch das Potenzial für Anreize, um die mit Wärmepumpen verbundenen Kosteneinsparungen und klimatischen Fortschritte auch weiterhin allen zu ermöglichen, nicht nur den Reichen. „Zumindest in den USA hat die Technik das Potenzial, von vielen verschiedenen Menschen angenommen zu werden“, sagt er. „Das hat etwas Egalitäres.“

(vsz)