Neues GrĂĽn im Heiligen Land

Die Wüste Sinai soll durch ökologische Renaturierung wieder grün werden und sogar den Regen nach Nordafrika zurückbringen.

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Miteinander verbundene und mit sedimenthaltigem Wasser gefüllte Zylinder sind das Herzstück der Öko-Oasen. In ihnen bildet sich ein kleines Ökosystem, das Wasser reinigt und Nährstoffe freisetzt. Sie sind die Basis für die Renaturierung der Sinai-Halbinsel.

(Bild: The Weather Makers)

Lesezeit: 3 Min.

Ties van der Hoeven ist der kreative Kopf der Weather Makers – der Wettermacher. Mit seinem kleinen Unternehmen und einem Netzwerk aus eigenwilligen Köpfen möchte er nicht weniger, als das Klima retten. Sein erstes Ziel ist, dem – wie er sagt – heiligsten Ort der Erde wieder Leben einzuhauchen; seine Wettermacher-Crew ist überzeugt, die Wüste Sinai wieder begrünen und fruchtbar machen zu können. Herzstück dieser auf den ersten Blick surreal anmutenden Aktion ist eine niederländische-belgische Domäne: Wasserbau mit schwerem Gerät, die Branche, aus der van der Hoeven ursprünglich kommt.

Dieser Text stammt aus: MIT Technology Review 7/2021

Die Initiative dazu geht von der ägyptischen Regierung aus – sie suchte eigentlich nur nach einer Möglichkeit, die politisch sehr angespannte Situation am Sinai zu befrieden. Die Idee: Fischen in der Lagune Lake Bardawil wieder Lebensraum geben, und damit den Menschen Nahrung und Frieden zurück bringen. Bagger sollten der verlandenden Lagune am Fuß der Sinai-Halbinsel wieder mehrere Meter Tiefe verleihen.

Das war der Startschuss für den Baggerspezialisten und Morphologen van der Hoeven sich mit ökologischer Renaturierung zu beschäftigen. Er ist tief in die Geschichte eingetaucht und die historischen Schriften sind für ihn der Beweis, dass der Sinai, ganz Afrika sowie der nördliche arabische Raum vor 10.000 Jahren bereits einmal grün waren.

Also hat er ein technisches Konzept entwickelt, mit dem sich die Wüstenhalbinsel, die Nordafrika von der arabischen Welt trennt, wieder massiv verändern könnte. Nicht nur, dass er den Sinai in eine fruchtbare Landschaft verwandeln will. Seine Theorie ist, dass eine grüne Sinai-Halbinsel zu einer Wetterscheide für ganz Nordafrika und den arabischen Raum werden kann. Die Windrichtung werde sich drehen, feuchte Luftmassen werden nicht länger aus dem Mittelmeerraum in den Indischen Ozean abgezogen, sondern strömen nach Nordafrika und den arabischen Raum. Sie bringen den Regen und damit Wohlstand in die Region zurück.

Die Grundlage für all das soll das nährstoffreiche Sediment aus der Lagune sein. Es wird in so genannten Öko-Oasen zum Leben erweckt und soll Nahrungsmittel, Bodennährstoffe und Trinkwasser in die Wüste bringen. Diese Öko-Oasen sollen von Familien auf der ganzen Halbinsel bewirtschaftet werden, ihnen eine Lebensgrundlage bieten und mit der Zeit ein grünes Netzwerk bilden, das den Regen zurück bringt.

Wie Ties von der Hoeven vom Bagger-Ingenieur zum "Regenmacher" wurde, wie er sich das konkret vorstellt, wie die Öko-Oasen funktionieren und weshalb die Idee weniger absurd ist, als sie auf den ersten Blick erscheint, lesen im Interview mit von der Hoeven in der aktuellen Ausgabe 7/2021 von MIT Technology Review (im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich).

(jsc)