Windkraftjobs: Der Offshore-Service-Techniker – der Weg ist der Umweg

Seite 3: Transformatoren und Transformationen

Inhaltsverzeichnis

Damit der Strom von den Windkraftanlagen auf See auch an Land kommt, muss er über verschiedene Umspannwerke und Unterseekabel geschickt werden. Allein im Park sind ungefähr 107 Kilometer Kabel verlegt.

Auch WindMW betreibt eine Umspannstation, die den Strom der 80 Windkraftanlagen annimmt. Die Anlage heißt offiziell "Offshore Sub Station" (OSS), aber wie auch die Turbinen hat die OSS einen weiteren Namen erhalten. Will man zur OSS, fährt man zum "dicken Malte".

Patrick Stippel ist einer der Techniker, der für die OSS zuständig ist. Wie auch die Techniker für die Turbinen fährt er für Einsätze mit einem Team zur OSS raus und kümmert sich dann um Arbeiten, die zuvor auf einer Checkliste festgelegt und freigegeben wurden.

Und wie auch andere Technikerinnen und Techniker vor Ort, ist auch Patrick nicht gleich in der Windkraftbranche gelandet, als er in den Beruf startete. Sein Wechsel steht aber beispielhaft für einige andere bei WindMW. Patrick hat nämlich eigentlich in der Öl- und Gas-Industrie und dort im Onshore-Bereich als Service-Techniker gearbeitet – 13 Jahre lang.

Er war auf einem Tiefbohrturm tätig. Sein vorheriger Arbeitgeber bot Teuf-Leistungen in ganz Europa an. Für Öl, Gas und auch Geothermie. Gelernt hat Patrick Energie-Anlangen-Elektroniker und hat auch seinen Meister gemacht.

Die Offshore Sub Station (OSS) ist Patricks Arbeitsplatz.

(Bild: heise online/Johannes Börnsen)

Auch während seiner Arbeit für fossile Brennstoffe war er schon in zwei-Wochen-Schichten tätig und kümmerte sich "ein bisschen um alles", insbesondere aber die Elektrik vor Ort. Er zählt im Interview aber einige Gründe auf, weshalb er irgendwann nicht mehr für die Öl- und Gas-Industrie arbeiten wollte.

Seine Haltung wandelte sich mit den Jahren, führt er aus. Für ihn begann alles, als er sich genauer mit der Elektromobilität beschäftigte. Elon Musk hatte 2016 das Model 3 vorgestellt und Patrick wollte mehr darüber wissen – auch über die ökologischen Ziele dieser Transformation. Er hörte sich Podcasts zu dem Thema an, erfuhr vom deutschen Hersteller Sono-Motors, der das Elektroauto Sion plant.

Die Technik überzeugte ihn bei einer Roadshow in Oldenburg – er ist dadurch einer von jenen frühen Sion-Begeisterten geworden, die eine Anzahlung von 500 Euro machte. Dass das Auto nun wesentlich später als geplant auf den Markt kommen wird, juckt in erst einmal nicht. Ihm geht es um die Idee. Zudem gibt es nun auch schon eine kleine Renault Zoe im Haushalt und auch ein Balkonkraftwerk.

Die letzten großen Einflüsse, die ihn immer mehr an seiner Arbeit hatten zweifeln lassen, waren die Geburten seiner Kinder und das Auftreten von Fridays for Future. Er möchte seinen Kindern später sagen können, dass er wenigstens versucht hat, den menschengemachten Klimawandel zu bremsen, erklärt er.

Während Patrick an seiner Arbeit zunehmend zweifelte, hatten schon einige ehemalige Kollegen den Wechsel zur Windkraft gemacht und Patrick hörte sich um. Sein geschätzter Kollege Jonas hatte einen Job bei WindMW gefunden und seinem Urteil vertraute er sehr. So bewarb sich Patrick im Jahr 2019 zunächst als Offshore-Service Techniker, wurde aber bald Service-Techniker speziell für die OSS. Aus seiner früheren Branche sind mittlerweile vier gute Bekannte ebenfalls zur WindMW gewechselt.

Schaut man auf den recht typischen Gender-Gap im deutschen MINT- Bereich, ist er auch bei WindMW zu sehen. Den rund 30 Technikern, stand zu unserem Besuchszeitpunkt eine Technikerin gegenüber. Allerdings hat sie eine der höchsten Ausbildungsstufen der gesamten Mannschaft und ist damit für die meisten Tätigkeiten freigeschaltet. Eine weitere Frau arbeitet bei den Beschichtern (Korosionsschützer).

Ein unschöner Teil der Arbeit einiger Technikerinnen und Techniker kann auch die Reaktion der Bevölkerung auf ihre Arbeit sein. Mitarbeiter Tomek hat während seiner Zeit in der Onshore-Branche schon Manipulationsversuche an Baumaschinen, Beschimpfungen und Plakataktionen gegen Windkraftanlagen erlebt. Das ist nun allerdings schon eine Weile her. Seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sind diese Stimmen erheblich leiser geworden. Auch Angehörige und Bekannte wollen nun doch häufig genauer erfahren, was Offshore gemacht wird.

Die WindMW Service GmbH auf Helgoland (20 Bilder)

Ausblick auf den für die Offshore-Windkraft ausgebauten Südhafen von Helgoland. Von hier aus können die WindMW-Mitarbeiter auch sehen, wenn ihre Kolleginnen und Kollegen von den Service-Schiffen abends wieder anlanden.
(Bild: heise-online/Kristina Beer)

Zudem stoßen Interessierte und Kritiker bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von WindMW teils auf offene Ohren. Sie sehen, welche Regulierung die Windkraft ausbremst, welche Firmen in den vergangenen Jahren pleite gegangen sind und wie sie selbst für das gefühlte Missmanagement bezahlen müssen. Denn auch sie bezahlen gerade die hohen Strompreise zuhause mit, und müssen zugleich mitansehen, wie die günstiger und sauberer Strom produzierenden Windkraftanlagen immer wieder abgeregelt werden, weil unter anderem der Netzausbau nicht vorankommt. Das frustriert die Menschen bei WindMW sichtlich.

Selbst wenn die Windkraftanlage momentan abgeregelt wird, wird zwar auch der ausgefallene Windstrom bezahlt, aber dies geschieht auch nur teilweise. Für Firmen, Verbraucherinnen und Verbraucher und das Klima kann diese Praxis auf Dauer nicht gut sein.

Auch sind die Mitarbeiter nicht dafür, dass an jedem Ort – On- oder Offshore – ein Windrad aufgestellt wird. Sie verstehen Kritik an der Optik, dem Geräuschpegel und auch lästigen Baumaßnahmen rund um Windparks. Trotzdem arbeiten sie oftmals aus Überzeugung für die Windkraft. Das zeigt sich auch, wenn man mit ihnen über ökologische Probleme von Energiegewinnung spricht. Sie möchten ein Teil der Lösung in der Klimakrise und auch für die Energiesicherheit sein, aber nicht um jeden Preis.


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(kbe)