Zahlen, bitte! Die 10 Gebote für gutes Design

Seite 2: Die Firma Braun entsteht

Inhaltsverzeichnis

Die Firma Braun wurde 1921 vom ostpreußischen Unternehmer Max Braun in Frankfurt gegründet. Das erste Produkt war ein Werkzeug, um in Produktionsmaschinen verbreitete Antriebsriemen zu reparieren. Mit der Zeit wuchs die Firma und deren Produktionsfelder. 1929 beschäftigte Braun bereits 400 Mitarbeiter und produzierte Rundfunkgeräte. Unterhaltungselektronik wie die 1933 erschienene Plattenspieler-Rundfunkempfänger-Kombination "Phonosuper Cosmophon 777" wurden ein Erfolg und sorgten für eine weitere Expansionsphase, ungeachtet der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten.

1934 entwarf Willi Münch das weltbekannte und bis heute mit leichten Änderungen genutzte Braun-Logo mit dem hochgezogenen A. Außerdem expandierte die Firma mit mehreren Verkaufsfilialen in Europa und bis nach Nordafrika. In Belgien und England entstanden weitere Produktionsstätten. Ende der 1930er Jahre waren bereits über 1000 Menschen bei Braun beschäftigt.

Der Krieg beendete auch hier weitere Expansionspläne. Max Braun war gezwungen in seiner Firma kriegswichtige elektronische Produkte wie Funkgeräte, oder Funksteuergeräte zu entwickeln. Nach erheblichen Zerstörungen der Firmenhallen durch die Alliierten begann nach dem Krieg der Wiederaufbau und ab 1947 wieder die Produktion von Radiogeräten. Unterstützt wurde Max Braun dabei von seinen Söhnen Erwin und Arthur, sowie 150 Beschäftigten.

Die 10 Thesen des Dieter Rams

Dieter Rams stellte folgende Thesen auf die bis heute viele Designerinnen und Designer beeinflussen:

1. Gutes Design ist innovativ

Die Möglichkeiten für Innovation sind längst nicht ausgeschöpft. Die technologische Entwicklung bietet immer wieder neue Ausgangspunkte für zukunftsfähige Gestaltungskonzepte, die den Gebrauchswert eines Produktes optimieren. Dabei entsteht innovatives Design stets im Zusammenschluss mit innovativer Technik und ist niemals Selbstzweck.

2. Gutes Design macht ein Produkt brauchbar

Man kauft ein Produkt, um es zu benutzen. Es soll bestimmte Funktionen erfüllen – Primärfunktionen ebenso wie ergänzende psychologische und ästhetische Funktionen. Gutes Design optimiert die Brauchbarkeit und lässt alles unberücksichtigt, was nicht diesem Ziel dient oder ihm gar entgegensteht.

3. Gutes Design ist ästhetisch

Die ästhetische Qualität eines Produktes ist integraler Aspekt seiner Brauchbarkeit. Denn Geräte, die man täglich benutzt, prägen das persönliche Umfeld und beeinflussen das Wohlbefinden. Schön sein kann aber nur, was gut gemacht ist.

4. Gutes Design macht ein Produkt verständlich

Es verdeutlicht auf einleuchtende Weise die Struktur des Produkts. Mehr noch: Es kann das Produkt zum Sprechen bringen. Im besten Fall erklärt es sich dann selbst

5. Gutes Design ist unaufdringlich

Produkte, die einen Zweck erfüllen, haben Werkzeugcharakter. Sie sind weder dekorative Objekte noch Kunstwerke. Ihr Design sollte deshalb neutral sein, die Geräte zurücktreten lassen und dem Menschen Raum zur Selbstverwirklichung geben.

6. Gutes Design ist ehrlich

Es lässt ein Produkt nicht innovativer, leistungsfähiger, wertvoller erscheinen, als es in Wirklichkeit ist. Es versucht nicht, den Verbraucher durch Versprechen zu manipulieren, die es dann nicht halten kann.

7. Gutes Design ist langlebig

Es vermeidet, modisch zu sein, und wirkt deshalb nie antiquiert. Im deutlichen Gegensatz zu kurzlebigem Mode-Design überdauert es auch in der heutigen Wegwerfgesellschaft lange Jahre.

8. Gutes Design ist konsequent bis ins letzte Detail

Nichts darf der Willkür oder dem Zufall überlassen werden. Gründlichkeit und Genauigkeit der Gestaltung sind letztlich Ausdruck des Respekts dem Verbraucher gegenüber.

9. Gutes Design ist umweltfreundlich

Design leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Umwelt. Es bezieht die Schonung der Ressourcen ebenso wie die Minimierung von physischer und visueller Verschmutzung in die Produktgestaltung ein.

10. Gutes Design ist so wenig Design wie möglich

Weniger Design ist mehr, konzentriert es sich doch auf das Wesentliche, statt die Produkte mit Überflüssigem zu befrachten.

" Zurück zum Puren, zum Einfachen!" - oder: Weniger, aber besser.

1950 erschien auf der Frankfurter Messe der Elektrorasierer Braun S50, der mit dem wegweisenden Design durch Max und Arthur Braun für Aufsehen sorgte und ein großer Erfolg wurde. Ein Erfolg, den Gründer Max Braun nicht mehr voll miterleben sollte – er starb nur kurze Zeit später am 5. November 1951 völlig unerwartet mit 61 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts.

Von nun an mussten die Söhne Erwin und Arthur Braun die Firma übernehmen und strukturierten die Firma erfolgreich um. Sie hatten den Geschäftssinn und die Kreativität des Vaters geerbt und brachten neue Ideen ein. Das Braun-Logo erhielt durch Designer Wolfgang Schmittel eine behutsame Überarbeitung und die Firma orientierte sich nicht mehr nur alleine am Gewinn.

Das ikonische Braun-Logo. 1934 von Willi Münch entworfen, 1952 von Wolfgang Schmittel weiterentwickelt (Foto), in den 1990er Jahren wurde es nochmal minimal überarbeitet.

Insbesondere Erwin Braun brachte einen ganzheitlichen Ansatz in die Firma. "Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper" könne optimale Ergebnisse kreieren: Egal ob Mensch, Produkt oder Firma. Deswegen bot man der Belegschaft in Frankfurt Sportangebote, medizinischen Dienst mit Klinik, und eine gesunde Ernährung in der Kantine.

Erwin Braun beeinflusste 1954 insbesondere eine Rede des Bauhaus-Schülers Wilhelm Wagenfeld am Institut für Neue Technische Form über die Funktion von Design und Qualität eines Produkts. "Das Bessere braucht nur auf jeden Fall intelligente Produzenten, die jedes Produkt für seinen Zweck, das Brauchbarsein und Haltbarsein gründlich durchdenken."

Eine Einfachheit eines Produkts entstehe durch die Selbstsicherheit eines Designers. Und ein einfaches Produkt zeige eine Klarheit, die frei sei von den Wünschen und Beschränkungen seiner Schöpfer. Das Design habe dem Verbraucher zu dienen und nicht dem Gewinn. Braun war so beeindruckt, von Wagenfelds Rede, dass er ihn sogleich für eine Designaufgabe engagierte.