Zahlen, bitte! Die 10 Gebote für gutes Design

Seite 3: Weitere Designer für den neuen Braun-Stil

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In der Ulmer Hochschule für Gestaltung, die die Linie der 1933 von den Nazis verbotenen Bauhaus-Bewegung fortzuführen versuchte, fand Braun die beiden Dozenten Hans Gugelot und Otl Aicher, die das Team ergänzten. Fritz Eichler, Kunsthistoriker und Filmregisseur, den Erwin Braun während des Zweiten Weltkriegs kennengelernt hatte, übernahm im Team die Führungsrolle. Dieses Team entwarf in wenigen Monaten eine neue, revolutionäre Designphilosophie, die sie vom kleinen Radio bis zur Musiktruhe umsetzten.

Dieter Rams: Design-Ikonen (10 Bilder)

Braun PA 1 - Diaprojektor

Der Braun PA 1 - Diaprojektor. Mit zeitgenössischen Gebrauchsspuren. Das erste von Rams entwickelte Design für die Firma Braun.

(Bild: Prof. Dr. Detlev Nothnagel)

Allein der von Otl Aicher entworfene und in der Düsseldorfer Funkausstellung 1955 erstmals genutzte Messestand D55 wies in die Zukunft. Klar gegliedert und in funktionaler Eleganz harmonierte das Design so gut mit den neuen Produkten, dass sich Braun entschloss, die Produkte im alten Stil dort nicht offen auszustellen, um Irritationen beim Publikum zu vermeiden. Er war bis 1970 im Einsatz.

In dieser Zeit las Dieter Rams eine Anzeige in der Zeitung: Eine ihm bisher weitgehend unbekannte Firma namens Braun suchte einen Architekten. Rams bewarb sich auf die Stelle und kam in die nähere Auswahl. Die Aufgabe nach dem Vorstellungsgespräch war, dass die Bewerber ein Gästezimmer für Braun entwerfen sollten.

Fritz Eichler erinnerte sich Jahrzehnte später, dass er mit Erwin Braun und Hans Gugelot die Zeichnungen durchgingen und Rams Entwurf durch seine klare Struktur und Schlichtheit auffiel, während andere Bewerber mit Opulenz beeindrucken wollten. Somit passte Dieter Rams genau in die Neuausrichtung von Braun.

Da es in der Zeit der Beruf des Industriedesigners noch nicht genau definiert war, und weil die offene Atmosphäre der Grafikdesignabteilung die unterschiedlichen Aufgaben verschwimmen ließ, erschien bereits 1956 sein erster Entwurf: Der Diaprojektor PA1. Das aufs Wesentliche reduzierte Design und die Farbgestaltung deutete bereits in vielen Merkmalen auf die Designgrundsätze des Teams hin, mit denen sie in den nächsten Jahrzehnten Furore machen sollten.