heise Investigativ: Viele Ampeln sind per Funk einfach manipulierbar
Seite 3: Auswege
Klar ist, der für die Ampelbeeinflussung genutzte Analogfunk muss schnellstmöglich einem sichereren Kommunikationsweg weichen. Das bedeutet unausweichlich erheblichen Aufwand und Kosten für die Kommunen und Verkehrsbetreiber. Doch welche Möglichkeiten gibt es?
Die Verantwortlichen haben die Wahl zwischen zwei möglichen Architekturen: zentral und dezentral. Der zentrale Ansatz sieht eine Leitstelle vor, welche eine Verbindung mit jeder Ampel unterhält. Die Fahrzeuge beeinflussen nicht direkt die Ampeln, sondern melden sich bei der Leitstelle und diese leitet die Anfragen an die Ampeln weiter.
Die zentrale Steuerung ist mancherorts bereits in Betrieb, wie uns etwa die Stadt Heilbronn berichtet: "Im Stadtgebiet Heilbronn senden die Fahrzeuge ihre Positionen per Mobilfunk an den Verkehrsrechner, welcher als Zentrale fungiert. Vom Verkehrsrechner wird der Schaltbefehl digital an das Steuergerät der Ampel übermittelt." Das System ist dort bereits seit 2021 im Einsatz.
Derzeit kommt vor allem die dezentrale Steuerung zum Einsatz, die Fahrzeuge melden sich die Fahrzeuge direkt bei den jeweiligen Ampeln an. Um dieses Konzept abzusichern, ist eine Änderung nötig: Anstelle des unsicheren Analogfunks müsste ein modernerer Digitalfunkstandard wie TETRA oder Tetrapol zum Einsatz kommen. Unsere Anfragen ergaben, dass TETRA bereits seit Längerem unter anderem in Köln, Dortmund und Bonn zum Einsatz kommt, von Tetrapol berichten Passau und Hamburg.
Die wenigen Positivbeispiele täuschen aber nicht darüber hinweg, dass die Ampeln im weit überwiegenden Teil der angefragten Städten noch per Analogfunk gesteuert werden, der "veraltet und nicht angriffssicher ist", wie eine sächsische Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme einräumte. Trotzdem wurden die Planungen zur Umstellung auf digitalen Funk hier "auch aufgrund fehlender finanzieller Mittel bisher nicht weiter verfolgt".
(rei)