"iCar" in Klein: Apple lässt autonome VWs über sein Firmengelände flitzen
Der iPhone-Hersteller hat mit Volkswagen einen Vertrag zum Ankauf von Transportern geschlossen, die mit Apples Selbstfahrsoftware ausgerüstet werden sollen. Zuvor gab es wohl auch Verhandlungen mit BMW und Daimler.
Das "iCar" ist es noch nicht: Apple hat einem Medienbericht zufolge einen Vertrag mit dem deutschen Automobilriesen Volkswagen geschlossen, um dessen Fahrzeuge zu autonomen Shuttles für den Mitarbeitertransport umzubauen. Dass der iPhone-Hersteller ein entsprechendes Projekt plant, ist bereits seit letztem Sommer bekannt: Das Projekt unter dem vorläufigen Namen "PAIL", was für "Palo Alto to Infinite Loop" steht, soll Menschen autonom einige Meilen zwischen Apple-Büros an der Firmenadresse am Infinite Loop und in der Stadt Palo Alto fahren. Zudem sind auch andere Shuttle-Routen an Apple-Unternehmensstandorten in den USA geplant.
Welche Autos hier als Basis verwendet werden sollen, steht nun offenbar fest: Laut New York Times werden neue Transporter der T6-Baureihe von VW angeschafft. VW soll angeblich nicht Apples erste Wahl gewesen sein. Zuvor gab es auch Verhandlungen mit den deutschen VW-Konkurrenten BMW und Daimler (Mercedes-Benz). Hierbei soll es gar um die Entwicklung kompletter Elektrofahrzeuge gegangen sein, was der New York Times fünf mit den Verhandlungen vertraute Personen bestätigt haben. Die Verträge seien aber nie zustandegekommen, weil Apple verlangte, sowohl die Fahrzeugdaten zu erhalten als auch das Design zu kontrollieren.
VW-"Bulli" mit Apple-Technik
Das nun geplante Shuttle-Projekt fällt relativ klein aus: VW wird "einige" seiner neuen T6-Modelle an Apple verkaufen. Dort spielt man dann die eigene Software fürs autonome Fahren auf, die der iPhone-Produzent bereits seit längerem auch auf öffentlichem Straßenland testet. Bei diesen Versuchen kommen bislang Lexus-Hybrid-Fahrzeuge zum Einsatz, die auch bei Konkurrenten wie Google bereits als Versuchsplattform dienten.
Der T6 wird dem Bericht zufolge bei einer italienischen Tochter von VW umgebaut. Er erhält verschiedene neue Komponenten, darunter Armaturenbrett und Sitze, die Apple auswählt. Auch Rechentechnik, Sensoren und eine große Batterie wird der iPhone-Konzern einsetzen. Die Autos sollen autonom unterwegs sein, aber einen Sicherheitsfahrer an Bord haben. Zudem kann ein Ingenieur mitfahren, um Leistungsparameter zu überwachen. Der Shuttle sollte Ende 2018 fertig sein, was aber wohl nicht eingehalten werden kann.
Das Shuttle-Projekt soll trotz seiner eher kleinen Ambitionen fast die gesamte Aufmerksamkeit von Apples Autoteam in Anspruch nehmen, heißt es weiter. Apple hatte zwischenzeitlich über 1000 Personen für sein "iCar"-Projekt beschäftigt, dieses dann aber bereits 2016 stark zurechtgestutzt. Angeblich fehlt dem Konzern auch ein Plan, wie es nach den Shuttle-Plänen mit dem Autovorhaben weitergehen soll.
"iCar"-Projekt war einmal groß geplant
Apples Versuche im Rahmen des "iCar"-Vorhabens, das intern "Titan" beziehungsweise "T172" hieß, begannen bereits 2014. Damals sei ein einzelnes Fahrzeug geplant gewesen, so die New York Times, eine Art "automotive Version des iPhone". Es sollte elektrisch und autonom unterwegs sein und einen Innenraum haben, der eher einem Wohnzimmer gleicht. Software- und Fahrzeugspezialisten seien ebenso beschäftigt worden wie Raketenwissenschaftler und das Industriedesignteam um Chief Design Officer Jony Ive. Zu den Prototypen, die Apple gebaut haben soll, gehört angeblich ein SUV mit vier Sitzen, die gegenüber voneinander positioniert waren – einen Fahrer gab es nicht mehr.
Die Anforderungen an eine potenzielle Zusammenarbeit mit der Fahrzeugindustrie hätten sich bei Apple intern verändert, schreibt die New York Times weiter. So habe Apple anfangs gewollt, dass ein Industriepartner das komplette "iCar" baut, dann sollten grundlegende Bauteile wie Reifen oder Chassis geliefert werden. Schließlich wollte Apple nur noch, dass bestehende Fahrzeuge mit Apple-Technik wie Sensoren und Software ausgerüstet würden. Ähnliches ist nun bei dem VW-Projekt geplant.
Ob diese Fahrzeuge jemals auf den Markt kommen, ist noch völlig unklar. Zu den potenziellen Apple-"iCar"-Partnern sollen zwischenzeitlich auch Magna Steyr, Nissan, McLaren und der chinesische E-Autohersteller BYD gezählt haben. (bsc)