Kommentar: Sind Apple-User Opfer eines "EU-Regulierungswahns"?

Im Herbst erscheinen iOS 18, macOS 15 & Co. in der EU ohne wesentliche Neuerungen wie Apple Intelligence. Schadet der Digital Markets Act mehr, als er nützt?

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(Bild: Icon: Apple, Montage: Wolfgang Kreutz)

Lesezeit: 2 Min.

Artikel aus der Mac & i Heft 4/2024 – jetzt neu am Kiosk und versandkostenfrei im heise-Shop.

Mächtige Digitalkonzerne dominieren den Markt, maximieren ihre Profite auf Kosten der Nutzerinnen und Nutzer und verdrängen die Konkurrenz. Mit dem Digital Markets Act (DMA) greift die EU entschlossen ein, um fairere Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. So fordert der DMA unter anderem Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Systemen. Die bereits umgesetzte USB-C-Pflicht und die künftige Öffnung des NFC-Chips für andere Bezahldienste zeigen, wie segensreich solche Regelungen sein können. Und Apple lässt sich auch von der EU beeinflussen, etwa zur Einführung von RCS mit iOS 18. Dann kann ich endlich Android-User in Gruppenchats der Nachrichten-App einbinden und ihnen ohne teure MMS-Gebühren hochauflösende Bilder schicken.

Ein Kommentar von Wolfgang Kreutz

Wolfgang Kreutz ist seit 2013 Redakteur bei Mac & i. Der gelernte Mediengestalter ist ein Mann der Praxis, Tool-Junkie sowie Workflow-Optimierer. Vom C64 mit Basic und Assembler geprägt, erleichtert er sich heute die Arbeit durch Skripte in verschiedenen Sprachen. Unter macOS bevorzugt er AppleScript und Shell-Skripte, erkundet aber auch Apples Kurzbefehle.

Auch die DSGVO, eine weitere EU-Errungenschaft, weist seit Jahren datenhungrige Unternehmen in die Schranken. Trotz umstrittener Details wie die unsäglichen Cookie-Banner ist der Grundgedanke dieser Regulierung richtig und wichtig. Es kommt jedoch auf die Umsetzung an.

Bald stellt Apple allerdings meine EU-Euphorie auf eine harte Probe. Einige auf der WWDC angekündigte Features wie Apples KI-System Apple Intelligence bleiben EU-Bürgern zunächst nicht nur verwehrt, sondern Apple verhindert aktiv die Nutzung. Der Konzern beruft sich hier auf regulatorische Unsicherheiten. Dies ist offensichtlich ein deutlicher Seitenhieb auf die EU, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Grundlegende Neuerungen gab es nämlich schon häufiger anfänglich nur in den USA – ganz ohne politische Einordnung aus Apples Marketingabteilung.

Artikel aus Mac & i 4/2024

Kurios wird es beim iPhone-Mirroring und bei der verbesserten SharePlay-Funktion. Unsere Nachbarn in der Schweiz dürfen ihr iPhone mit dem Mac bedienen sowie fremde iPhones fernsteuern, ich in Deutschland aber nicht. Ähnliche Continuity-Funktionen wie AirDrop oder die universelle Zwischenablage sind hingegen global verfügbar.

Mit den stark abgespeckten Herbst-Upgrades werden sich viele Apple-Kunden in der EU als User zweiter Klasse fühlen. Den Unmut dürfte Apple bewusst einkalkuliert haben, um die EU zum Einlenken zu bewegen. Diese Taktik, EU-Bürger als Druckmittel gegen Regulierungen zu instrumentalisieren, darf aber auf keinen Fall aufgehen. Die langfristigen Vorteile eines fairen digitalen Marktes überwiegen bei Weitem die persönlichen Einschränkungen. Dann bekomme ich einige Features eben später.

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(wre)