Kommentar: Office fürs iPad – besser spät als nie

Nach einem langen Wochenende mit Excel, Word und PowerPoint auf Apples Tablet gibt es gute Noten für Microsofts großen Vorstoß ins iOS-Universum. Der neue Konzernchef Satya Nadella ist auf dem richtigen Weg – auch wenn Redmond sehr spät dran ist.

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So richtig geglaubt habe ich es ja nicht mehr, dass Microsoft sein Office-Paket noch einmal auf Apples Tablet holt. Zwar gab es in den letzten Jahren immer wieder entsprechende Gerüchte, doch offenbar stand Firmenboss Steve Ballmer niemals richtig hinter einer Veröffentlichung. Entsprechend brauchte es wohl einen neuen, sympathisch-pragmatischen Chef wie Satya Nadella, um den Knoten dann am vergangenen Donnerstag endlich platzen zu lassen.

Und ja, die drei Apps Word, Excel und PowerPoint sind unter iOS richtig nett. Das gilt auch noch nach einem langen Wochenende mit den Programmen. Gut, ganz vollständig sind sie nicht, beispielsweise hat Microsoft peinlicherweise die Druckfunktion unterschlagen.

Und es fehlen auch hier und da Features, die man unter anderen Betriebssystemen seit langem schätzt, wie mir Office-Nerds mitteilen. Doch wirklich viel funktionstechnisch Unterschlagenes erlebe ich persönlich nicht – es ist schon ein "echtes" Office. Mir scheint, dass Microsoft eine gute Mischung aus Tablet-Simplizität und Funktionsumfang abgeliefert hat, was für den Softwareriesen ja wirklich kein Standard ist.

Die Frage ist nur, ob Office fürs iPad noch rechtzeitig kommt, um das Ruder auf der von Microsoft bislang sträflich missachteten Plattform herumzureißen. Aktuell beherrscht Apple mit seinem iWork-Paket, das für Neukunden sogar kostenlos ist, den Markt. Und auch diese Apps sind nicht wirklich schlecht, gut an die Touchscreen-Bedienung angepasst und werden regelmäßig gewartet. Das muss Microsoft erstmal zeigen.

Dass das Interesse an den Office-Programmen unter iPad-Usern dennoch groß ist, lässt sich an den iOS-App-Charts ablesen. Doch sind die Tools ja zunächst – im Viewer-Modus – kostenlos nutzbar und herunterzuladen. Wie viele User dann tatsächlich ein 99 Euro (oder weniger) teures Jahresabo für "Office 365 Home Premium" abschließen, weiß nur Microsoft allein.

Zumal es mehrere Wege gibt, dies zu tun – und nicht nur direkt über iOS, was Apple dann noch 30 Prozent Provision einbringt, die Microsoft erstaunlicherweise freiwillig zahlt.

Die Diskussion geht zudem weiter als nur die Frage, ob es Microsoft unter Nadella gelingt, bestehende Platzhirschen auf der iPad-Plattform zu schlagen. Büroprogramme sind zunehmend keine reinen Apps mehr, sondern wandern ins Web. Und das klappt auch mobil zunehmend gut, wenn man sich beispielsweise Google Docs in der Browser-Version auf dem iPad betrachtet.

Entsprechend muss man sich fragen, ob Microsofts Strategie grundsätzlich noch zeitgemäß ist. Auch wenn Office fürs iPad dank Cloudunterstützung mit OneDrive (und direktem Abgleich mit anderen Installationen auf den unterschiedlichsten Beriebssystemen) danach wirkt, als sei es für das neue Internet-Zeitalter bereit.

Mein Fazit: Nadella hat sich und Microsoft mindestens mehr Zeit erkauft. (bsc)