VW-Aufsichtsratschef: Preise fĂĽr Elektroautos werden stark steigen
Aufsichtsratschef Pötsch befürchtet, dass sich Menschen mit niedrigem Einkommen kein eigenes E-Auto leisten können, weil heutige Preise unhaltbar seien.
Der Vorsitzende des Volkswagen-Aufsichtsrats, Hans Dieter Pötsch, rechnet angesichts des bevorstehenden Umstiegs auf Elektroautos mit stark steigenden Fahrzeugpreisen bei Kleinwagen. "Das heutige Preisniveau ist nicht zu halten, wenn diese Autos mit Elektromotoren ausgestattet werden", sagte Pötsch im Interview mit der Welt am Sonntag. Daher werde es im Kleinwagen-Segment unweigerlich zu erheblichen Preiserhöhungen kommen.
Basismodell I.D. ab 30.000 Euro
Pötsch kündigte in der Welt am Sonntag an, der erste als reines Elektrofahrzeug entworfene VW-Pkw, der I.D., werde ab 30.000 Euro erhältlich sein. Allerdings müssten die Kunden dabei einige Abstriche hinnehmen, so liege etwa die Reichweite der Elektrofahrzeuge derzeit bei 300 bis 400 Kilometern – erheblich weniger als bei vergleichbaren Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Laut einem Medienbericht plant VW jedoch auch ein besonders günstiges Elektroauto für 20.000 Euro.
Künftig werde sich laut Pötsch die Frage stellen, ob sich Menschen mit niedrigem Einkommen noch ein eigenes Fahrzeug leisten könnten. Dies sei bei der Festlegung strengerer CO2-Grenzwerte in den Hintergrund geraten. Pötsch sagte weiter, es gebe aber keine Alternative zum Elektroauto und Volkswagen werde massiv in den Bau von Antriebsbatterien investieren.
Höhere Kosten auch wegen verschärfter CO2-Grenzwerte
Die EU hatte kürzlich die Autoindustrie auf deutlich verringerten CO2-Ausstoß ihrer Fahrzeugflotten bis 2030 festgelegt und mit dem erzielten Kompromiss Entsetzen bei den Autoherstellern ausgelöst. Auch der VW-Betriebsratschef Osterloh kritisierte die abgesenkten CO2-Grenzwerte und warnte vor dem Verlust zehntausender Arbeitsplätze bei dem Autohersteller.
VW will unter anderem in seinen Werken in Zwickau, Hannover und Emden E-Autos produzieren. Im Werk Salzgitter entsteht derzeit eine Pilotanlage zur Batteriezellfertigung, in die VW in den kommenden vier Jahren 700 Millionen Euro investieren will. Für eine Batteriezellproduktion in Deutschland (die nach Expertenansicht inzwischen überfällig ist) möchte Bundeswirtschaftsminister Altmaier gerne eine Milliarde Euro beisteuern – was wiederum den VW-Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess freuen dürfte, der eine "echte Agenda Auto" gefordert hat, weil die Autoindustrie noch nie gefördert worden sei.
Volkswagen I.D. (6 Bilder)
(tiw)