AOL verliert auf dem Werbemarkt

Die Werbeeinnahmen des größten Online-Dienstes der Welt gehen zurück -- gegen den Trend der Branche.

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AOL rechnet für dieses Jahr mit Verlusten an Werbeeinnahmen von 700 Millionen US-Dollar auf 1,7 Milliarden US-Dollar gegenüber dem Vorjahr. Damit setzt sich der Trend vom vergangenen Jahr fort, der sich über die ganze Branche erstreckte. Doch anders als in diesem Jahr scheint es so, berichtet das Wall Street Journal, dass der größte Onlinedienst der Welt gegen den Trend verliert. Marktbeobachter schätzen nämlich, der Werbemarkt werde sich ungefähr in dem Rahmen des vorigen Jahres bewegen oder nur leicht zurückgehen.

Der Gesamtumsatz an Werbeeinnahmen betrug auf dem Onlinesektor in den USA im Jahr 2001 rund 7,2 Milliarden US-Dollar. Das sind 12 Prozent weniger als im Jahr 2000. Berücksichtigt man nun den für dieses Jahr vorhergesagten Rückgang bei AOL -- das Wall Street Journal spricht sogar von etwa 1 Milliarde US-Dollar -- heißt dies, dass die Konkurrenz des Online-Riesen wächst und aufholt. Die Disney-Sparte ESPN beispielsweise will die Online-Werbeeinnahmen nach eigenen Angaben um einen zweistelligen Prozentbetrag steigern.

Das Wall Street Journal selbst verzeichnete im dritten Quartal online ein Werbeplus von 24 Prozent und die New York Times gar um 30 Prozent. Es scheint, als ob die Unternehmen das Internet als Medium wiederentdecken, mit dem die Menschen während der Arbeitszeit mit Werbung eingedeckt werden können. Laut Nielsen//NetRatings zeigt sich das erste Quartal 2002 mit einem Rückgang von 8 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres als Tiefpunkt, während es im dritten Quartal ein Anstieg um 15 Prozent gegeben haben soll.

Als Grund für die gegenläufige Entwicklung bei AOL vermuten Marktbeobachter eine abweichende Verkaufsstrategie für Werbeplätze. AOL bevorzugt große und langfristige Geschäfte mit seinen Partnern, die unter anderem ganze so genannte Channels des proprietären Dienstes sponsern. In der derzeitigen Situation scheinen diese Werbepartnerschaften im Kosten-Nutzen-Verhältnis zu teuer. Der Online-Dienst hat bereits angefangen, seine Werbeabteilung zu reorganisieren, Preise zu senken und kleiner zugeschnittene Angebote zu machen, um werbewillige Unternehmen besser locken zu können.

Trotz der Reklamekrise und den finanziellen Einbrüchen im Werbesektor steht AOL aber zu seiner Erzfeindschaft mit Microsoft. Laut US-amerikanischen Medien lehnte der Online-Dienst das Ansinnen der Redmonder ab, in seinem Angebot Anzeigen für MSN 8.0 zu schalten. (anw)