Amazon.com kann sich Zusatzzahlungen leisten: Das Geschäft blüht

Weihnachtsquartal und Corona-Pandemie - das lässt bei Amazon.com Rekorde purzeln. So kann sich der Konzern erneuerbare Energie und COVID-Prämien locker leisten.

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Amazon-Schriftzug

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.
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Amazon.com profitiert weiter von der Coronavirus-Pandemie, die zu deutlich mehr Online-Bestellungen führt. Der Konzern hat im vierten Quartal 2020 126 Milliarden US-Dollar umgesetzt (+44% im Jahresabstand) und seinen Betriebsgewinn um 77 Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar gesteigert. Der Reingewinn ist mit 7,2 Milliarden Dollar sogar mehr als doppelt so hoch ausgefallen wie vor einem Jahr (+121%). Pro Sekunde gerechnet hat Amazon in dem Quartal mehr als 900 Dollar Nettogewinn geschrieben.

Das geht aus den Dienstagabend verlautbarten Finanzzahlen Amazon.coms hervor. Gleichzeitig hat der Konzern mitgeteilt, dass im Sommer Jeff Bezos als CEO Amazons zurücktreten wird. Außerdem ist am Dienstag bekannt geworden, dass Amazon 61,7 Millionen Dollar zahlen muss, weil es von 2016 bis 2019 die für selbständig tätige Zusteller gegebenen Trinkgelder diesen nicht weitergereicht hat. Die US-Regulierungsbehörde FTC wird das Geld an die Übervorteilten ausschütten. Im nachbörslichen Handel wurden Amazon-Aktien um einige Promille höher gehandelt.

Amazon.com berichtet seine Finanzzahlen in drei Segmenten: Der Online-Handel in Nordamerika stellt mit 75,3 Milliarden Dollar (+40%) mehr als die Hälfte des Umsatzes. Der Betriebsgewinn ist dort um 55 Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar gestiegen. Beim Online-Handel in anderen Erdteilen ist es dem Konzern gelungen, nach einem Verlust von 617 Millionen Dollar im vierten Quartal 2019 nun einen Betriebsgewinn von 363 Millionen einzufahren.

Parallel konnte Amazon den Handelsumsatz außerhalb Nordamerikas um 57 Prozent auf 37,5 Milliarden Dollar steigen. Amazon Web Services (AWS) bescheren zwar nur ein Zehntel des Quartalsumsatzes (+28% auf 12,7 Milliarden Dollar), aber mehr als die Hälfte des Betriebsgewinns (+37% auf 3,6 Milliarden Dollar).

Im Gesamtjahr 2020 hat Amazon.com 386 Milliarden US-Dollar umgesetzt (+38%) und davon 22,9 Milliarden Dollar Betriebsgewinn gemacht (+57%). Der Reingewinn ist mit 21,3 Milliarden Dollar sogar 84 Prozent höher ausgefallen – nach einer Verdreifachung des Jahresbetriebsgewinns 2019.

2020 hat der Konzern seinen Mitarbeitern Coronavirus-Prämien von insgesamt 2,5 Milliarden US-Dollar bezahlt, zusätzlich zum üblichen Gehalt. Amazon.com bezahlt in den USA mindestens 15 US-Dollar pro Arbeitsstunde, was das Doppelte des bundesrechtlich vorgeschriebenen Mindestlohns ist.

Weitere zwei Milliarden US-Dollar hat Amazon für die Bewahrung leistbaren Wohnraums rund um seine größten Niederlassungen (Seattle, Arlington und Nashville) versprochen. Amazon.com stellt dort immer mehr Mitarbeiter ein und bezahlt sie gut. Das führt zu einem Anstieg der Mietpreise, was weniger Betuchte hart treffen kann. Im vergangenen Jahr ist der Konzern nach Eigeneinschätzung außerdem zum weltweit größten Käufer erneuerbarer Energie geworden.

Angesichts der satten Profite kann sich der Konzern solche Initiativen leisten. Auch in Deutschland investiert das Unternehmen in Wind- und Sonnenkraftwerke. Amazon kehrt aber nicht nur vor der eigenen Türe, sondern hat dreißig weitere Konzerne dazu veranlasst, sich ebenfalls zu CO2-neutralem Wirtschaften spätestens 2040 zu verpflichten. Dazu zählen beispielsweise Atos, Harbour Air, Henkel, Microsoft, Nestle, Uber und Unilever.

(ds)