Apples Auto-Projekt und die offene Frage, wo die Reise hingeht

Interviews mit mehreren Beteiligten erlauben Einblicke in Apples Auto-Projekt. Doch neben gewonnenen Einblicken stellen sich auch viele neue Fragen.

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Ein Roboterwagen von Apple auf Probefahrt.

(Bild: dpa, Andrej Sokolow/dpa)

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Ein autonom fahrendes Auto ohne Bremspedal und Lenkrad, nach innen gerichtete Sitze, damit die Fahrzeuginsassen von Angesicht zu Angesicht sprechen können und gar Schlafplätze: Interviews mit 20 Beteiligten von Apples Autoprojekt geben neue Einblicke in das streng geheime, offiziell niemals bestätigte Vorhaben. Zugleich wirft der Bericht des Onlinemagazins "The Information" aber auch viele Fragen dazu auf, ob es jemals ein Apple Car geben wird. Offenbar weiß das die Spitze rund um Apple-Chef Tim Cook selbst nicht, vermuten laut dem Bericht zumindest einige, die an der Forschung und Entwicklung des Autos direkt beteiligt sind.

Die Gerüchte und Berichte über Apples Auto-Projekt beschäftigen inzwischen schon seit acht Jahren die Medien. Das angeblich schon im Jahr 2008 vom damaligen Apple-Mitbegründer Steve Jobs erdachte Vorhaben, ein eigenes Auto zu bauen, machte seit Bekanntwerden im Jahr 2014 vor allem Schlagzeilen mit Personalbewegungen. "Es ist schwer, etwas zu verbergen, wenn Du Tausende Ingenieure einstellst, um es umzusetzen", sagte Tesla-Chef Elon Musk im Jahr 2016.

Bis zu 5000 Beschäftigte, viele davon aus der Autoindustrie, tüftelten angeblich an Apples Vision eines Autos. Viele von ihnen durften dort schon mehrere Chefs erleben, denn vor allem in der Leitungsebene gab es ein reges Kommen und Gehen.

Seit dem Jahr 2021 soll Apple-Watch-Chef Kevin Lynch das Sagen haben. Vom Zeitmesser wechselte er in die Funktion des Taktgebers beim Auto. Er folgte auf Doug Field, der als früherer Tesla-Manager einschlägige Erfahrung in der Herstellung von Autos mitbrachte, aber dann zu Ford wechselte. Im Jahr 2014 war es angeblich Johann Jungwirth von der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Mercedes-Benz in Nordamerika, der den Anfang machte. Später holte Apple mit dem früheren Hardware-Chef Bob Mansfield ein Schwergewicht des IT-Konzerns eigens aus dem Ruhestand. Auch der frühere Designchef Jony Ive soll bis heute involviert sein – nach seiner Zeit bei Apple mit seiner eigenen Firma "LoveFrom".

Dass das Autoprojekt bislang dennoch nicht in Form eines konkreten Produkts zum Rollen kam, hat laut dem Bericht von "The Information" unter anderem damit zu tun, dass Apple-Chef Tim Cook ein selten gesehener Besucher in den Büros in Santa Clara sei. Trotz eines eigenen Codenamens (M101) fehle den Beteiligten eine konkrete Zielvorstellung und ein starkes Signal aus dem Firmensitz in Cupertino. Mit Softwarechef Craig Federighi soll es sogar einen erklärten Skeptiker in den Reihen des Apple-Vorstands geben.

Die Skepsis ist durchaus begründet, wenn die geschilderten Erlebnisse in dem "Information"-Bericht zutreffen: So soll ein autonom fahrendes Apple-Auto erst Anfang des Jahres beinahe einen Jogger angefahren haben, weil es ihn falsch erkannte und nicht ausreichend auswich. Der Notfallfahrer, der in den Testwagen jeweils mitfährt, musste beherzt in die Bremse treten, um den Zusammenstoß zu verhindern, heißt es. Der Fall soll keine Ausnahme sein: Die Technik, die als Aufbauten an Fahrzeugen der Marke Lexus angebracht ist, tue sich immer noch schwer damit, sich auf ihr unbekannten Strecken richtig zu verhalten. Es ist die Rede von angefahrenen Bordsteinen und Problemen beim Halten der Spur.

Mit elegant inszenierten Drohnenvideos vor der Bergkulisse des US-Bundesstaats Montana habe das Car-Team zwischenzeitlich versucht, die Apple-Spitze bei Laune zu halten. Im Jahr 2018 wurden laut einem Medienbericht 27 selbstfahrende Autos von Apple bei der kalifornischen Verkehrsbehörde registriert. In den Folgejahren stieg deren Zahl auf über 69 an.

Während die Fahrpraxis die Autopläne offenbar immer wieder auf den Boden zurückholt, sei die Vision für das Fahrzeug selbst weit gediehen. Zu hören ist unter anderem von einem Kofferraum, der sich für besseren Zugriff absenken und hochfahren kann sowie von Bildschirmen, die bei Bedarf ausfahren. Für das Fahren ohne Bremspedal und Lenkrad habe Apple sogar schon eine Ausnahmegenehmigung zum Testen beantragt.

Unklar bleibt, ob Apple nicht doch konkrete Erkenntnisse aus dem Auto-Projekt für sein neues CarPlay zieht. Die nächste Generation, die auf der Entwicklerkonferenz WWDC angekündigt wurde, soll ab 2024 in Autos Einzug halten. Für Ende 2023 ist die Ankündigung erster Fahrzeuge geplant. Bislang vorgestellt ist die Erweiterung der iPhone-Schnittstelle auf sämtliche Bildschirme eines Autos. So sollen künftig auch Geschwindigkeitsanzeige und weitere Bedienelemente in CarPlay einfließen.

(mki)