Autonomes Fahren: Deutsche Bahn will automatische Shuttles in den ÖPNV schicken
Zusammen mit dem Verkehrsverbund RMV will die DB im kommenden Jahr autonome Rufbusse in den ÖPNV integrieren.
Die Deutsche Bahn (DB) und der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) wollen im kommenden Jahr eine Flotte aus autonom fahrenden On-Demand-Shuttles (oder Rufbussen) in Betrieb nehmen. Es soll die weltweit erste Flotte dieser Art werden, die vollständig in den Regelbetrieb geht und in den ÖPNV-Regelbetrieb integriert wird, teilte die Deutsche Bahn mit.
Die Software für den On-Demand-Dienst soll die DB-Tochter ioki liefern, der Ridepooling-Betreiber CleverShuttle und die Verkehrsunternehmen Heag mobilo und kvgOF den Dienst vor Ort betreiben. Die Fahrassisstenzsysteme liefert die Intel-Tochter Mobileye. Weitere Details zu dem Unterfangen wurden noch nicht bekannt.
Den ersten autonomen Bus hatte die DB 2017 in Bad Birnbach im Kreis Rottal-Inn in den öffentlichen Nahverkehr geschickt. Den ersten von ioko betriebenen Rufbus ließ die DB vor vier Jahren im pfälzischen Wittlich fahren. Damals wie heute geht es darum, die Mobilitätslücke zwischen Haustür und Bahnhof zu schließen, besonders am Stadtrand und auf dem Land. Dort sind laut einer Umfrage unter Verkehrsunternehmen 47 Prozent aller gegenwärtigen On-Demand-Verkehrsmittel unterwegs.
In Frankreich wird aktuell eine etwas andere Idee verfolgt: Dort plant die Bahngesellschaft SNCF mit "Flexy" einen Zug, der an Bahnübergängen auch auf die Straße abbiegen und so die letzten Meter in Wohngebiete zurücklegen können soll.
Kosten: 3,8 Milliarden Euro
Mit Blick auf Deutschland sieht Jörg Sandvoß, Chef von DB Regio, den Schritt zum weiter verbreiteten autonomen Fahren als folgerichtig an. "Denn erst mit fahrerlosen Shuttles, die mit normaler Geschwindigkeit unterwegs sind, schaffen wir einen ÖPNV, in den die Menschen überall und zu jeder Zeit einsteigen können", heißt es in einer Mitteilung seines Unternehmens.
Innerhalb den vergangenen drei Jahre haben DB Regio Bus, ioki und CleverShuttle ihr bereits bestehendes Angebot an Rufbussen auf bundesweit rund 330 Bedarfsverkehre ausgebaut, damit seien insgesamt sieben Millionen Fahrgäste befördert worden. Solche Angebote seien ein Hebel, um den ÖPNV für mehr Menschen attraktiver zu machen, meint der Verband der deutschen Verkehrsunternehmen (VDV), dem die Deutsche Bahn angehört.
Allerdings seien diese ohne zusätzliche finanzielle Mittel in den kommenden Jahren nicht wirtschaftlich zu betreiben, meint der VDV. Er hat beim Beratungsunternehmen Roland Berger ein Gutachten bestellt, laut dem Angebotserweiterung bis 2030 zusätzlich 3,8 Milliarden Euro kosten werde. Damit könnten On-Demand-Verkehre in Deutschland flächendeckend im Regelbetrieb fahren.
(anw)