Autos werden zur zweiten Heimat

Kontaktloser Zugang, perfekter Sound und beste Konnektivität. Die Autobranche rechnet damit, dass Corona die Wünsche der Kundschaft dauerhaft verändern wird.

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(Bild: Daimler)

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Bisher galt das Auto als dritte Heimat – gleich hinter dem eigentlichen Zuhause und dem Arbeitsort. Die Pandemie mischt die Karten neu: Weniger Pendelei durch mehr Homeoffice, bei gleichzeitiger Vertrauenskrise in den ÖPNV. Zumindest im Winter sind viele eher im Auto als auf dem Rad unterwegs.

Die Hersteller greifen diese Trends auf: Autos sollen gemütlicher und unterhaltsamer werden – und sich für kleinere Büroaufgaben eignen. Im Idealfall übernehmen sie auch gleich das Fahren selbst, doch die Millionen selbstfahrender Autos, die uns Ende 2020 bereits auf den Straßen begegnen sollten, lassen noch auf sich warten.

Gleichwohl feilen etliche PKW-Hersteller daran, die bestehenden Fahrerassistenzsysteme aufzubohren und zu verbessern oder die ohnehin verbaute Sensorik und Aktorik für andere Zwecke zu nutzen. Immer wichtiger wird dabei die Mensch-Maschine-Kommunikation, denn zwischen beiden Parteien muss zu jeder Zeit unmissverständlich klar sein, wer das Zepter in der Hand hat.

Der Zugang zum Fahrzeug kann dank verbesserter Keyless-Systeme und automatisch öffnenden Türen kontaktlos erfolgen, danach nehmen die Passagiere in einem zuvor per UV-C-Licht sterilisiertem Fahrraum Platz. Im Innern heißt es: Weg von Knöpfen und Hebeln, hin zu multimodalen Bedienkonzepten. Durch Sprach- und Gestensteuerung soll der physische Kontakt zum Objekt auf ein Minimum reduziert werden. Am Besten soll die KI die Bedürfnisse der Insassen gleich antizipieren und das Eingreifen des Menschen überflüssig machen. Das gute Auto erfüllt Wünsche, bevor sie entstehen.

Mercedes zeigte auf der CES 2021, wie so etwas ausschauen kann: Der künftig in der Elektrolimousine EQS konfigurierbare MBUX-Hyperscreen vereint insgesamt drei Displays unter einer durchgehenden Glasfront mit fast anderthalb Meter Breite.

Der MBUX-Hyperscreen von Mercedes weist den Weg in die kontaktlose Zukunft: Sprache und KI ersetzen Knöpfe und Hebel.

(Bild: Daimler)

Das futuristische Cockpit bietet Platz für ein Tachodisplay mit einer Diagonalen von 12,3 Zoll (31 Zentimeter). In der Mitte sitzt wie gewohnt ein Infotainment-Display mit einer Diagonalen von 17,7 Zoll (45 Zentimeter) und einer Auflösung von 2400 × 900 Bildpunkten. Unüblich ist das dritte Display in Größe des Tachodisplays auf der Beifahrerseite.

Statt physischer Bedienelemente sollen Sprachkommandos und virtuelle Schaltflächen auf dem mittleren Screen zum Einsatz kommen. Laut Mercedes sitzen dafür insgesamt zwölf Aktuatoren unter dem Display und lösen für haptisches Feedback eine Vibration der Deckscheibe aus.

Damit die Augen nicht zu lange neben der Straße bleiben, sind verschachtelte Menüs tabu. KI soll es stattdessen richten: Mercedes will Einstellungen und Optionen in rund 20 sogenannten "Magic Modules" zusammengefasst haben – etwa für die Heizungs- oder Sitzeinstellungen. Welche Knöpfe dem Fahrer angezeigt werden, entscheidet das System bedarfsgerecht.

Das Auto als Wohlfühlraum oder Ersatzbüro? Warum nicht. Wo der Verbrenner sich erst warmlaufen muss und dabei die Luft verpestet, lassen sich E-Autos auf Knopfdruck zur wohltemperierten Oase mit Musik und Massage oder als Broadcast-Zelle für die nächste Videokonferenz konfigurieren – selbst wenn sie dabei nur vor der Garage stehen.

c’t Ausgabe 4/2021

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(sha)