Bericht: EU-Kommission weitet Kartellverfahren gegen Intel aus

EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes will einem Zeitungsbericht zufolge das Kartellverfahren gegen Intel offiziell ausweiten. Dabei geht es um die Handelspraktiken des Konzerns, der den Markt für Computerchips dominiert.

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Die EU-Kommission weitet einem Pressebericht zufolge das Kartellverfahren gegen den US-Chiphersteller Intel aus. Bereits am morgigen Donnerstag sei eine offizielle Ankündigung zu erwarten, berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf mit dem Verfahren vertraute Kreise. Intel ist seit über sieben Jahren im Visier der europäischen Wettbewerbshüter. Die Kommission wirft dem Chipriesen vor, seine Marktmacht zu missbrauchen und damit den Wettbewerb zu schädigen.

Intel soll seine dominante Marktstellung dazu benutzt haben, um den kleineren Kontrahenten AMD aus dem Geschäft zu drängen. Im Juli 2007 hatte Brüssel offiziell eine wettbewerbsrechtliche Untersuchung gegen den US-Chiphersteller eingeleitet. Dabei ging es um Intels Beziehungen zu OEM-Herstellern. Der Konzern soll Computerherstellern Vergünstigungen geboten haben, wenn diese nicht bei AMD einkaufen. Intel hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und in einer geschlossenen Anhörung gegenüber der Kommission Stellung genommen. "Wir gehen davon aus, uns innerhalb der Gesetze zu bewegen", bekräftigte ein Intel-Sprecher auch heute gegenüber der Zeitung. Intel sieht sich auch in den USA mit kartellrechtlichen Problemen konfrontiert.

Nun geht es auch um eine weitere Vorwürfe. Im Februar hatte die Kommission die deutsche Niederlassung des Konzerns in München sowie Büros großer Handelsketten – darunter die zur Metro-Gruppe gehörenden MediaMarkt und Saturn – durchsucht. Im Visier der Fahnder sind nun auch die Handelspraktiken des Chipriesen. So sollen große europäische Handelsketten mit Werbezuschüssen und anderen Vorteilen dazu gedrängt worden sein, Intel-Produkte zu bevorzugen. Die bevorstehende Ausweitung des Verfahrens wollte die Kommission nicht bestätigen. Die Untersuchung laufe noch, sagte ein Sprecher von Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes dem Wall Street Journal.

Intel beherrscht mit seinen Prozessoren mindestens drei Viertel des Marktes. AMD ist mit etwa 20 Prozent Marktanteil deutlich kleiner. Die Wettbewerbsermittlungen gehen auf Beschwerden von AMD zurück. Wenn die EU-Kommission zu dem Schluss kommt, dass Intel gegen Wettbewerbsregeln verstoßen hat, drohen hohe Strafen, die bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes ausmachen können. Kroes hatte Ende Mai Meldungen dementieren lassen, dass eine Bestrafung Intels bereits beschlossene Sache sei.

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(vbr)