Bill Cunningham: New Yorks Lieblings-Fotograf bekommt Ausstellung

Seite 3: Superstars vor der Kamera

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Dutzende Superstars hat er schon vor der Kamera gehabt und bei allen großen Modenschauen der Welt fotografiert, aber er selbst meidet den Mittelpunkt. Seine Lieblingsbühnen sind nach wie vor die Straßenschluchten von Manhattan und seine Lieblingsmodels ganz normale Menschen im Alltag – nur die Kleidung muss besonders sein. "Die eigentliche Modenschau hat doch schon immer auf der Straße stattgefunden", zitiert ihn die New York Historical Society.

Und so gilt der 1929 in der Ostküsten-Metropole Boston geborene Cunningham als Urvater aller Streetstyle-Blogs, allerdings fotografiert er selbst noch analog und meidet das Internet. Seit er vor mehr als 60 Jahren nach einem kurzen Dienst bei der US-Armee im Zweiten Weltkrieg nach New York kam, zieht Cunningham mit seinen Kameras durch die Straßen der Stadt und fotografiert die Mode und ihre Details: Schleifen, hohe Krägen, breite Mäntel, tief in den Knien hängende Hosen, lange Röcke – Cunningham sieht die Trends meist schon auf den Straßen, bevor sie auf den Laufstegen sind.In den frühen siebziger Jahren soll er der Legende nach einen ganz besonderen Mantel fotografiert haben – und erst nach der Entwicklung der Bilder fiel ihm auf, dass darin Hollywood-Star Greta Garbo steckte. "Ich sehe eben nur die Kleider." Die geben ihm so viel, dass er sonst denkbar wenig braucht. 60 Jahre lang lebte er in einem kleinen Zimmer ohne Bad und Küche, aber voller Aktenschränke mit seinen Bildern darin. Auf Society-Parties, die Cunningham ebenfalls in einer Kolumne für die New York Times dokumentiert, nimmt er von den Veranstaltern noch nicht einmal ein Glas Wasser an. "Geld ist das billigste Gut und Freiheit das teuerste", sagt er im Dokumentarfilm.

Die Kleider sind immer die Hauptsache für Cunningham. "Mode ist die Rüstung, um den Alltag des Lebens zu überstehen. Ich glaube nicht, dass man sie abschaffen könnte. Das wäre, wie als wenn man die Zivilisation abschaffen würde." (keh)