Boeing kündigt 17.000 Mitarbeitern, verschiebt neuen Jet 777X

Sicherheitsskandale und neuerdings ein Streik zehren an Boeing. Zudem hat sich der Flugzeugzusammenbauer verrechnet.​

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Flugzeugrumpf mit Aufschrift "Boeing"

(Bild: Trevor Mogg/ Shutterstock.com)

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"Unser Geschäft ist in einer schwierigen Lage", sagt Boeings neuer President und CEO Kelly Ortberg. Die Herausforderungen könnten kaum überschätzt werden. Sein Rezept: Die Belegschaft wird "in den nächsten Monaten" um rund ein Zehntel verkleinert. Der Stellenabbau soll neben gewöhnlichen Mitarbeitern auch Manager und selbst die Führungsetage treffen.

Zudem regelt Ortberg das Entwicklungsprogramm des neuen Langstreckenjets 777X ab; war die erste Auslieferung ursprünglich für 2020 geplant, peilt er jetzt erst 2026 an. Nach Schäden an einem 777X-Prototypen musste Boeing die Testflüge stoppen.

Nicht über 2027 hinaus verlängert wird der Bau von Boeing-767-Frachtern. Das ist keine große Überraschung; aufgrund strengerer Vorschriften für Lärm und Abgase hätten nach 2027 zugelassene 767-Frachter wohl nur in den Vereinigten Staaten von Amerika fliegen dürfen. Lediglich die Tankerversion KC-46A möchte Ortberg laut seiner Rundschreiben an die eigene Belegschaft weiter bauen; diese fliegende Tankstelle erlaubt es, andere Militärflugzeuge in der Luft aufzutanken. Hauptkunde sind US-Militärs, sonst haben noch die Streitkräfte Japans und Israels einstellige Stückzahlen geordert.

Sicherheitsprobleme wirken sich seit dem Absturz zweier Flugzeuge der Baureihe 737 Max 8 im Oktober 2018 und März 2019 auf den Geschäftsverlauf Boeings aus; erst fünf Jahre nach den (wohl vermeidbaren) Unfällen hat sich Boeing des Verbrechens der Verschwörung zum strafrechtlichen Betrug schuldig bekannt. Dieser Schritt war nicht mehr zu vermeiden, nachdem eine praktisch neue Boeing 737 Max 9 Anfang des Jahres während des Fluges eine Türabdeckung verloren hatte.

Hinzu kommen erhebliche Verluste mit Raumfahrt- und Militäraufträgen. Das Unternehmen hat Fixpreisverträge geschlossen und sich dabei gewaltig verrechnet. Verschlimmert wird die finanzielle Situation seit einem Monat durch den Streik von 33.000 Mitarbeitern, die höhere Gehälter fordern. Speziell die von Militärprojekten abgeleiteten Zivilprodukte leiden darunter. Zwei Angebote von Gehaltserhöhungen haben die Arbeiter als unzureichend abgelehnt; derweil zehrt der Streik an den Kapitalreserven des Luft- und Raumfahrtkonzerns. Boeing hat ein "Zwei-Jahrzehnte-Problem", hat es Scott Kirby, CEO des Boeing-Großkunden United Airlines, im März formuliert

(ds)