Fotonews der Woche 27/2024

Panasonic modernisiert eine sieben Jahre alte Kamera, Pixii stellt einen weiteren Exoten vor und Microsoft hält das ganze Internet für "Freeware".

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Die Lumix DC-FZ82D bleibt eine typische Bridgekamera, jetzt mit OLED-Sucher und Laden per USB-C.

(Bild: Panasonic)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Nico Ernst

Sie haben es schon wieder getan. Nach der überraschenden Vorstellung der Lumix S9 hat Panasonic eine weitere Kamera ohne große Hinweise vorab oder nennenswerte Leaks angekündigt. Das zeigt, dass dieses Unternehmen da offenbar eine Strategie verfolgt, um die oft monatelang vor sich hin kochenden Gerüchteküchen zu neuen Kameras aus dem Spiel zu nehmen. Diesmal handelt es sich aber nicht um ein völlig neues Modell, vielmehr hat Panasonic die Anfang 2017 auf den Markt gebrachte FZ82 behutsam modernisiert.

Das Update heißt folglich auch FZ82D, bekommt also keine neue Modellnummer, wie das bisweilen andere Hersteller bei Modellpflege machen. Neu sind im Wesentlichen ein OLED-Display im Sucher, das gegenüber der früheren Kamera doppelt so hoch aufgelöst und größer ist, sowie ein 3-Zoll-Touchscreen mit etwas mehr als 2K-Auflösung und Laden per USB-C. Im Kern bleibt die FZ82D jedoch eine typische Bridgekamera mit fest verbautem Objektiv, das bei 20-1200 Millimetern kleinbildäquivalenter Brennweite und damit 60fach-Zoom alte Camcorder in den Schatten stellt.

Der Sensor ist weiterhin ein 18-Megapixel-Bauteil mit 1/2,3-Zoll, der nicht mehr als Hybrid-Autofokus mit Kontrasterkennung bietet. Das reicht immerhin für 4K-Videos, wie beim früheren Modell. Panasonic kitzelt aber ein wenig mehr Funktion aus der bewährten Kamera heraus, indem etwa die neue Funktion "Composition Zoom Assistent" eingebaut wurde: Gerät das Motiv bei großer Brennweite aus dem Blickfeld, so fährt die Kamera das Objektiv per Knopfdruck zurück, bis es wieder erfasst ist. Das deutet auf erweiterte Motiverkennung hin, Panasonics technische Daten führen das jedoch nicht näher aus. Im August 2024 soll die FZ82D verfügbar sein und 479 Euro kosten. Der Vorgänger kostete bei Marktstart noch 349 Euro.

Für die schon laufende Urlaubssaison kommt die neue Brückenlumix also zu spät, und wer gleich zu Hause bleibt, kann die Scheine aus der Urlaubs- vielleicht in die Fotokasse packen. Denn der französische Kamerahersteller Pixii hat seine seit anderthalb Jahren angekündigte Edelkompakte mit Messsucher jetzt konkreter vorgestellt. Die Pixii Max hat im Gegensatz zu den Vorgängern einen Vollformatsensor mit 24 Megapixeln, dem nur einen Infrarot- und kein allgemeiner Tiefpassfilter vorgesetzt ist. Das soll einen "nativen Schwarzweißmodus" ermöglichen, schreibt der Hersteller – technische Details oder Beispielbilder davon gibt es nicht.

Wie bisher richtet sich das Unternehmen vor allem an Leica-Fans, denn auch die Max arbeitet mit Objektiven für das M-Bajonett und verzichtet auf ein Display. Bildgestaltung läuft nur über den Sucher, der Rahmen für übliche Brennweiten wie 28, 35 oder 50 Millimeter Brennweite anzeigt. Dort sind auch andere Daten zu sehen, sodass man sich ganz auf das Fotografieren mit der Kamera vor dem Auge konzentrieren kann. Das mag man noch toll finden, der Verzicht auf Speicherkarten und nur Varianten mit 32 oder 128 GByte internem Speicher sind dann doch eher lästig. Einen eventuellen Vorteil, wie gute Wetterfestigkeit, bietet die Pixii nämlich nicht. Und günstig ist die Max erst recht nicht, ab 4.000 Euro soll sie zu haben sein, Vorbestellung ist möglich, ausgeliefert wird ab September.

Wer sich jetzt fragt, wie man Bilder ohne Display und Speicherkarte direkt nach Aufnahme sehen kann – das war ja mal eines der Versprechen einer Digitalkamera – kann beruhigt werden: Es gibt eine App fürs Smartphone, das per WLAN, Bluetooth oder USB-C Kontakt zur Pixii aufnehmen kann. Ungewöhnlich am gesamten Konzept des Herstellers ist auch, dass sich bisherige Pixiis auf den neuen Sensor umrüsten lassen sollen. Dieser und der Sucher müssen dafür getauscht werden. Pixii verspricht, das selbst zu erledigen, ab wann und zu welchen Kosten das möglich ist, wurde noch nicht bekannt gegeben.

Das leidige Dauerthema der Künstlichen Intelligenz, insbesondere in Verbindung mit eigenen, echten Fotos als Trainingsdaten, konnte unsere Kolumne einige Wochen vermeiden – nun kommen wir aber nicht mehr darum herum. Denn in der vorvergangenen Woche machte der Chef von Microsoft AI, Mustafa Suleyman mit einem geradezu absolutistischen Anspruch von sich reden. Seiner Meinung nach ist alles, was öffentlich im Web erreichbar ist, "Freeware". Ja, das hat er wirklich so gesagt, in völliger Ignoranz jeglicher Rechtslage. Suleyman beruft sich zudem auf "Fair Use", einer Eigenheit des US-Copyrights, die unter anderem das deutsche und das EU-Recht so nicht kennen.

Wie Suleyman dazu kommt, steht in unserer ausführlichen Meldung zu dem Interview, in dem er das ausgesprochen hat. Und weil seine Auffassungen geradezu symptomatisch für die Einstellung der KI-Firmen zum geistigen Eigentum anderer sind, von Google bis OpenAI, ist das Interview auf YouTube auch unsere Empfehlung für einen Long Watch zum Wochenende. Wer mit Bildern, Bildrechten oder ganz allgemein immateriellen Gütern zu tun hat, sollte das gesehen haben.

(nie)