Aleph Alpha: Millionschwerer Vertrag mit Arbeitsagentur, F13 kommt bundesweit​
35 Prozent der eigenen Belegschaft dĂĽrften bis 2032 in Rente gehen, fĂĽrchtet man bei der Bundesagentur fĂĽr Arbeit, und wappnet sich mit KI von Aleph Alpha.
Die Bundesagentur für Arbeit will bis zu 19 Millionen Euro für Produkte und Dienste des deutschen KI-Startups Aleph Alpha ausgeben, wie das Handelsblatt berichtet. Demnach will die Bundesbehörde damit ihre Prozesse verbessern, Mitarbeiter produktiver machen und durch Verrentung wegfallende Arbeitskraft ausgleichen. Der Rahmenvertrag solle über vier Jahre laufen und ist Teil der umfassenden Bemühungen der Behörde, ihre Prozesse zu automatisieren.
Stefan Latuski, CIO der Bundesbehörde, sprach gegenüber dem Handelsblatt von einem "unglaublichen Handlungsdruck". Noch habe die Arbeitsagentur 115.000 Angestellte. Bis 2032 würden jedoch geschätzt bis zu 35 Prozent des Personals in Rente gehen oder die Agentur verlassen. "Es ist illusorisch, diese große Zahl von Menschen wieder zu rekrutieren", sagte Latuski.
30 Prozent Zeit beim Bescheid gespart
Als Gegenmaßnahme habe die Agentur bereits eine eigene KI entwickelt und in Pilotprojekten getestet – möglich seien damit etwa Zeiteinsparungen von bis zu 30 Prozent bei der Formulierung von Bescheiden. Vor allem bei der Automatisierung von Behördenprozessen, der Erstellung von Bescheiden und Prüfung von Anträgen, aber auch beim Wissensmanagement und der Kundenberatung wolle man KI einsetzen. Entscheidungen sollten aber immer von den menschlichen Mitarbeitern getroffen werden – und arbeitslos solle die KI auch niemanden bei der Arbeitsagentur machen.
Von Aleph Alpha sollen dafür Elemente der im August vorgestellten KI-Plattform PhariaAI eingekauft werden. Damit sollen Unternehmen und Behörden KI-Anwendungen in die eigenen Strukturen in der Cloud wie auch On-Premise integrieren können. Auch der Compliance wie etwa Vorgaben des europäischen AI Acts könne man Genüge tun. Mit PhariaAI ließen sich dann auch weitere KI-Systeme entwickeln, steuern und trainieren. Dabei könnten sowohl Aleph Alphas eigenes LLM Pharia-1-LLM als auch andere Open-Source-Modelle verwendet werden. Die Arbeitsagentur will dem Bericht nach auch das Modell von Aleph Alpha nutzen.
Bis die Arbeitsagentur mit einer Beratungs-KI an die Öffentlichkeit geht, solle diese zunächst als Unterstützung für das eigene Personal getestet werden. So lasse sich feststellen, wo nachjustiert werden müsse. 2022 hatte Vorstandschefin Andrea Nahles zu ihrem Amtsantritt eine "Dekade der Automatisierung" für die Arbeitsagentur ausgerufen. Zu den bereits präsentierten Fortschritten gehörten etwa das "Absaugen" von mehreren hunderttausend Stellenangeboten ins eigene Vermittlungssystem mittels Maschinenlernen sowie eine automatische Prüfung von Studienbescheinigungen bei Kindergeldanträgen für Studenten.
KI-Assistent fĂĽr die Verwaltung kommt
Abgesehen von der Arbeitsagentur hat man bei Aleph Alpha auch längst andere Behördenkunden im Visier. So gab das Startup bekannt, dass der KI-Assistent F13 nun bundesweit verfügbar sei. F13 soll zu Beginn Fähigkeiten wie Recherche, Faktenprüfung, Übersetzungen, Textgenerierung, Zusammenfassungen und Transkription mitbringen. Diese Funktionen sollen in den kommenden Monaten ergänzt werden. F13 ist bereits seit diesem Juli in der Verwaltung des Bundeslands Baden-Württemberg im Einsatz.
Hinter dem KI-Assistenten steht ein Konsortium aus Aleph Alpha, Schwarz Digits und GovTech Campus Deutschland. Für das F13-Komplettpaket verlangen die Partner 1,50 Euro pro Bildschirmarbeitsplatz und Monat. Dabei wird datensouveränes Hosting in deutschen Rechenzentren versprochen. Dienstleister dafür ist STACKIT, eine Tochter der Schwarz-Gruppe. Bundesweit solle es auch Schulungen zu dem Angebot geben. Bei der Integration und der Umsetzung individueller Wünsche stünden die Partner Deloitte, PwC und Materna zur Seite. Bis Ende 2025 will man 500 Verwaltungen mit F13 ausgestattet haben.
(axk)