Bundesbürgschaft für Dresdner Infineon-Werk

Die Bundesregierung will den Bau des weltweit ersten 300-Millimeter-Chipwerks in Dresden mit einer Bürgschaft von 450 Millionen Mark unterstützen.

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Die Bundesregierung will den Bau des weltweit ersten 300-Millimeter-Chipwerks in Dresden mit einer Bürgschaft von 450 Millionen Mark unterstützen. Dies bestätigte Infineon-Finanzvorstand Peter Fischl heute in München. Dafür seien noch Genehmigungen mehrerer Gremien bis hin zur EU notwendig, sagte die Dresdner Infineon-Sprecherin Birte Urban der Deutschen Presseagentur. Wie aus Regierungskreisen in Berlin verlautete, beläuft sich das Bürgschaftsvolumen insgesamt auf 450 Millionen Euro, wovon der Bundesanteil bei mehr als der Hälfte liege.

Infineon will noch im Laufe dieses Jahres die Produktion von Speicherchips auf 300-mm-Wafern am Standort Dresden starten. Nach einer mehrjährigen Entwicklungsphase im Rahmen des Joint-Ventures SC300 mit Motorola und erfolgreicher Musterfertigung erfolgte vor rund einem Jahr die Grundsteinlegung für ein neues Fertigungsmodul auf dem Infineon-Werksgelände. Nach eigener Einschätzung hat Infineon bei der 300-mm-Technik zurzeit einen Vorsprung von 12 bis 15 Monaten vor der Konkurrenz. Weltweit sind zurzeit rund 15 "Fabs" für 300-mm-Wafer in Planung oder im Bau, Infineon ist außer in Dresden noch an zwei weiteren Anlagen der Hersteller UMC und ProMOS beteiligt und will auch im Werk "White Oak" in Richmond/Virginia eine 300-mm-Linie installieren.

Die finanzielle Risikosicherung des Bundes dürfte Infineon gerade Recht kommen: Der Chiphersteller erwartet für das kommende Geschäftsquartal Verluste von über 1 Milliarde Mark. Im Gespräche mit dem Handelsblatt sagte Infineon-Chef Schumacher, dass derzeit auch keine Aussicht auf Besserung im Halbleitermarkt bestünde. Besonders bei den Speicherchips waren Probleme schon eine ganze Weile absehbar – die meisten der 300-mm-Waferfabs von Infineon sollen ausgerechnet DRAM herstellen.

Die ehemalige Siemens-Halbeitersparte Infineon nutzt konsequent öffentliche Mittel. Bereits das Joint-Venture SC300 kassierte Geld vom Freistaat Sachsen und der Bundesregierung. Auch an der im Bau befindlichen 300-mm-Fertigungsanlage ist die öffentliche Hand beteiligt: Der Freistaat Sachsen hält Anteile über die Leipziger Messe GmbH, an der außerdem die Stadt Leipzig beteiligt ist. Weiterer Anteilseigner an der neuen Infineon-Fertigungslinie ist die Jenoptik-Tochter M+W Zander. Die Jenoptik AG ist zu großen Teilen im Besitz des Landes Thüringen.

Auch ein weiteres Unternehmen, die Freiberger Compound Materials, an dem Infineon Anteile hält, profitiert von der großzügigen Förderung des Freistaates Sachsen. Diese hält aber offenbar nicht alle Unternehmen im sächsischen Silicon Valley: American Microsystems (AMI) kündigte kürzlich den Umzug nach Bayern an, obwohl man noch im September an einer Dresdner Akademie für Halbleiterspezialisten mitarbeiten wollte. (ciw)