CES 2022: "Ohne Risiko gibt es keine Innovation"
The Show Must Go On: Trotz zahlreicher Absagen beginnt in dieser Woche die US-Elektronikmesse CES in Las Vegas. Viele sind trotzdem nur virtuell dabei.
Es war ein hartes Déjà -vu: Als kurz vor Weihnachten die ersten großen Unternehmen ihre Präsenz auf der CES 2022 absagten, ruft das Erinnerungen wach an die Dynamik, die im Februar 2020 schließlich zur Absage des MWC Barcelona geführt hat. Aber der Veranstalter der CES, die Consumer Technology Association (CTA) – verkörpert durch ihren Chef Gary Shapiro – bleibt standhaft: Die Show muss weitergehen. Schließlich ist das hier Las Vegas.
Es sieht also bisher danach aus, dass die CES 2022 am 5. Januar ihre Tore öffnet für zehntausende Besucher aus aller Herren Länder, wenn auch nicht so lang wie geplant. Kurz vor dem Jahreswechsel hat die CTA die Messe verkürzt – wohl auch, um den zahlreichen Absagen Rechnung zu tragen. Offiziell erklärt die CTA das als "zusätzliche Sicherheitsmaßnahme". Die CES schließt nun einen Tag früher am Freitag, dem 7. Januar um 18 Uhr (Ortszeit).
1G+ gegen Omikron
Den Bedenken, dass eine internationale Handelsmesse in Zeiten der Omikron-Variante vielleicht ein Superspreader-Event wird, setzt die CTA ein rigides Sicherheitskonzept entgegen. Auf der Messe herrscht so etwas wie 1G+: Rein darf nur, wer einen Impfnachweis hat, es herrscht Maskenpflicht und seiner Empfehlung für tägliche Tests verleiht der Veranstalter mit Gratis-Testkits Nachdruck.
Es sind vor allem große Unternehmen, die sich eine kurzfristige Absage leisten können. Die Aufbauarbeiten für die CES haben bereits begonnen, in den Hallen wird es dann leere und halbfertige Stände geben. Es fehlen: Amazon, AMD, AT&T, BMW, Google, General Motors, Hisense, IBM, Intel, Lenovo, Magna, Mercedes-Benz, Meta, Microsoft, MSI, Nvidia, OnePlus, Panasonic, Pinterest, Procter & Gamble, T-Mobile, TikTok und Twitter.
Die CTA hält an ihren Plänen fest, weil eine Absage vor allem die zahlreichen kleinen Aussteller treffen würde, für die der Messeauftritt der wichtigste Termin im Jahr ist, auf den sie ihre gesamte Planung abstimmen. "Ich denke an diese Unternehmen und Gründer", schreibt Shapiro in einem Meinungsbeitrag für das Las Vegas Review Journal, der größten Tageszeitung der Zockermetropole. "Und ich sage: Es ist nicht an der Zeit, der CES 2022 den Stecker zu ziehen. Die CES muss und wird weitergehen."
"Es wird anders"
Zur letzten regulären CES kamen Anfang 2020 noch 3400 Aussteller, die über 170.000 Besucher in die Hallen des Las Vegas Convention Centers (LVCC) und Hotels entlang des "Strip" lockten. 2021 war die CES ein rein virtuelles Spektakel. Laut CTA haben sich für 2022 rund 2200 Aussteller angesagt. "Es wird mehr kleine Unternehmen geben als große. Es dürfte große Lücken in der Ausstellungsfläche geben. Mit Sicherheit wird es anders als in früheren Jahren", schreibt Shapiro. Weil es mit der neu gebauten Westhalle zudem mehr Platz gibt, bleibt die Südhalle in diesem Jahr zu.
Shapiro sieht das pragmatisch: Weniger Menschen bedeutet mehr Platz für "social distancing". Der CTA-Chef hält die mit medizinischen Experten abgestimmten Maßnahmen für geeignet, das Risiko zu minimieren. Die aus verschiedenen Ländern einlaufenden Meldungen, dass die Omikron-Variante offenbar für weniger schwere Infektionen sorgt, könnten der CTA in die Karten spielen. Ein gewisses Risiko bleibt aber, das weiß auch Shapiro: "Wir alle werden Risiken eingehen. Aber ohne Risiko gibt es keine Innovation."
Darüber hinaus haben zahlreiche US-Fachmedien ihre Teilnahme an der Messe abgesagt, darunter The Verge, CNET, Engadget und TechCrunch. Auch die Redaktionen von c't und heise online reisen nicht in die USA. Die CES ermöglicht die virtuelle Teilnahme an vielen Veranstaltungen. Dafür greift die CTA auf die für den Web Summit entwickelte Software Summit Engine zurück, die Online- und Offline-Events miteinander verknüpft. So können wir auch vom Homeoffice aus an den tollen Innovationen teilhaben, die uns die CTA verspricht.