Comdex: SunRay macht Eindruck

Neben den üblichen Sticheleien gegen Microsoft führte Suns Chef Scott McNealy ein Internet-Auto und SunRay-Stationen mit Server-basiertem Star Office vor.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Bill Gates kaufte online einen Ford, sein Gegner Scott McNealy karrte in seine Comdex-Keynote einen Internet-getunten Wagen von General Motors. Der von der GM-Tochter OnStar mit verschiedenen Appliances ausgestattete Wagen las seinem Fahrer die E-Mail vor und lud MP3-Dateien von einer Web-Site, während ein Techniker bei McNealy über einen mit dem Internet verbundenen Palm III die Hupe tönen liess und die Tankfüllung prüfte. "Würden Sie so etwas mit Windows CE versuchen?", witzelte dazu McNealy. Mit zahllosen Sticheleien gegen Gates und Microsoft erfüllte er wieder einmal seine Rolle als Pausenclown.

Dennoch hatte McNealy etwas mehr zu bieten als die übliche Lachnummer. Dem sichtlich beeindruckten Publikum wurde das Login mit einer Smartcard an verschiedenen im Raum verteilten SunRay-Stationen vorgeführt. Egal, wo sich McNealy oder seine Assistenten anmeldeten, überall erhielten sie nach zwei Sekunden ihren eigenen Desktop mit den geöffneten Anwendungen. Beifall kam auf, als McNealy beim Tippen in StarOffice im laufenden Betrieb die Stromschnur gekappt wurde. Nach Wiederanschluss tauchte der Desktop nach 5 Sekunden wieder auf, ohne dass Daten verloren gegangen waren: "Auf dem Server leben heißt sicher leben". Noch sei das SunRay-Konzept etwas für Firmen, doch bald werde es die Rechner, die breitbandig von einem Provider versorgt würden, in jedem Haushalt in jedem Zimmer geben. McNealy: "Dort haben Sie Staroffice und den Navigator, kostenlos. Sie können natürlich auch ein paar Hundert Dollar ausgeben und Microsoft beim Debuggen helfen."

Ernsthafter ging es in der anschließenden Pressekonferenz zu, die sich überwiegend mit den Findings of Fact von Richter Jackson im Microsoft-Prozess beschäftigte. McNealy betonte, dass Microsoft aus eigenem Antrieb die Sache zum Guten wenden könne, wenn sie vier Regeln befolgten: 1. eine marktgerechte Preisgestaltung durch Rücknahme der überzogenen Windows- und Office-Gebühren, 2. Verzicht auf exklusive Knebelverträge mit einzelnen Anbietern, 3. Offenlegung aller APIs und aller internen Protokolle sowie 4. Verzicht auf alle Versuche, über das Windows-Monopol eine beherrschende Marktstellung in anderen Bereichen zu bekommen. "Das hat Microsoft doch selbst geschadet, wie man an diesem CE-Ding sehen kann, dass niemand haben will. In einem offenen Markt wäre Microsoft gezwungen gewesen, eine um Klassen bessere Software zu entwickeln."

Für Staroffice versprach McNealy ausgedehnte CD-Mailings und das Angebot an andere Entwickler, Komponenten aus StarOffice kostenlos in ihre Anwendungen einzubetten. McNealy wurde auch zu Linux befragt und offenbarte eine erstaunliche Unkenntnis der offensichtlich nicht ernst genommenen Konkurrenz. So wusste er nicht über die Prozessoren Bescheid, die unterstützt werden, hielt auch das Linux-System für virengefährdeter als Solaris. Zum guten Schluss bezeichnete er die Sun Community License als das Vorbild der Open Source: Mit dem Clown kommen die Tränen. (Detlef Borchers) / (jk)