Computer.Medizin.Internet

Mehr Vernetzung der Hersteller, Kliniken und Patienten sei notwendig; Datenbanken und Internettechniken böten sich als Kompentenzzentren für Krankheiten an, hieß es zur Computermedizin-Ausstellung des HNF, die heute für das Publikum öffnete.

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Von
  • Detlef Borchers

Während am heutigen Mittwoch in Berlin die Gesundheitsreform vom Bundeskabinett verabschiedet wird, ist in Paderborn im Heinz Nixdorf Museumsforum (HNF) die Ausstellung Computer.Medizin für den Publikumsverkehr geöffnet worden. Hier werden keine Museumsstücke gezeigt, sondern Industrie-Leihgaben, die den aktuellen Stand der Technik darstellen. Leicht visionär ist die Ausstellung nur in dem Bereich, in dem die elektronische Gesundheitskarte mit all ihren Komponenten gezeigt wird. In der Ausstellung wird beim Arzt ein eRezept über ein Kartenterminal (Orga Kartensysteme) auf die Gesundheitskarte geschrieben und kann dann in einem öffentlichen Patientenkiosk (Wincor Nixdorf) betrachtet und gesperrt werden, auf dass beim Einlösen des Rezeptes in der Apotheke bestimmte Rezepturen nicht auszulesen werden können. Schließlich landet das Rezept in der elektronischen Patientenakte (Intercomponentware), die über sämtliche eingenommenen Medikamente Buch führt.

Die Festredner, die tags zuvor den etwa 400 geladenen Gästen zur Eröffnung der Ausstellung einen Blick in die nahe Zukunft der Gesundheitsversorgung geben sollten, gingen über die Gesundheitskarte hinaus. "Wir haben im Zeitalter der Computer und dem Internet die Möglichkeit, mit Hightech eine wunderbare Basismedizin zu machen", verkündete Dietrich Grönemeyer ("Turne bis zur Urne") und führte seine Initiative Rückhalt für Deutschland als Beispiel an. Ähnliches war von Klaus-Dirk Henke zu hören, dem Sprecher des Berliner Zentrums für innovative Gesundheitstechnologie. Er machte sich für die Einrichtung von Teleportalkliniken stark . "Wir brauchen mehr Vernetzung von den Herstellern über die Kliniken bis zum Patienten. Datenbanken und Internettechnologien bieten sich als Kompentenzzentren für Krankheiten an."

Während Henke sich davon überzeugt gab, dass die Wellness- und Fitness-Revolution nicht mehr aufzuhalten sei und dass entsprechend informierte Netzbürger mehr für ihre Gesundheit tun, überwog bei Grönemeyer die Skepsis. Er schilderte die düstere Perspektive von Jugendlichen, die viel zu lange vor Fernseher und Computer sitzen, keinen Sport treiben und verlernt haben, auf die Signale ihres Körpers zu achten. Als Vertreter der Exponate verleihenden Industrie sprach sich Erich Reinhardt dafür aus, dass in der Diagnostik stärker mit modernen bildgebenden Verfahren gearbeitet werden soll. Als größte Herausforderung gelte dabei die Bedrohung durch die anfallenden Datenmengen, die mithilfe der "datengetriebenen Intelligenz" von Computern reduziert werden müsse. Zur Eröffnung der Ausstellung waren auch Redner aus dem Gesundheitsministerium und der Ärztekammer geladen, die jedoch nicht kommen konnten, weil in Berlin der Sonderärztetag gegen die Gesundheitsreform ihre Kräfte absorbierte.

Mit der Ausstellung Computer.Medizin, die formal an die erfolgreiche Ausstellung Computer.Gehirn zur künstlichen Intelligenz anschließt, feierte das HNF seinen Geburtstag. Auf den Tag genau vor 10 Jahren hatte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl das Museum eröffnet, das flächenmäßig die größte Computerschau der Welt präsentiert und an den Pioniergeist von Heinz Nixdorf erinnern soll. Die Ausstellung Computer.Medizin ist bis zum 1. Mai 2007 geöffnet.

Siehe zur Ausstellung Computer.Medizin im Heinz Nixdorf Museumsforum auch:

(Detlef Borchers) / (jk)