DOC und Co entblättert

Microsoft will seinen XML-basierenden Format-Favoriten Office Open XML mit einem quelloffenen Konverter fördern und ist zu diesem Zweck offenbar bereit, seine bisherigen binären Dokumentenformate weitgehend offen zu legen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

Am 15. Februar will Microsoft ein Sourceforge-Projekt zur Entwicklung eines quelloffenen Dateikonverters ins leben rufen, der die prorietären Redmonder Dateiformate DOC, XLS und PPT in ihre XML-basierenden Nachfolger DOCX, XLSX sowie PPTX übersetzt. Um Entwicklern überhaupt eine Chance zur Lösung dieser Aufgabe zu geben, wird der Office-Riese die Spezifikationen seiner binären Office-Formate offen legen müssen. Bislang waren diese Interna zunächst nur mit vertraglichen Bindungen für Großfirmen à la IBM und Sun sowie für Regierungen zugänglich, mittlerweile scheint Microsoft mit seinen Auskünften freigiebiger zu sein. Nach aktuellen Äußerungen sollen sie sogar noch vor dem Projektstart in das Redmonder Open Specification Promise aufgenommen und für jedermann zugänglich gemacht werden.

Zur Begründung des eher Microsoft-untypischen Verhaltens beruft sich Microsofts Office Program Manager Brian Jones in seinem Blog auf Kommentare des ECMA-Komitees TC45, von welchen sich Microsoft Unterstützung für die Office-2007-Dateiformate auf dem Weg zum offenen ISO-Standard verspricht. Die Bemühungen des Office-Platzhirschs, die Spezifikation der neuen Dokumentenformate als zweite Norm neben dem zuvor anerkannten OpenDocument-Standard zu etablieren, waren in der Vergangenheit vor allem aus zwei Gründen auf Kritik gestoßen.

Zum einen heißt es, die mehr als 6000 Seiten umfassenden Spezifikationen zu OOXML machten es für jedweden Interessenten außerhalb von Microsoft unmöglich, dieses Format in eigener Software zu implementieren, nicht zuletzt, weil dort alle, auch undokumentierte Features der alten Office-Formate abgebildet seien. Diesem Vorwurf will Microsoft mit dem Open-Source-Projekt offenbar den Wind aus den Segeln nehmen.

Den anderen vorherrschenden Kritikpunkt, für das bisherige Abstimmungsverhalten über die Anerkennung einer OOXML-Norm sei der Konzern mit illegitimen Mitteln vorgegangen, wird der Windows-Monopolist so freilich nicht ausräumen können.