DRAM-Markt ist um 6,4 Prozent geschrumpft

Die Marktforscher der Firma iSuppli bestätigen Zahlen von Gartner und damit auch Fehler ihrer älteren Vorhersagen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 20 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Die Marktforscher der Firma iSuppli hatten im September 2004 für das vergangene Jahr 2005 ein weltweites DRAM-Marktvolumen von 29,4 Milliarden US-Dollar vorhergesagt, entlarven aber nun mit dem selbst verkündeten, tatsächlichen Wert von 24,77 Milliarden US-Dollar ihre Fehleinschätzung um immerhin 18,7 Prozent. Das absolute Marktvolumen entspricht nun den Analysen der mit iSuppli konkurrierenden Firma Gartner, doch die groben Fehler legen große Vorsicht bei der Interpretation der von vielen Marktforschern lauthals verkündeten Daten nahe: Neben der Aufklärung in der Sache haben die Analysten stets auch die eigenen Umsätze im Blick.

Alle Marktanalysen beruhen auf Berechnungsmodellen, denn die Hersteller erlauben normalerweise keinen lückenlosen Einblick in ihre Produktionszahlen und tatsächlich ausgehandelten Kundenpreise. Dennoch erlauben Marktanalysen aber eine Einschätzung der Marktbedeutung der Chip-Hersteller.

Laut iSuppli hat sich an der Rangfolge der DRAM-Hersteller im Vergleich zum letzten und vorletzten Jahr wenig geändert, auch wenn die 10 führenden Hersteller aus Korea, den USA, Deutschland, Japan und Taiwan, die zusammen 98 Prozent des DRAM-Umsatzvolumens einstreichen, die schrumpfenden Preise sehr unterschiedlich verkraftet haben. Die Produktionsmenge wuchs dabei deutlich, Zahlen hat iSuppli aber nicht veröffentlicht.

Während Infineon-Kooperationspartner Nanya also beispielsweise trotz der Umsatzschrumpfung des Marktes von 6,4 Prozent um 28 Prozent (auf 1,51 Milliarden US-Dollar) wachsen konnte, fielen die Infineon-Umsätze um 12,4 Prozent auf 3,23 Milliarden US-Dollar. Noch härter traf es die kleineren taiwanischen Hersteller Elite (-43,4 Prozent auf 138 Millionen US-Dollar) und den ehemaligen Infineon-Partner ProMOS (-23,6 Prozent auf 890 Millionen US-Dollar). Winbond gehört nicht mehr zu den zehn umsatzstärksten DRAM-Produzenten, den zehnten Platz hält nun Elite hinter Etron (161 Millionen US-Dollar). Auch Mosel-Vitelic, ehemaliger Anteilseigner von ProMOS, ist nicht mehr in der iSuppli-DRAM-Bestenliste vertreten.

DRAM-Marktführer blieb 2005 Samsung Electronics mit 7,46 Milliarden US-Dollar Umsatz in diesem Bereich, was einem Marktanteil von 30,1 Prozent entspricht – die Bedeutung des Spitzenreiters ist also im Vergleich zum Vorjahr noch etwas gewachsen, denn er musste nur 0,9 Prozent Umsatzeinbußen hinnehmen. Auf Rang zwei bleibt weiterhin Hynix (4 Prozent Rückgang auf 4,12 Milliarden US-Dollar Umsatz), mit unveränderten 16,6 Prozent Marktanteil. Die beiden Koreaner streichen also zusammen 46,7 Prozent der weltweiten DRAM-Umsätze ein.

Platz 3 hat Micron mit 15,4 Prozent Marktanteil gehalten, obwohl die Umsätze um 9,4 Prozent auf 3,81 Milliarden US-Dollar gesunken sind. Mit dem bereits erwähnten Umsatzrückgang hat sich Infineon vom früheren Ziel, Micron von Platz 3 zu verdrängen, weiter entfernt, und liegt nun mit 13 Prozent Marktanteil auf Platz 4. Nach den hoch fliegenden Plänen des früheren Infineon-Chefs Schumacher wollte Infineon sogar Hynix den Rang 2 streitig machen.

Immerhin liegt die Dreiergruppe Hynix, Micron und Infineon recht dicht beisammen, der Abstand zur Nummer 5 ist deutlicher: Die japanische Firma Elpida hat nur 7,2 Prozent Marktanteil. Mit lediglich 1,7 Prozent Umsatzrückgang (auf 1,78 Milliarden US-Dollar) konnte sich Elpida zwar nach Nanya und Samsung noch am besten behaupten, fuhr aber dennoch Verluste ein.

An sechster Stelle steht Nanya und verdrängte damit Powerchip Semiconductor (PSC) auf Platz 7 (1,21 Milliarden US-Dollar/4,9 Prozent). Dahinter folgen – wie erwähnt – ProMOS, Etron und Elite.

Die meisten taiwanischen Hersteller haben kein eigenes DRAM-Know-how, sondern kooperieren als Auftragnehmer, Lizenznehmer oder Jointventure-Partner mit den größeren Herstellern: Nanya mit Infineon (über Inotera), Winbond ebenfalls mit Infineon, ProMOS mit Hynix und Mosel-Vitelic, PSC mit Elpida.

Wegen der aufgrund von Überkapazitäten im letzten Jahr extrem schnell gefallenen DRAM-Preise weichen die großen Hersteller in den schnell wachsenden NAND-Flash-Markt aus. Dadurch sinken die Produktionsmengen von DRAM, vor allem offenbar von DDR2-SDRAMs. Das hat bereits zu einem Anstieg der Speicherpreise geführt. Im deutschen Einzelhandel kosten DDR2-SDRAM-DIMMs aber immer noch weniger als DDR-SDRAM-DIMMs. (ciw)