Deutsche Telekom steckt tief in der Verlustzone

Der Vorstand des größten europäischen Telekommunikationskonzerns rechnet nun auch für das Gesamtjahr mit roten Zahlen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Deutsche Telekom steckt tief in den roten Zahlen. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahrs ist der Fehlbetrag auf eine Milliarde Euro gestiegen, teilte Europas größter Telekommunikationskonzern am heutigen Mittwoch in Bonn mit. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen noch ein Plus von 8,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Damit bestätigte die Telekom weitgehend die vorläufigen Geschäftszahlen, die Ende Oktober bekannt wurden. Für das gesamte Geschäftsjahr rechnet der Vorstand ebenfalls mit Verlusten -- erstmals seit dem Börsengang vor fünf Jahren. Dadurch werde die Dividendenfähigkeit aber nicht beeinflusst, teilte das Unternehmen bei der Vorlage der endgültigen Zahlen für die ersten drei Quartale 2001 mit.

Deutlich besser steht die Deutsche Telekom beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) da. Dieser Wert kletterte gegenüber den ersten drei Quartalen 2000 um 15 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro. Vor allem die positive Entwicklung im Mobilfunk habe zum Anstieg des EBITDA beigetragen, kommentierte der Telekom-Vorstand. Die Mobilfunksparte schrieb vor Steuern mit 3,2 Milliarden Euro allerdings tiefrote Zahlen. Dies führte die Telekom auf höhere Zinsaufwendungen sowie Abschreibungen auf Firmenwerte (VoiceStream) und UMTS-Lizenzen zurück.

Der Anstieg des EBITDA konnte die Anleger aber noch nicht so recht beruhigen: Die T-Aktie geriet zwar nicht stark unter Druck, verlor in den ersten Stunden des Handels, während die Telekom-Manager noch die Zahlen vorstellten, knapp ein Prozent auf 18,66 Euro. Auch das weitere Auslaufen von Haltefristen für rund 288 Millionen T-Aktien zum 1. Dezember hat sich bislang nicht besonders stark auf den Kurs ausgewirkt. Bei den T-Aktien, für die die Haltefristen auslaufen, geht es um jene Papiere, die im Zuge der Übernahme des US-Mobilfunkbetreibers VoiceStream an deren Großaktionäre (unter anderem Hutchison Whampoa, Sonera, Goldman Sachs) gegangen waren. Mit diesen Anteilseignern hatte die Telekom gestaffelte Haltefristen vereinbart, um den Kurs der T-Aktie nicht zu belasten. Die Papiere sollten bei einem möglichen Verkauf kapitalmarktschonend platziert werden, versprach Telekom-Chef Ron Sommer den Anteilseignern.

Für große Aufregung unter Aktionären und Telekom-Vorstand sorgte die Deutsche Bank, als sie im August ein Paket von rund 40 Millionen T-Aktien für Hutchison Whampoa platzierte und einen Kursrutsch auslöste. Jetzt befürchten Anleger, dass weitere Pakete ungeordnet auf den Markt kommen und den Kurs der ohnehin gebeutelten T-Aktie wieder nach unten ziehen. Der finnische Konzern Sonera beispielsweise, der noch über rund 38 Millionen T-Aktien verfügt, will verkaufen. Unklar ist, ob sich auch Hutchison Whampoa nach dem Auslaufen der Haltefristen von weiteren T-Aktien trennen wird.

Als Risikofaktor für die weiteren Geschäftszahlen der Telekom gilt auch die mögliche Blockade des Verkaufs des Kabelnetzes an Liberty Media durch das Kartellamt. Eine langfristige Blockade des Verkaufes würde den Schuldenabbau erschweren. Die Telekom hatte für diesen Zweck bereits Einnahmen durch den TV-Kabel-Verkauf von rund 5,5 Milliarden Euro eingeplant. Da kommt es dem Konzern, der sich wohlweislich aus der öffentlichen Diskussion über den Kauf des Großteils der Kabelnetze durch Liberty Media heraushält, gerade recht, dass Politiker inzwischen sogar eine Sondergenehmigung für Liberty durch das Bundeswirtschaftsministerium fordern. (jk)