E-Fuels und Lindner: Porsche-Chef entschuldigt sich für "falsche Worte"

FDP-Chef Christian Lindner soll sich laut ZDF während der Koalitionsverhandlungen eng mit dem Porsche-Chef ausgetauscht haben. Die FDP weist das zurück.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 327 Kommentare lesen

Christian Lindner (l.), Oliver Blume

(Bild: FDP, Porsche)

Lesezeit: 4 Min.
Von

Porsche-Vorstandsvorsitzender Oliver Blume hat sich für Aussagen über einen angeblich engen Austausch mit FDP-Chef Christian Lindner während der Verhandlungen über eine Koalition mit SPD und Grünen im vergangenen Herbst entschuldigt. "Ich habe in einer internen Veranstaltung falsche Worte gewählt", sagte Blume der "Bild am Sonntag". "Dadurch ist ein falscher Eindruck entstanden. Das tut mir leid."

Das ZDF-Satiremagazin "Die Anstalt" hatte am Dienstag über angebliche Äußerungen von Porsche-Chef Oliver Blume in einer Betriebsversammlung am 29. Juni berichtet. Demnach soll Blume vor Mitarbeitern gesagt haben, Porsche habe "sehr großen Anteil" daran gehabt, dass eine weitere Nutzung von synthetisch hergestellten E-Fuels für Verbrennungsmotoren "in den Koalitionsvertrag miteingeflossen" sei. "Da sind wir Haupttreiber gewesen, mit ganz engem Kontakt an die Koalitionsparteien. Der Christian Lindner hat mich in den letzten Tagen fast stündlich auf dem Laufenden gehalten", wurde der Porsche-Chef in der ZDF-Sendung zitiert.

Die FDP wies die Darstellung zurück, dass sich ihr Parteichef eng mit Blume ausgetauscht habe. Lindners Position zu den E-Fuels seit "seit Jahren bekannt" und stamme noch aus der Zeit der FDP in der Opposition, erklärte ein Parteisprecher am Samstag. Porsche erklärte: "Im Rahmen einer internen Veranstaltung im Juni ist überspitzt formuliert worden, dafür entschuldigen wir uns." Es habe keine Einflussnahme gegeben.

Ende Juni hatte es innerhalb der Ampel-Koalition Streit über ein Verbot für die Neuzulassung von Verbrennerautos ab 2035 auf EU-Ebene gegeben. Lindner lehnte die Verbotspläne ab. Im Juni stimmte das EU-Parlament für das von der EU-Kommission vorgeschlagene Verbot, auf Deutschlands Drängen sahen die EU-Minister von einem strikten Verbot für Verbrennungsmotoren ab. Die Ampel hatte sich im Herbst 2021 darauf geeinigt, Neuzulassungen für Verbrennermotoren ab 2035 zu verbieten – für Autos, die nur mit E-Fuels betrieben werden können, sollte es jedoch eine Ausnahme geben.

Der FDP-Sprecher teilte am Samstag mit, es habe "im Oktober 2021 lediglich ein kurzes Telefonat zwischen Herrn Blume und Herrn Lindner zu Fragen der Verwendung von E-Fuels" gegeben. Solche Gespräche hätten auch die übrigen Verhandler der Koalitionspartner geführt, was angesichts der Bedeutung der deutschen Automobilindustrie auch richtig sei. Mit Blick auf Lindners Vorgehen Ende Juni erklärte die FDP, dass es vor dieser Entscheidung "keinerlei Kontakt in der Sache mit Herrn Blume und auch danach keinerlei Versuch einer Einflussnahme auf die lange bestehende Position von Herrn Lindner gegeben" habe.

Das ZDF hatte zuvor mitgeteilt, für Blumes Äußerungen gebe es verifizierte Belege. Ein Porsche-Sprecher erklärte am Freitag auf Anfrage von dpa, den fraglichen Austausch "hat es so nicht gegeben". Am Freitagabend wurde bekannt, dass Blume zum 1. September Nachfolger von Herbert Diess als Vorstandschef des Volkswagen-Konzerns werden soll.

"Es ist hochproblematisch, wenn es bei Koalitionsverhandlungen Sonderzugänge für große finanzstarke Konzerne gibt", sagte Christina Deckwirth, Sprecherin der Transparenz-Organisation Lobby Control der "Welt am Sonntag".

E-Fuels, Treibstoffe für Benzin- oder Dieselmotoren, werden mit Hilfe von Strom aus Wasser und CO₂ synthetisiert. Kritiker – zu denen auch Volkswagen-Chef Diess gehört – führen an, die Herstellung brauche extrem viel Energie und sei deswegen sehr teuer und ineffizient. Zudem stießen die Autos bei der Verbrennung von E-Fuels anders als E-Fahrzeuge CO₂ aus. Porsche baut zusammen mit Siemens im chilenischen Patagonien eine Industrieanlage, in der E-Fuels hergestellt werden sollen.

(anw)