EU-Kommission will bis 2019 vernetzte Autos auf die Straße bringen

Laut einer Strategie für "kooperative intelligente Verkehrssysteme", die die EU-Kommission befürwortet hat, sollen spätestens in drei Jahren Fahrzeuge miteinander sowie mit der straßenseitigen Infrastruktur "reden" können.

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Vernetztes Fahrzeug

(Bild: Unsplash, Lizenz CC0 1.0 Universell<br>)

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Einen "Meilenstein auf dem Weg zu einer kooperativen, vernetzten und automatisierten Mobilität" hat die EU-Kommission nach eigenem Verständnis am Mittwoch erreicht. Sie hat dazu eine Strategie für "kooperative intelligente Transportsysteme" (Cooperative Intelligent Transport Systems, C-ITS) auf den Weg gebracht, die eng auf den Empfehlungen einer gleichnamigen Expertengruppe vom Januar aufbaut.

Bis 2019 sollen gemäß des nun offiziellen Fahrplans die Grundlagen geschaffen werden, damit sich intelligente und vernetzte Autos untereinander und mit der Verkehrsinfrastruktur kommunizieren können (Vehicle-to-Vehicle beziehungsweise Vehicle-to-Infrastructure Communication). C-ITS ermöglichen es Straßennutzern und Verkehrsleitstellen, eigene und über Fahrzeugsensoren erfasste Informationen auszutauschen und ihre Maßnahmen anhand dieser Informationen zu koordinieren, heißt es in Brüssel.

Vom vernetzten zum autonomen Auto

Beispielsweise könnten sich Autos gegenseitig vor brenzligen Situationen wie einem Stauende warnen oder den Zustand einer gerade befahrenen Straße durchgeben. Dies soll es dem Fahrer oder künftig einem autonomen Fahrsystem erleichtern, Entscheidungen zu treffen und etwa die Geschwindigkeit anzupassen.

Einschlägige Verkehrssysteme will die Kommission bis 2019 großflächig gewerblich eingeführt wissen, um die Sicherheit und Effizienz sowie den Fahrtkomfort deutlich zu erhöhen. C-ITS könnten zum EU-Ziel beitragen, die Zahl der Verkehrstoten zwischen 2010 und 2020 zu halbieren. Funktechnisch sei ein Kommunikationsmix aus WLAN-gestützter Nahbereichskommunikation und bereits vorhandenen Mobilfunknetzen der vielversprechendste Ansatz.

Kurzfristig sollen Techniken entwickelt werden, um Fahrer etwa vor langsam vorankommenden Kfz, plötzlichen Hindernissen, schwierigen Wetterverhältnissen, Straßenbauarbeiten, Einsatzfahrzeugen oder Staus zu warnen. Auch soll es Funktionen geben, die auf Geschwindigkeitsbegrenzungen und eine optimale Geschwindigkeit für eine "grüne Welle", einen drohenden Rotlichtverstoß oder die Vorfahrtssituation hinweisen. Andere Dienste, die etwa Informationen über Benzin- und Stromtankstellen, verfügbare Parkplätze, Carsharing oder Routenführung bereithalten, bedürften noch der Standardisierung.

Für den Erfolg von C-ITS kommt es laut der Kommission auch darauf an, den Datenschutz und die IT-Sicherheit zu gewährleisten. Die Nutzer müssten die Gewissheit haben, dass sie wirksam kontrollieren können, wie und wozu ihre Informationen verwendet werden. Dazu solle 2018 ein gesonderter erster Leitfaden vorgelegt werden, um den Datenschutz von vornherein standardmäßig in die Technik einzubauen ("Privacy by Design and Default"). Zudem sei eine gemeinsame Sicherheits- und Zertifizierungslinie mit allen Interessensträgern zu entwickeln.

Dass sich der Einsatz vernetzter smarter Systeme im Verkehrsbereich rentiert, scheint für die Brüsseler Regierungseinrichtung ausgemacht. Sie erwartet, "dass jeder in C-ITS-Dienste investierte Euro einen Nutzen von bis zu drei Euro generieren dürfte". Noch schneller werde die Rentabilitätsschwelle erreicht, wenn möglichst viele entsprechende Services rasch eingeführt würden. Das weitere Vorgehen solle über die "C-Roads-Plattform" koordiniert werden, die Erfahrungen mit Pilotprojekten in den Mitgliedsstaaten sammele. Parallel solle bis 2018 ein Rechtsrahmen stehen, der unter anderem auch öffentlichen und privaten Investoren Sicherheit gebe.

Bernhard Rohleder, Geschäftsführer des Digitalverbands Bitkom, lobte, dass die Kommission mit der Initiative die richtigen Weichen stelle. Europa müsse seine Anstrengungen bei der vernetzten Mobilität nun deutlich erhöhen. Der skizzierte "Echtzeit-Datenraum" sei "Voraussetzung für neue Geschäftsmodelle und einen sicheren, effizienten sowie ressourcenschonenden Verkehr".

Laut einer repräsentativen Bitkom-Umfrage sind 19 Prozent der hiesigen Autofahrer grundsätzlich bereit, einem Assistenzsystem im fließenden Verkehr auf der Autobahn die Kontrolle zu überlassen. Im Stadtverkehr würden dies 17 Prozent tun, fünf Prozent sogar während der gesamten Fahrt. Am höchsten sei die Bereitschaft in tempoarmen Situationen, also beim Parken mit 64 oder im Autobahnstau mit 46 Prozent. Insgesamt würden sieben von zehn Fahrzeuglenkern in bestimmten Situationen die Kontrolle an einen Autopiloten abgeben.

Autonome Autos kommen (28 Bilder)

Im Herbst 2015 stattete Tesla sein Model S per Software-Update mit einem Autopiloten aus.
(Bild: Tesla)

(kbe)