EU-Kostenbremse für mobiles Internet im Ausland greift

Ab 1. Juli müssen die Mobilfunkanbieter ihre Kunden vorwarnen, wenn bei Datenverbindungen im Ausland hohe Kosten auflaufen und bei knapp 60 Euro Rechnungsbetrag die Leitung kappen, wenn der Nutzer es nicht ausdrücklich anders wünscht.

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Zum 1. Juli treten die von der EU-Kommission angeordneten Kostengrenzen für Datenroaming im europäischen Ausland in Kraft. Damit werden die Kosten für im Ausland genutzte Mobilfunk-Datenverbindungen auf maximal 50 Euro plus Mehrwertsteuer begrenzt, in Deutschland beträgt die Obergrenze damit 59,50 Euro. "Wir machen Schluss mit Schockrechnungen für Touristen und Geschäftsreisende, die mit ihrem Smartphone oder Laptop in einem anderen EU-Land im Internet surfen", sagte die für die Digitale Agenda zuständige Vize-Präsidentin der Europäischen Kommission, Neelie Kroes, am Montag in Brüssel.

Bereits seit März hatten Netzbetreiber ihren Kunden eine Datenroaming-Obergrenze als Tarifoption angeboten, ab Juli wird die Kostenbremse obligatorisch für alle Neu- und Bestandskunden eingerichtet. Die neue Regelung verpflichtet die Mobilfunkanbieter, den Kunden zu informieren, sobald er 80 Prozent seiner Kostenobergrenze erreicht hat. Bei Erreichen der Obergrenze muss der Anbieter die Verbindung unterbrechen, wenn der Kunde nicht ausdrücklich die Fortsetzung wünscht. Darüber hinaus werden die Großhandelspreise für Datenroaming auf von 1,00 auf 0,80 Euro pro MByte gesenkt.

Mobilfunkkunden können nach EU-Angaben bei einigen Mobilfunkanbietern ihre persönliche Obergrenze über die gesetzliche Vorgabe hinaus definieren. Keiner der vier deutschen Netzbetreiber bietet diesen Service an. O2 hatte die EU-Vorgabe bereits im April umgesetzt. E-Plus hat vier gestaffelte Obergrenzen zur Auswahl: 59,50 Euro, 100 Euro oder 150 Euro pro Monat sowie eine Option ohne Limit. Auch bei Vodafone gilt die von Brüssel vorgegebene Grenze von 50 Euro (zzgl. MwSt.), der Netzbetreiber warnt bei einem aufgelaufenen Betrag von 40 Euro. Die Telekom hält sich ebenso an die Vorgabe der Kommission, informiert ihre Kunden aber schon bereits bei der ersten Nutzung von Internetdiensten im Ausland über mögliche Kosten und warnt bei Erreichen von 40 Euro.

Unabhängig von diesen politischen Verpflichtungen bieten Netzbetreiber und Serviceprovider eine Vielzahl von Tarifen und Optionen für die Internetnutzung im Ausland an, die je nach persönlichem Bedarf durchaus sinnvoll sein können. Wer beruflich ein paar Tage im Ausland verbringt und dort mobilen Internetzugang wünscht, kann etwa auf die Ausland-Tagestarife zurückgreifen, die O2, Vodafone und T-Mobile mit einem Volumen von 50 MByte pro Tag ab rund 15 Euro anbieten. Darüber hinaus lohnt sich auch ein Blick auf Prepaid-Angebote vor Ort.

Endgültig Geschichte ist mit dem 1. Juli auch die noch immer verbreitete Unsitte, Kunden die auf den Mailboxen auflaufenden Gespräche zu berechnen. Bisher haben Netzbetreiber für ein Gespräch, das im Ausland nicht angenommen und dann auf die Mailbox umgeleitet wurde, auch entsprechende Gebühren berechnet. Deshalb war es bisher ratsam, die automatische Mailbox-Umleitung vor einem Urlaub abzuschalten. Das wird jetzt nicht mehr nötig sein, denn mit der neuen EU-Verordnung wird die Annahme eines Gesprächs durch die Mailbox europaweit kostenfrei (bei der Telekom weltweit). Wer die Nachricht dann allerdings aus dem Ausland abhört, zahlt wieder den EU-Roamingtarif.

Auch der wird erneut günstiger: Der Höchstpreis für ein Telefonat im europäischen Ausland wird EU-weit von 43 Cent auf 39 Cent pro Minute (zzgl. MwSt., in Deutschland also 46 Cent) gesenkt. Für einen im Ausland angenommenen Anruf dürfen anstatt 19 Cent nur noch 15 Cent pro Minute (18 Cent inkl. MwSt.) verlangt werden. Der Höchstpreis für das Versenden von Textnachrichten bleibt bei 11 Cent pro SMS (13 Cent inkl. MwSt.). Die EU-Kommission hatte den "Euro-Tarif" nach langem Ringen im Sommer 2007 eingeführt und die Kosten für Gespräche im Ausland seither Jahr für Jahr weiter gesenkt. (vbr)