Eine Radtour durch Europa, ein Film über Maker (Teil 3)
Das Fahrrad ist die beste Art, die Niederlande zu erfahren. Das Land ist flach wie ein Pfannkuchen, die Fahrradwege sind zwei Meter breit und perfekt gepflegt. Außerdem gibt es in den Niederlanden die größte Dichte von Fab Labs auf der Welt.
- Miriam Engle
- Philip Steffan
Am 8. Mai überquerten wir, Madison Worthy und Miriam Engle, die Grenze von Deutschland in die Niederlande und radelten die folgenden drei Wochen von Nordosten nach Westfriesland, nach Süden durch Amsterdam und dann wieder nach Westen zur Küste Zeelands. Wir untersuchten zehn FabLabs und trafen unzählige leidenschaftliche Leute.
Ist die Maker-Bewegung eine Revolution oder Evolution? Nach zwei Monaten Fahrradtour haben wir die Antwort: Sie ist eine Evolution, eine organische Entwicklung mit breiten ökonomischen und politischen Auswirkungen. Die Technik bewirkt gesellschaftlichen Wandel. "If you can't fix it, you don't own it," steht auf einem Poster im Makerspace ZB45 in Amsterdam. Wir überdenken, was es bedeutet, etwas zu besitzen. Wenn sich unsere Beziehung zu Objekten ändert, so ändert sich auch unsere Beziehung zu Ideen. Erste sollte man besitzen, die Zweiten teilen.
Wir haben fast einen riesigen Fahrradstau verursacht, als wir Groningen erreichten. Wir fühlten uns wie LKWs mit unserem ganzen Kram, als wir gegen die schlanken Fixies antraten. Groningen ist eine junge Stadt, und man erlebt dort einen starken Unternehmergeist. Mit Makern wie Hans Blaauw und David Bakker von Maakplek und Harry Hummel vom Fab Lab Groningen haben wir diskutiert, wie der Zugang zu Geräten und Maschinen Leute inspirieren kann, sich mit ihren Träumen selbstständig zu machen. David hat uns sogar mit unserem ersten kompletten Maker-Projekt geholfen, einer Draailampje (Drehlampe) – perfekt für das Zelt. Wie alle gute Maker haben wir ungefähr ein halbes Duzend andere unerledigte Projekte.
Wir fuhren ein paar Tage später weiter (gegen den Wind, natürlich) und erreichten Leeuwarden, das Zuhause des mobilen Fab Labs Frysklab, das überall durch Europa fährt, um Leuten das digitale Herstellen beizubringen. Jeroen de Boer, Gründer und Betreuer des Frysklab, hat uns begeistert aufgenommen und hat viel über die Vorteile der Integration von Fab Labs und Bibliotheken gesprochen. Mit dem Übergang der Welt zum Digitalen würden Bibliotheken obsolet, allerdings nicht, wenn sie ein Fab Lab oder einen Makerspace integrieren! Das ist eine wunderbare Beziehung und eine einfache Möglichkeit, mehr Leute zu erreichen und Bibliotheken den Anschluss an die Zukunft zu verschaffen.
Jeroen hat uns zum Afsluitdijk begleitet, ungefähr 35 Kilometer südlich von Leeuwarden. Wir sind ganz schnell über den Deich gecruist, eine ungeschützte Landstrecke von 30 Kilometern, die die nördlichen Niederlande vor dem Meer bewahrt. Zum ersten Mal hatten wir den Wind hinter uns, also entschieden wir uns, noch 50 Kilometer bis zur Kaasfabriek in Alkmaar zu fahren, wo wir ein belebtes Fab Lab vorgefunden haben.
Die Kaasfabriek ist besonders, auch gemessen an anderen Fab Labs. Das Lab ist ein reines Communityprojekt und besteht ganz aus umgebauten Containern. Die Mitglieder jeden Alters haben sofort unser Lautsprecherprojekt übernommen, das wir seit Dänemark mit uns herumschleppen. (Wir haben ja schon erzählt; wir sind selbst irgendwie wie ein mobiles Fab Lab.) Wir haben in der Kaasfabriek übernachtet und im höchsten Containerturm wie Prinzessinnen geschlafen.
Am nächsten Tag erreichten wir die dritte große Stadt auf der Radtour: Amsterdam. Monique de Wilt vom Makerspace ZB45 hat uns in ihrer Wohnung untergebracht und wir konnten einen Blick auf tägliche Leben einer Makerin werfen. Es ist mehr Lebensstil als Hobby.
Von Amsterdam haben wir einen Abstecher mit dem Zug nach Utrecht gemacht, um "Fab Daddy" Bart Bakker zu treffen. Bart ist eine der einflussreichsten Personen in der niederländischen Makerszene. Mit ihm besuchten wir das Fab Lab Amersfoort, wo sie mit nachhaltigen Projekte experimentieren, den ProtoSpace, wo man sich mit Erfindungen und Rapid Prototyping beschäftigt und die Ultimaker-Fabrik, die den beliebten Open-Source-3D-Drucker herstellt. Wir haben auch das Kanu vom Mini Fab Lab, dem kleinsten festen Fab Lab der Welt, gegründet direkt in Barts Garage, ausgeliehen und sind um Utrecht herum durch die Kanäle gepaddelt. (Radeln und paddeln, wir machen alles!)
Nach Amsterdam haben wir eine kleine Pause in Den Haag gemacht und dann sind weiter gefahren bis zum Stadslab Rotterdam, wo wir mit Ausbilder über die Rolle der Maker-Bewegung im Wandel von Ausbildungen gesprochen haben. Es ist schon sichtbar, dass mehr Integration zwischen den Disziplinen und verstärkte Anwendung von Wissen nötig ist; das Stadslab will beides befördern.
Dank einem Tipp von Fab-Daddy Bart haben wir das Fab Lab Breda entdeckt, wo wir den erfolgreichen Testlauf für ein Programm für Kinder beobachten konnten. Die ungefähr zehn Jahre alten Kinder haben das digitale Herstellen gelernt. Alle waren super enthusiastisch. Nach Breda erreichten wir unser letztes Ziel in den Niederlanden, Fab Lab Zeeland, ein neues Fab Lab, das in einer Bibliothek angesiedelt ist: Der Beweis, dass die Theorie von Jeroen de Boer schlaue Früchte trägt.
Das waren die letzten 23 Tage. Unsere Route durch die Niederlande fühlt sich wie ein luzider Traum, ein Wirbelwind von Aktivität und Lernen. Wir produzieren den Dokumentarfilm Self-Made komplett aus der eigenen Tasche, deswegen ist es wichtig, neue Freunde in der Community zu finden, bei denen wir übernachten und essen können. Wir haben einen Crowdfunding-Kampagne, also falls Sie Interesse an unserem Projekt haben, aber nicht entlang der Route wohnen, können Sie auch spenden. Wir werden Ihnen dafür eine Postkarte aus einer exotischen Gegend von unserem Abenteuer schicken!
Sie können mehr von der "Tour de Fab" auf Madulthood lesen und sehen.
(phs)