Eine Radtour durch Europa, ein Film über Maker (Teil 6)

Madison Worthy und Miriam Engle durchqueren auf ihrer Radreise durch die Maker-Szene Europas Spanien. In Barcelona findet ihre Fahrt ihr Ende – das letzte Fab Lab, das sie besuchen, liegt sogar direkt am Strand des Mittelmeers.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Eine Radtour durch Europa, ein Film über Maker (Teil 5)

Wir mussten nur 3000 Kilometer radeln für diese Aussicht!

Lesezeit: 6 Min.
Von
Von Kopenhagen nach Barcelona: Self Made

3000 Kilometer, sechs Länder, zwei Frauen auf Fahrrädern und ein knallgelbes Case voll mit Kameraausrüstung: Madison Worthy und Miriam Engle fahren mit dem Rad von Kopenhagen nach Barcelona, um ihren Dokumentarfilm "Self-Made" über die europäische Maker-Bewegung zu drehen. Bei Make beschreiben sie ihre Reise in Wort und Bild. Bisher erschienen:

Am 13. Juli haben Madison Worthy und Miriam Engle mit dem Rad die fünfte und letzte Grenze ihrer europäischen Fahrradtour überquert. In Barcelona feierten sie die glorreiche Vollendung ihrer Reise in mit einem Glas Sangria und schliefen dann die nächsten zwölf Stunden wie Murmeltiere.

Während den nächsten zehn Tage reisten wir (nicht mit dem Rad) in die Umgebung von Barcelona, auf der Suche nach Erkenntnissen, wie Fab Labs die ökologische Nachhaltigkeit fördern. Beim Fab Lab BCN, angesiedelt am Institut of Advanced Architecture of Catalonia (IAAC), traffen wir den Direktor Tomas Diez. Er sprach offen mit uns über das Fab-City-Programm, das Barcelona innerhalb der nächsten vierzig Jahre in eine vollkommen nachhaltige Stadt verwandeln soll. Er räumte ein, dass der Plan sehr ehrgeizig sei und dass es vielleicht auch nicht komplett möglich wäre. Allerdings werde Barcelona auch dann erfolgreich sein, wenn nur teilweise eine ökologische Nachhaltigkeit erreicht würde. Die Stadt zeigt schon jetzt einen ausgeprägten Sinn für Fragen der Stadtentwicklung: Bürger werden zum gesunden Umgang mit ihrer Umgebung ermutigt. Anzeichen vom Einfluss des IAAC sind überall in der Stadt zu sehen, etwa bei der kreativen Gestaltung von Gebäuden oder bei der organischen Einbindung von natürlichen Gebieten.

Self Made in Spanien (5 Bilder)

An der Meeresküste Barcelonas betrachtet Miriam Engle das FabLab-Haus im Bau.

Das FabLab-Haus ist ein Beispiel für so ein urbanistisches Projekt von IAAC und Fab Lab BCN. Die zweite Iteration ist gerade direkt an der Meeresküste im Bau und wird breite "Blätter" von Solarpanels über der ganzen Struktur tragen. Das FabLab-Haus wird ein nachhaltiges Restaurant und Yachtclub sein, wenn das Bau fertig ist. Die erste Iteration hat genau soviel oder mehr Energie erzeugt wie sie verbrauchte; das Projekt war so erfolgreich, dass es im Jahr 2010 den Publikumspreis beim Solar Decathlon gewonnen hat.

Tomas und einige Designer von Fab Lab BCN haben uns zum Green Fab Lab begleitet, 10 Kilometer nördlich von Barcelona in Valldaura gelegen, eingebettet in den Park von Collserola, eine geschützte Naturgegend. Das Green Fab Lab ist auf ökologische Nachhaltigkeit spezialisiert. "Das Green Fab Lab produziert die Geräte und Mittel, um einen engeren Dialog zwischen Natur und Technologie zu schaffen," erzählte uns Tomas. "Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen dem Green Fab Lab und einem anderen Fab Lab ist, dass wir hier den nächsten Schritt für jene Labs erforschen, die jetzt Plastik und andere schädliche Materialien benutzen. Wir versuchen, Materialien zu benutzen, die aus natürlichen Quellen stammen, die wir hier haben, und wir untersuchen auch den nächsten Schritt von Herstellung, in dem man nicht nur Dinge macht, sondern auch Dinge wachsen lässt."

Wir ignorierten die Warnung von Tomas, dass es Wildschweine gibt, warfen unsere Isomatten auf den Boden und genossen eine Übernachtung im Freien neben dem Green Fab Lab. Am nächsten Morgen reisten wir nach Mataró, wo wir Can Fugarolas besuchten – eine echte kreative Gesellschaft, die einem Makerspace, einer Schweiß-Werkstatt, einer Autowerkstatt, zwei Verbrauchervereinen, einem städtischen Garten, einem Tontechnik-Atelier und einer Zirkustruppe ein Zuhause bietet. Can Fugarolas zahlt eine kleine Miete und bietet großzügig Platz für die Bevölkerung, ihre Fähigkeiten zu pflegen und neue zu lernen. Wouter Tebbins vom Free Knowledge Institut, einer Organisation, die sich dem "digitalen Do-it-Yourself" durch Open Source widmet, hat uns in Can Fugarolas getroffen, um mit uns über seine Einschätzung von der Bedeutung von Open Source zu sprechen. Wenn wir unsere Ideen freiwillig teilen, können wir bessere Produkte herstellen, was zu einer gesünderen und effizienteren Gesellschaft führen wird.

Am nächsten Tag gingen wir nach Sitges, wo wir Francisco Sánchez im Beach Lab besuchten. Er begleitete uns auf einer Tour durch das besondere Fab Lab, das direkt am Strand errichtet wurde. Francisco hat sich seinen Platz im Fab-Netz mehr oder weniger erhackt: Das Beach Lab fing als Website an, und nachdem genug Leute Interesse bekundet hatten, das Fab Lab zu besuchen, rekrutierte er dieses Leute, ihm zu helfen, das Lab zu gründen. Als die Stadt dann versuchte, das Beach Lab wegen Lärmbelästigung zu schließen, kaufte Francisco eine Kaffeemaschine und bezeichnete das Beach Lab als FabCafé. Anschließend gab es keine Probleme mehr. Und als er sich entschied, mit dem Beach Lab bei der Fab Academy mitzumachen, hat er alle fehlenden Maschinen besorgt – immer in der Woche, in der sie gebraucht wurden. Das Beach Lab selbst ist Franciscos Lieblingsprojekt und mit seinem farbigen und klimatisierten Inneren zieht es viele verschiedene Leute an, die am Strand bummeln, ebenso Touristen wie Einheimische. Jeder, der das Beach Lab verlässt, hat etwas gelernt.

Das Beach Lab war die allerletzte Werkstatt auf unserer "Tour de Fab," auf der wir viel über die europäische Maker-Szene gelernt haben. Wir waren beeindruckt von der Intelligenz und der freundlichen Haltung, der wir auf unserer Reise begegnet sind. Viel wichtiger als die Gebäude oder die Maschinen drin ist die Community der Denker und Macher, die die ganze internationale Bewegung vorantreibt. Wir sind aufrichtig dankbar für die wilde und aufschlussreiche Erfahrung, die unsere "Tour de Fab" für uns war. Und wenn Ihr mehr darüber wissen möchtet, was wir gelernt haben – dann müsst Ihr leider noch bis zum nächsten Jahr warten, bis unser Film "Self-Made", die Geschichte von kreativen Gesellschaften, im nächsten Jahr rauskommt; dann überall auf der Erde (und außerhalb?) als kostenloser Download erhältlich.

  • Auf Madulthood findet Ihr in der Zwischenzeit weitere Geschichten und Fotos.

(pek)