Elektroauto Hummer kommt auch als SUV auf den Markt

Auf den Pick-up folgt ein Hummer-SUV mit reduzierten Abmessungen, weniger Leistung und kleinerer Batterie. Das Resultat ist noch immer gewaltig.

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Hummer SUV

(Bild: GM)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Der erste Hummer errang seine Popularität im Zweiten Golfkrieg, die zivile Version war stets ein offensiv vorgetragenes Bekenntnis, dass es bei der Fahrzeugwahl eine kompromisslose Lösung sein musste. Verbrauchswerte von erheblich mehr als 20 Liter/100 km waren in der Praxis vollkommen normal. 2010 war nach zwei Auflagen Schluss. Der 2020 erstmals gezeigte Nachfolger kommt ausschließlich als Elektroauto auf den Markt. Den Pick-up hat GM schon gezeigt, nun folgt das SUV.

Das wird mit fünf Metern rund 51 cm kürzer als die Variante mit offener Ladefläche. Der Radstand schrumpft von 3,45 auf 3,22 m. Zur groben Orientierung: Das entspricht etwa dem einer Mercedes S-Klasse mit langem Radstand. Kurze Überhänge vorn und hinten sowie eine enorme Bodenfreiheit deuten bereits an, dass der Begriff SUV, der ja überwiegend mit Autos besetzt ist, die nur optisch geländegängig sind, hier leicht in die Irre führen kann. Denn der Hummer war abseits befestigter Straßen stets außergewöhnlich talentiert.

Dafür verbaut General Motors allerlei Zutaten. Zu ihnen gehört die Allradlenkung, mit der das Fünf-Meter-SUV einen Wendekreis von 10,8 m hat. Für den harten Geländeeinsatz gibt es nicht nur Trailmapping im Fahrzeug und per App, sondern auch eine adaptive Luftfederung und 22-Zoll-Räder mit grobstolligen Reifen. Auf Wunsch wird das Offroadpaket um einen Unterschutz, Unterbodenkameras mit integrierter Waschanlage erweitert. GM verspricht, dass der so gerüstete Hummer Steigungen mit 60 Prozent packt. Die Wattiefe soll bei rund einem Meter liegen. Wie oft solche Fähigkeiten vom Besitzer ausgeschöpft werden, wissen wir natürlich nicht. Der Hummer verspricht jedoch, in dieser Hinsicht keiner der üblichen Blender zu sein.

Der Antrieb mit drei Motoren leistet 830 Horse Power, was 619 kW oder 842 PS entspricht. Das ist zwar etwas weniger als im Pick-up, reicht aber, um den Koloss in 3,5 Sekunden aus dem Stand auf 60 Meilen zu beschleunigen, die Marke von 100 km/h dürfte ebenfalls in deutlich unter vier Sekunden fallen. Was das in einem Geländewagen soll, muss die Zielgruppe beantworten.

Hummer SUV (6 Bilder)

Dass der Hummer als SUV kleiner als der Pick-up ist, sollte nicht zu falschen Schlüssen führen: Mit knapp fünf Metern hat er noch immer mächtige Ausmaße.

Noch recht vage bleiben die Angaben zur Batterie. Sie soll einen etwas geringeren Energiegehalt als im Pick-up haben. Die Reichweite wird mit mehr als 300 Meilen angegeben, was mehr als 483 km bedeuten würde. Einen Verbrauch nennt GM noch nicht. Die Spannungsebene liegt bei 800 Volt, die maximale Ladeleistung bei 300 kW. Wie groß der Speicher am Ende auch immer tatsächlich sein sollte: Sollte die Ladekurve nach dem Peak nicht extrem abfallen, dürfte der Hummer zu den aktuell am schnellsten ladenden Elektroautos gehören.

Dazu ist er in der Lage, die Traktionsbatterie auch extern anzuzapfen. GM nennt zwei Möglichkeiten dafür: Ein anderes E-Auto kann mit bis zu 6 kW einphasig (240 Volt, 25 A) mit Strom versorgt werden. Elektrisches Zubehör wird mit bis zu 3 kW an halbierter Spannung (120 Volt) versorgt.

Hummer SUV Innenraum (5 Bilder)

Passend zum Äußeren ist auch das Armaturenbrett wuchtig geraten.

Die Auslieferung des Hummer-SUV soll auf dem US-Markt Anfang 2023 starten. Über einen Export nach Europa ist noch nichts bekannt, vermutlich lotet man noch die potenziellen Absatzchancen aus. Die einzuschätzen, ist nicht ganz einfach. Denn GM hat in der EU nur ein dünnes Vertriebsnetz. Andererseits findet sich in der kleinen europäischen Zielgruppe sicher eine relevante Zahl an Interessenten, die das Image eines Hummer anlockt. Ähnlich große E-SUV von deutschen Konkurrenten bedienen jedenfalls eine andere Klientel. Gut möglich also, dass GM sein Glück mittelfristig auch in Europa versuchen wird.

(mfz)