Elektromobilität: Studie plädiert für Kleinwagen statt großer E-SUV
Der Bedarf an kritischen Rohstoffen kann laut einer Studie durch Fahrzeuge mit leichteren Batterien deutlich gesenkt werden.
- Jan Oliver Löfken
Große Fahrzeuge, schnelleres Laden und mehr Reichweite: Dieser Trend hält bei den meisten Automobilherstellern weiter an. So soll Automobilisten der Schritt vom Verbrenner zum elektrischen Antrieb leichter gemacht werden. Doch massige und teure Fahrzeuge beanspruchen viel Platz im öffentlichen Raum und bewegen mehrere hundert Kilogramm schwere Batterien mit sich herum, was die Effizienz deutlich senkt. Nun warnt der europäische Thinktank "Transport & Environment" (T&E), getragen von einigen Dutzend Umwelt- und Nachhaltigkeitsorganisationen, in einer neuen Studie vor einem allzu großen Bedarf an Rohstoffen wie Lithium, Kobalt, Nickel oder Mangan. Um diesen Rohstoffhunger bei der angestrebten breiten Elektromobilisierung zu senken, werben sie für eine Trendwende zu kleineren E-Mobilen.
"Deutschland will bis 2030 15 Millionen vollelektrische Fahrzeuge auf der Straße haben. Das geht mit einem enormen Bedarf an Batteriemetallen einher", sagt Friederike Piper, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland. In einer Welt mit begrenzten Ressourcen seien kleinere Elektroautos nicht nur ökologisch notwendig, sondern überlebenswichtig für die deutsche Automobilindustrie, denn chinesische Hersteller stünden schon heute in den Startlöchern, um die Nachfrage nach kleinen und bezahlbaren Autos zu decken. Konkret beziffert die Studie den Rohstoffbedarf in Europa zur Dekarbonisierung der Flotte bis 2050 auf rund das 200-fache des Verbrauchs im Jahr 2022.
Stellschrauben bei Rohstoffbedarf
Doch mit kleineren E-Mobilen, weniger gefahrenen Kilometern und einer schnelleren Entwicklung von alternativen Batterie-Systemen basierend auf Lithiumeisenphosphat oder Natrium statt Lithium, könne der Rohstoffbedarf deutlich gesenkt werden. Die Studie fokussiert sich dabei auf die Schlüsselelemente Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan.
Allein eine Umstellung auf kleinere Fahrzeuge mit leichteren Batterien soll den Bedarf um 19 bis 27 Prozent senken können. Mit neuen Batteriesystemen wäre eine Reduktion um weitere vier bis 20 Prozent möglich. Satteln E-Mobil-Fahrer zudem häufiger auf Fahrrad oder ÖPNV um, könnte der Rohstoffbedarf noch einmal um sieben bis neun Prozent fallen.
"Wir sollten die Autohersteller über eine EU-Effizienznorm dazu verpflichten, endlich ressourcenschonendere vollelektrische Fahrzeuge anzubieten, die gleichzeitig erschwinglicher sind als die überdimensionierten SUVs heute“, fordert Piper. Von einer solchen Umstellung würde auch die deutsche Automobilindustrie profitieren, die sonst diesen Markt anderen Anbietern aus dem Ausland überließen. Doch diese Forderung nach stärkerer Regulierung und Vorgaben vom Gesetzgeber wird höchstwahrscheinlich auf Kritik stoßen. Wie schon bei der Diskussion um das Aus für Verbrennerfahrzeuge werden sich die Befürworter staatlicher Regulierung und die Anhänger der Selbstregulierung durch die Kräfte des Marktes gegenüberstehen.
(jle)