Elektromobilität: Studie plädiert für Kleinwagen statt großer E-SUV

Der Bedarf an kritischen Rohstoffen kann laut einer Studie durch Fahrzeuge mit leichteren Batterien deutlich gesenkt werden.

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Symbol für einen Elektroauto-Parkplatz.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan Oliver Löfken

Große Fahrzeuge, schnelleres Laden und mehr Reichweite: Dieser Trend hält bei den meisten Automobilherstellern weiter an. So soll Automobilisten der Schritt vom Verbrenner zum elektrischen Antrieb leichter gemacht werden. Doch massige und teure Fahrzeuge beanspruchen viel Platz im öffentlichen Raum und bewegen mehrere hundert Kilogramm schwere Batterien mit sich herum, was die Effizienz deutlich senkt. Nun warnt der europäische Thinktank "Transport & Environment" (T&E), getragen von einigen Dutzend Umwelt- und Nachhaltigkeitsorganisationen, in einer neuen Studie vor einem allzu großen Bedarf an Rohstoffen wie Lithium, Kobalt, Nickel oder Mangan. Um diesen Rohstoffhunger bei der angestrebten breiten Elektromobilisierung zu senken, werben sie für eine Trendwende zu kleineren E-Mobilen.

"Deutschland will bis 2030 15 Millionen vollelektrische Fahrzeuge auf der Straße haben. Das geht mit einem enormen Bedarf an Batteriemetallen einher", sagt Friederike Piper, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland. In einer Welt mit begrenzten Ressourcen seien kleinere Elektroautos nicht nur ökologisch notwendig, sondern überlebenswichtig für die deutsche Automobilindustrie, denn chinesische Hersteller stünden schon heute in den Startlöchern, um die Nachfrage nach kleinen und bezahlbaren Autos zu decken. Konkret beziffert die Studie den Rohstoffbedarf in Europa zur Dekarbonisierung der Flotte bis 2050 auf rund das 200-fache des Verbrauchs im Jahr 2022.

Doch mit kleineren E-Mobilen, weniger gefahrenen Kilometern und einer schnelleren Entwicklung von alternativen Batterie-Systemen basierend auf Lithiumeisenphosphat oder Natrium statt Lithium, könne der Rohstoffbedarf deutlich gesenkt werden. Die Studie fokussiert sich dabei auf die Schlüsselelemente Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan.

Allein eine Umstellung auf kleinere Fahrzeuge mit leichteren Batterien soll den Bedarf um 19 bis 27 Prozent senken können. Mit neuen Batteriesystemen wäre eine Reduktion um weitere vier bis 20 Prozent möglich. Satteln E-Mobil-Fahrer zudem häufiger auf Fahrrad oder ÖPNV um, könnte der Rohstoffbedarf noch einmal um sieben bis neun Prozent fallen.

T&E entwarf drei verschiedene Szenarien, um den Rohstoffbedarf von Lithium, Kobalt, Nickel und Mangan zu berechnen. "Business as usual" meint die gegenwärtigen Industrietrends und Entwicklungen bei Batteriegröße und -chemie sowie der privaten Autobenutzung. Das Szenario "Beschleunigte Innovation und weniger Autokilometer" geht von geht von einer erheblichen Umstellung auf kleinere Batterien, einer schnelleren Einführung von Batteriechemien mit weniger kritischen Metallen (z. B. Lithiumbatterien ohne Kobalt oder Nickel (LFP) oder Natrium-Ionen-Batterien) und weniger mit dem Pkw gefahrene Kilometer aus. Das dritte Szenario "Aggressive Innovation und weniger Autokilometer" steigert diese Annahmen noch weiter und führt zu radikaleren Veränderungen. Daraus resultieren der Studie zufolge Einsparungen beim Lithium-Bedarf in Höhe von 57 Prozent gegenüber dem "Business as usual"-Szenario, 59 Prozent können beim Nickel-Bedarf reduziert werden, bei Kobalt und Mangan sind es 56 beziehungsweise 45 Prozent.

(Bild: T&E Analysis)

"Wir sollten die Autohersteller über eine EU-Effizienznorm dazu verpflichten, endlich ressourcenschonendere vollelektrische Fahrzeuge anzubieten, die gleichzeitig erschwinglicher sind als die überdimensionierten SUVs heute“, fordert Piper. Von einer solchen Umstellung würde auch die deutsche Automobilindustrie profitieren, die sonst diesen Markt anderen Anbietern aus dem Ausland überließen. Doch diese Forderung nach stärkerer Regulierung und Vorgaben vom Gesetzgeber wird höchstwahrscheinlich auf Kritik stoßen. Wie schon bei der Diskussion um das Aus für Verbrennerfahrzeuge werden sich die Befürworter staatlicher Regulierung und die Anhänger der Selbstregulierung durch die Kräfte des Marktes gegenüberstehen.

(jle)