Ende der Flatrate soll T-Online aus den roten Zahlen bringen

Tiefrot waren die Zahlen, die T-Online vor kurzem zu verkĂĽnden hatte - das soll unter anderem durch die Streichung der ISDN-Flatrate anders werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 376 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Axel Vahldiek

Tiefrot waren die Zahlen, die die Telekom-Tochter T-Online Ende Januar auf der Bilanzpressekonferenz zu verkünden hatte. Die Verdoppelung der Kundenzahl auf fast sieben Millionen konnte einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe nicht verhindern. Um in Zukunft wieder Gewinne einzufahren, stellt T-Online jetzt ein verlustträchtiges Angebot ein: Die Flatrate für Analog- und ISDN-Anschlüsse.

Die Telekom wird ihre Tochter dabei nicht wenig beeinflusst haben: Immer wieder wies der Rosa Riese darauf hin, dass eine weit verbreitete Schmalband-Flatrate die Kosten für die Investitionen explodieren lassen werde. In den Jahren 2000 und 2001 summierten sie sich auf 2,2 Milliarden Mark. Vielsurfer blockierten nämlich der Telekom das Telefonnetz, weil sie rund um die Uhr mit dem Internet verbunden seien, sagte Telekom-Vorstandsmitglied Gerd Tenzer. Diese Tarife hätten dazu geführt, dass das Telefonnetz zulaufe. Da kommt es scheinbar billiger, den Tochterkonzern die ohnehin nicht gerade gewinnträchtige Flatrate einstellen zu lassen.

Immer wieder vorgetragene Argumente, denen zufolge das Unternehmen die Verluste durch die Vielsurfer in Kauf nahm, um die Kunden langfristig an sich zu binden, gelten nun nicht mehr. Stattdessen sollen 400.000 Flatrate-Kunden ab dem 1. März auf einen der neuen Tarife umsteigen, die, zumindest nach Ansicht von T-Online, ohnehin viel besser an die Kundenwünsche angepasst sind. Der Pauschaltarif von 79 Mark monatlich habe sich nur für extreme Vielsurfer gerechnet, begründete der neue Vorstandschef Thomas Holtrop den Schritt. Wer den Vertrag vor dem 11. Dezember abschloss, darf sich mit der Auswahl eines neuen Angebots sogar mehr als sechs Wochen Zeit lassen – solange nämlich wie die Mindestvertragslaufzeit, die T-Online nicht einfach heruntersetzen kann. Dass die Telekom-Tochter hier nicht offen den Wechsel zu T-DSL empfiehlt, dürfte an den großen Problemen mit dem DSL-Ausbau liegen. Bereits jetzt warten eine halbe Million Interessierte darauf, endlich einen DSL-Anschluss zu bekommen.

Dass die Abschaffung der Flatrate die Entwicklung des E-Commerce in Deutschland behindern könnte, glaubt T-Online-Chef Holtrop indess nicht: Nicht die Nutzungs-Kosten sind nach seinen Worten die größten Barrieren für den Internet-Einstieg neuer Zielgruppen, sondern die unverändert hohen PC-Preise. Es sei auch ein Fehleinschätzung und Vorurteil, dass nur das Angebot eines Pauschaltarifs neue Menschen ins Internet locken könne, ist sich Holtrop sicher. Die neuen Tarife kämen dagegen den vielen T-Online-Kunden entgegen, die bisher zwischen den Stühlen gesessen seien.

Auch wenn viele T-Online-Kunden wenig begeistert sind, die Aktionäre freut die Entscheidung: In den ersten Stunden nach bekannt werden der Flatrate-Streichung stieg der Kurs der Aktie um fast 12 Prozent. Ebenfalls Freude dürfte beim Konkurrenten AOL herrschen. Der bietet jetzt als Letzter eine Flatrate in der 79-Mark-Preisklasse an. Dieses plötzliche Quasimonpol will der Online-Dienst aber nicht mit erhöhten Preisen ausnutzen. AOL-Sprecher Jens Nordlohne versicherte gegenüber heise online, dass "derzeit keine Änderung der Preisstruktur der Flatrate" geplant ist. (axv)