Erneuerbare Energie: Entlegene Siedlungen werden noch Jahrzehnte Diesel verstromen

Seite 5: Netzanschluss hilft, ist aber sauteuer

Inhaltsverzeichnis

Schnee und Eis lassen regelmäßig Äste bersten, die dann Stromleitungen mitreißen.

(Bild:  Ryan Hodnett CC-BY-SA 4.0)

An Wäschetrockner ist angesichts des Strommangels nicht zu denken. Überbelag und der Mangel an Wäschetrocknern erhöhen wiederum den Stromverbrauch: Die Luftfeuchtigkeit in den Gebäuden ist hoch, weshalb auch im Winter viel gelüftet werden muss, was wiederum den Heizbedarf erhöht.

Dank eines Zuschusses aus dem Bundesbudget von bis zu 60 Millionen Dollar soll die 117 Kilometer lange Hochspannungsleitung nach Pikangikum nun endlich fertiggestellt werden. Alleine dieser Zuschuss macht pro Kopf mehr als 25.000 Dollar aus. Geholfen hat hier die Empfehlung des Coroners Ontarios: Der Netzanschluss soll helfen, die hohen Suizidraten in Pikangikum zu senken.

Doch je kleiner eine Siedlung ist, desto schwieriger wird es, die notwendigen Subventionen für einen Netzanschluss politisch zu rechtfertigen. 21 weitere Siedlungen in Ontario mit insgesamt gut 10.000 Ureinwohnern wollen (oder müssen) es dennoch probieren. Sie haben gemeinsam das Projekt Wataynikaneyap Power ins Leben gerufen. Ziel ist die Errichtung eines Hochspannungsnetzes, das 17 der Siedlungen erstmals an Ontarios Stromnetz anschließen soll.

Wataynikaneyap Power: Diese Ureinwohnersiedlungen im Nordwesten Ontarios wollen gemeinsam den Anschluss an das Stromnetz der Provinz erkämpfen.

(Bild: ontario.ca)

Allerdings sind die Kosten noch viel höher als in Pikangikum: Alleine die Kapitalkosten des Projekts wurden 2015 auf 1,35 Milliarden kanadischer Dollar geschätzt. Umgelegt auf die gut 10.000 Einwohner ist das ein sechsstelliger Betrag pro Kopf. Wataynikaneyap Power führt ins Treffen, dass das Hochspannungsnetz bis 2060 eine Milliarde Dollar sparen würde. Aus den veröffentlichten Unterlagen geht nicht hervor, woraus sich diese Einsparungen ergäben.

Selbst wenn die Ureinwohner das Projekt stemmen können, müssten sie weiterhin Dieselgeneratoren und Diesel als Backup bereithalten. Stürme, Schnee und Eis führen zu Leitungsschäden, was selbst in kanadischen Städten regelmäßig zu Stromausfällen führt. In entlegenen Regionen kann es Wochen dauern, bis sich die Reparaturteams zum Schadensort durchgekämpft haben. (ds)