Fedora 38: Linux-Distribution mit drei weiteren alternativen Desktops

Die Hauptausgabe von Fedora 38 bringt Gnome 44 mit. Dazu gibt es zwei neue Spins mit Budgie respektive Sway als Oberfläche. Zudem gibt es aktualisierte Pakete.

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Aufmacher: Desktop von Fedora 38

(Bild: Screenshot / David Wolski)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • David Wolski
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Es mutet an wie ein Bruch mit Traditionen: Diesmal erscheint die neue Fedora-Ausgabe 38 ohne Verspätungen, was auch einigen aufgeschobenen Änderungsplänen zu verdanken ist. In der primären Ausgabe "Workstation" liegt das Release mit Gnome 44 als Desktop vor. Die mittlerweile vier weiteren Hauptausgaben sind Fedora Server, Fedora IoT für ARM-basierte Ein-Platinen-Computer und die beiden Minimalsystem Fedora Cloud und Fedora Core OS als Container-Host. Auch die beiden Immutable-Ausgaben Fedora Silverblue und Fedora Kinote mit unveränderlichem Systemkern liegen in neuen Versionen vor.

Ein Blick auf die "Spins", also den offiziellen Desktop-Varianten mit anderen Oberflächen als Gnome, zeigt drei Neuzugänge: Fedora Linux präsentiert sich nun auch mit Budgie als Desktop und in einer weiteren Variante mit Sway. Dies ist ein kachelnder Window-Manager im Stil von i3, jedoch mit Wayland als Display-Server. Die XFCE-Ausgabe legt den Sprung auf Version 4.18 der schlanken Desktop-Umgebung hin, die vergangenen Dezember erschien. Speziell für Geräte mit Touchscreen, also Smartphone und Tablets, ist Fedora Phosh gemacht, das eine von Gnome abstammende Oberfläche für kleinere Bildschirme bietet und nur in einem Image für ARM64 (AArch64) vorliegt.

Fedora 38-Spins (3 Bilder)

Fedora 38 Mit Budgie-Desktop

Diese traditionell aufgebaute Oberfläche ist eine Abspaltung von Gnome und ursprünglich unter der Linux-Distribution Solus entstanden. Um diesen Spin kümmert sich deshalb auch ein Mitglied des Solus-Teams. (Bild: Screenshot / David Wolski)

Allen Ausgaben gemein ist der Linux-Kernel 6.2.11, wobei es voraussichtlich später im Jahr ein Kernel-Update für Fedora auf 6.3 geben wird. Die Mesa-3D-Treiber für Open GL, Vulkan und Open CL liegen in Version 23.0 vor, mit besserer Unterstützung für aktuelle Intel-GPUs sowie Grafikkarten von AMD, wie der Radeon RX 7900. Eine Hardwarebeschleunigung für die Codecs H.264, H.265 und VC1 haben die Entwickler aus lizenzrechtlichen Gründen nicht in Mesa einkompiliert.

Als Sound-Server dient Pipewire mit dem Session-Manager Wireplumber, der die Zuweisung von Audio-Streams auf Ausgabegeräte übernimmt und eine konfigurierbare LUA-Scriptingschnittstelle liefert. An weiteren bemerkenswerten Paket-Aktualisierungen nennt die Liste der akzeptierten Änderungen LibreOffice 7.5, PHP ist auf 8.2 gehievt, PostgreSQL liegt Version 15 vor und Node.js ist in mehreren Ausgaben parallel installierbar, hier 16 LTS und 20.

Flatpaks haben einen höheren Stellenwert erhalten und wer nach der Installation die 3rd-Party-Repositories per Klick aktiviert, kann dann auf das ganze Repertoire von flathub.io zugreifen, das zuvor nur teilweise verfügbar war. Für Codecs, Player und für hardwarebeschleunigtes Dekodieren von H.264, H.265 und VC1 in Mesa bei den freien AMD- und Nouveau-Treibern ist weiterhin Rpmfusion als weitere Paketquelle zum Feintuning empfehlenswert.

Oft ist Fedora eine Vorschau auf jene Eigenschaften und Funktionen, die später in andere, konservativere Red-Hat-Systeme wie Cent OS und RHEL sowie dessen komplett freien Derivate wie Alma Linux und Rocky Linux kommen, wenn sie sich bewährt haben. Fedora Linux 38 hält sich mit Änderungen und vorauseilenden Änderungen auffällig zurück, nachdem diese das interne Steuerungskomitee auf die nächste Ausgabe verschoben hat. Dazu gehören die Unified Kernel Images (UKI), welche UEFI-Bootloader, Kernel und initiale Ramdisk (Initrd) verschmelzen wollen.

Bei aktiviertem Secure Boot gibt es dann weitere Kontrollpunkte mittels hinterlegten Werten im TPM-Chip, die Systemd überprüfen soll. Weitere aufgeschobene Änderungen sind die Streichung von Delta-RPMs, die bei Updates nur geänderte Dateien und nicht das ganze Paket auf ein System bringen. Der Aufwand hinter den Deltas erscheint den Maintainern schlicht nicht mehr zeitgemäß, weil knappe Internet-Bandbreiten bei der anvisierten Anwendergruppe kein Problem darstellen und die Ersparnis an Download-Volumen erfahrungsgemäß nur wenige Prozent des Paketumfangs ausmachen. Der Display-Server Xorg behält außerdem noch die zur Entfernung markierten, alten Legacy-Treiber für VESA und Framebuffer, die auf alten oder exotischen Grafikchips und in virtuellen Maschinen hilfreich sind.

Zwar gilt Fedora Linux immer auch als Aushängeschild für Gnome, dass hier ohne Modifikationen oder auffälligen Gnome-Shell-Erweiterungen enthalten ist. Überdies kann Fedora jetzt mit einer grandiosen Zahl an Varianten aufwarten, die andere Desktops und exotische Oberflächen mitbringen. Deren Pflege obliegt kleinen Teams oder einzelnen unabhängigen Entwicklern, die ihre Zuverlässigkeit schon bewiesen haben. Insgesamt stehen jetzt 21 Fedora-Varianten in Form von alternativen Installationsmedien bereit.

Neben den populären Desktops KDE Plasma 5.27, XFCE 4.18, Mate 1.24, Lxqt 1.2 oder dem besonders schlanken LXDE gibt es die Neuzugänge Budgie, einer Gnome-Abspaltung mit traditioneller Bedienweise aus dem Umfeld von Solus und das moderne Sway, das auf Wlroots und Wayland aufbaut. Eine weitere Kategorie sind Fedora-Zusammenstellungen mit einem vordefinierten Einsatzzweck: Fedora Astronomy, die Design Suite mit DTP-Software, Fedora Jam mit Audio- und Recording-Programmen, der Games-Spin, eine Robotik-Zusammenstellung und Fedora Scientific mit Analysetools sind wieder mit von der Partie. In der Ausgabe 38 gibt es auch wieder einen Security-Spin, der auch als reines Live-System taugt und ein kleines, erweiterbares Set an Tools für die Jagd auf Sicherheitslücken in Netzwerken liefert, nachdem sich dafür neue Maintainer gefunden haben.

Die zur Veröffentlichung der neuen Fedora-Systeme umgestaltete Projekt-Webseite listet alle Downloads der Hauptversionen, Spins und spezialisierten Ausgaben auf. Einige davon sind nicht nur für die x84-Architektur (64 Bit), sondern auch für ARM verfügbar. Der neue Spin mit Sway als Wayland-Desktop fehlt noch auf der Übersichtsseite, findet sich aber schon im Verzeichnis des primären Download-Servers der Distribution. Ebenfalls zum Meldungszeitpunkt noch im Aufbau sind die Release Notes zur Fedora Linux 38, die im Stil der Hinweise zu RHEL gehalten sind und besonders Änderungen zum Vorgänger hervorheben sollen.

Aktuelle Linux/Unix-Versionen

Der aktuelle Stand der wichtigsten Unix- und Linux-Distributionen:

(dmk)