Flugtaxi: Lilium will sich in China niederlassen

Der Flugtaxi-Entwickler hat mit dortigen Behörden vereinbart, sich in Shenzen niederzulassen. Außerdem will ein chinesisches Unternehmen Lilium Jets kaufen.

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Ein Lilium Jet im Anflug. Bisher eine Vision aus dem Computer, verwirklicht werden könnte sie – nach bisherigem Stand – frühestens ab 2025.

(Bild: Lilium)

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Der bayerische Flugtaxi-Entwickler Lilium will sich in China niederlassen. Das Unternehmen habe mit Vertretern des Bezirks Bao'an der südchinesischen Stadt Shenzen eine Absichtserklärung unterzeichnet, dort ein regionales Hauptquartier zu errichten, heißt es in einer Mitteilung. Die Zusammenarbeit solle zunächst die Region Guangdong-Hongkong-Macao abdecken, in der etwa 85 Millionen Menschen leben, später will Lilium sich weiter in der asiatisch-pazifischen Region ausbreiten.

Lilium wertet die Absichtserklärung als einen ersten Schritt für den Eintritt in den chinesischen Markt, um dort einen Dienst mit seinen vollelektrischen Flugtaxen (eVTOL) einzurichten. Zu Liliums Konzept gehören nicht nur die Fluggeräte als solche, sondern auch die dazugehörige Infrastruktur aus Vertiport genannten An- und Abflugplätzen und Ladestationen. Die Niederlassung in Bao'an soll es erleichtern, die Dienste in der auch Greater Bay Area genannten Region an die Leute zu bringen.

Dort ist Heli-Eastern aktiv, das unter anderem Helikopterflüge anbietet. Das Unternehmen aus Shenzen hat laut Lilium die Absicht bekundet, 100 Lilium Jet zu kaufen, wenn sie lieferbar sind. Ebenso wolle Heli-Eastern Lilium dabei unterstützen, potenzielle Standorte für Vertiports und andere Infrastruktur auszumachen.

Der Bezirk Bao'an sieht sich als idealer Partner für Lilium, schließlich sei er eine Drehscheibe für die Luft- und Raumfahrtindustrie, sagte ein Vertreter des Bezirks laut Lilium. Auch er wolle Lilium dabei helfen, die besten Routen und Anwendungsfälle zu entwickeln. Der deutsche Hersteller sei mit seinem Lilium Jet an der Spitze der eVTOL-Branche, in Bao'an solle ihm das beste Umfeld für Wachstum geboten werden. Der europäische Flugzeughersteller Airbus hatte sich 2017 bereits mit einem Innovationszentrum in Shenzen niedergelassen.

Während die meisten Konkurrenzmodelle wie übergroße Drohnen konzipiert sind, soll der Lilium Jet mit schwenkbaren Propellern senkrecht starten und landen, aber die Strecke mithilfe von Tragflächen wie ein konventionelles Flugzeug zurücklegen. Das soll eine höhere Geschwindigkeit und mehr Effizienz ermöglichen. Zur Konkurrenz gehört der chinesische Entwickler Ehang. An dessen Passagierdrohne hat Heli-Eastern ebenfalls Interesse und vor zwei Jahren eine Kooperation geschlossen.

Senkrechtstarter Lilium Jet (45 Bilder)

2025 soll die zweite Fabrik in Betrieb genommen werden.
(Bild: Lilium)

Auf den Markt kommen sollte der Lilium Jet ursprünglich 2024, voriges Jahr verschob das Unternehmen die Markteinführung auf 2025. Mögliche Käufer stehen offenbar in einer virtuellen Warteschlange, Lilium berichtete von Interessenten aus Europa, Südamerika, dem Nahen Osten, den USA und in Asien. Im zweiten Halbjahr 2024 soll der Lilium Jet erstmals abheben, dazu verhelfen soll eine Finanzspritze über 250 Millionen US-Dollar, die sich das Unternehmen in diesem Jahr sicherte.

(anw)