Freenet-Chef will Konflikt mit Großaktionären beilegen

"Wir müssen nun Ruhe in das Unternehmen bringen und die Integration von Debitel vorantreiben", sagte Eckhard Spoerr, der mit seiner Unternehmenspolitik in die Kritik geraten ist und sich gegen die Zerlegung von Freenet wehrt.

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  • dpa

Freenet-Chef Eckhard Spoerr will nach der entscheidenden Hauptversammlung den Konflikt mit den Großinvestoren beilegen. "Wir müssen nun Ruhe in das Unternehmen bringen und die Integration von Debitel vorantreiben", sagte Spoerr der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Er werde dazu in den kommenden Tagen das Gespräch mit Ralph Dommermuth suchen, dem Chef von United Internet. Ziel sei, die Streitigkeiten zu beenden und das Unternehmen nach vorne zu bringen.

Die Anteilseigner hatten sich auf der Hauptversammlung am Freitag gegen einen Antrag von United Internet und Drillisch ausgesprochen, wonach der Führung um Spoerr das Vertrauen entzogen werden sollte. Die Ablehnung fiel mit 64 Prozent der Stimmen allerdings relativ knapp aus. Drillisch betonte daher, dass sich der Vorstand bewusst sein müsse, dass ihm viele Aktionäre "sehr kritisch" gegenüberstehen.

Drillisch und United Internet kontrollieren knapp 26 Prozent von Freenet und wollten den Telefonanbieter kaufen und in eine Handy- und Festnetz-Sparte zerlegen. Um dies zu verhindern, hatte Spoerr den Mobilfunkanbieter Debitel gekauft, was von den beiden Konkurrenten scharf kritisiert wurde. Die Aktionärsversammlung hatte sich daher zum Machtkampf zwischen Spoerr und den Vorständen von United Internet und Drillisch entwickelt. "Wie die Ergebnisse gezeigt haben, steht eine Mehrheit der Anteilseigner hinter mir", sagte Spoerr. Bauen konnte der Manager auf den Finanzinvestor Permira sowie den Pensionsfonds Hermes, der künftig einen Vertreter in den Aufsichtsrat entsendet.

Wie andere Aktionärs äußerte aber auch Hermes Kritik an der Freenet-Führung: Unter Verweis auf Spoerrs Gehalt – im vergangenen Jahr 4,4 Millionen Euro – hatte Hermes-Sprecher Stephan Howaldt Zurückhaltung bei der Manager-Entlohnung angemahnt: "Halten sie Maß." Einige Aktionäre hatten zudem eine ihrer Meinung nach fehlende Transparenz beim milliardenschweren Kauf des Telekom-Unternehmens Debitel kritisiert. Die Aktionäre lehnten bei der Versammlung eine Abwahl von Teilen des Aufsichtsrats ab. Auch eine Sonderprüfung, mit der die Übernahme von Debitel durchleuchtet werden soll, wird es nach ihrem Beschluss nicht geben.

Mit einer Konzentration auf das Handy-Geschäft hatte Spoerr zuvor für seinen Verbleib an der Spitze geworben. Mit der Übernahme von Debitel steige Freenet zum drittgrößten Mobilfunkanbieter nach T- Mobile und Vodafone auf und könne bessere Konditionen bei den Netzbetreibern erreichen. Die Übernahme wird Freenet bis ins kommende Jahr belasten, wie Spoerr einräumte. Er stellte zwar einen operativen Gewinn (EBITDA) von 450 Millionen Euro in Aussicht, allerdings sind dabei nicht die Kosten für den Konzernumbau eingerechnet. Zuvor hatte er ein Ergebnis in mindestens dieser Höhe in Aussicht gestellt – von zusätzlichen Belastungen war dabei nicht die Rede.

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(dpa) / (jk)