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Für den EA-Chef wäre es eine "Schande", dürften Spiele wie "Crysis" nicht erscheinen

John Riccitiello, Chef des Spiele-Publishers Electronic Arts, äußert sich im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" über die Diskussion um ein "Killerspiele"-Verbot.

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John Riccitiello, seit vergangenem Frühjahr neuer Chef des Spiele-Publishers Electronic Arts, bezeichnet es als "Schande", wenn Titel wie das Spiel Crysis nicht mehr auf dem deutschen Markt erscheinen dürften. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte er auf Überlegungen für ein Verbot von gewalthaltigen Videospielen angesprochen, es würde ihn "an die Art von Zensur erinnern, die dem Ansehen eines Landes schadet".

Gewaltdarstellungen sind nach Meinung von Riccitiello hierzulande ein größeres Thema als in anderen Teilen der Welt. In Nordamerika erregten Nacktdarstellungen die Gemüter mehr als Gewalt. Spiele sollten ebenso wie Filme und Bücher die Bandbreite des Geschmacks und die Vorlieben der Spieler wiedergeben. Falls es zu einem Verbot für Schießspiele komme, werde sein Unternehmen keine Shooter mehr in Deutschland anbieten. Wichtigstes Geschäft seien ohnehin Sportspiele.

Crytek, Entwickler des kommenden Titels Crysis und Partner von Electronic Arts, hat kürzlich mit einem Wegzug aus Deutschland gedroht, sollte es zu einem Herstellungsverbot von "Killerspielen" kommen. Julian Eggebrecht, Chef des Spielentwicklers Factor 5, beklagt eine ungerechte Behandlung durch den Jugendschutz. Während in Filmen Gewaltszenen gezeigt werden dürften, ohne auf dem Index zu landen, müssten Spiele ihre Inhalte bis zur Unkenntlichkeit verändern, um für Jugendliche freigegeben zu werden.

Riccitiello hatte im Juli in einem Interview eingeräumt: "Wir langweilen die Leute zu Tode und machen Spiele, die immer schwieriger zu spielen sind." Darauf von der Süddeutschen Zeitung angesprochen, welche Titel von Electronic Arts er gemeint habe, sagte er ausweichend, er wolle kein spezielles eigenes oder ein Produkt eines Konkurrenten kritisieren. Viele Spiele kupferten vom Vorgänger ab, ohne dass neue Elemente erkennbar seien. Riccitiello räumte weiter ein, er hätte vermutlich ebenso wie seine Vorgänger entschieden, eher auf die Konsolen von Sony und Microsoft zu setzen. Außer Ubisoft habe keiner der Konkurrenten frühzeitig Entwickler auf Nintendos Wii angesetzt.

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't-Hintergrund zur bisherigen Berichterstattung über die Diskussion um das Jugendmedienschutzrecht, Gewaltspiele, Verbotsforderungen und Beschränkungen für Jugendliche bei Spielen:

(anw)