Fußball-WM: Zwickmühle Sicherheit

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft seien mindestens 21 von insgesamt 64 Spielen als Ziel terroristischer Angriffe hoch gefährdet, heißt es laut "Stern" in einem BKA-Bericht. Unterdessen zeichnen sich Personalengpässe bei den FIFA-Sicherheitskräften ab.

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Von
  • Detlef Borchers

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft sind mindestens 21 von insgesamt 64 Spielen hoch gefährdet, Ziel terroristischer Angriffe zu sein, berichtet das Magazin Stern unter Berufung auf ein vertrauliches Lagebild des Bundeskriminalamtes (BKA). Neben der WM-Eröffnung und dem Finale gelten aus der Sicht des BKA alle Partien derjenigen Nationen als hoch gefährdet, die am Irak-Krieg teilgenommen haben. Neben den Spielen der USA, von England, Spanien, Polen und von Australien werden auch die Auftritte der deutschen Elf unter die gefährdeten Partien gerechnet, weil die Bundeswehr in Afghanistan präsent ist. Angesichts der Sicherheitsmaßnahmen rund um die Stadien seien weiche Ziele wie das "Public Viewing" auf Großbildleinwänden in den WM-Städten für die Terroristen wichtiger, warnt der BKA-Bericht laut Stern. Sollte die Stern-Meldung stimmen, unterscheidet sich der Lagebericht des BKA deutlich von der Einschätzung der NATO: Auf einem sicherheitspolitischen Symposion hatte ein hochrangiger NATO-Experte für Nuklearterrorismus die Wahrscheinlichkeit eines Terroranschlages zur WM als "gering" bezeichnet.

Unterdessen zeichnet sich ab, dass womöglich nicht genügend Sicherheitskräfte bei den Stadien zum Einsatz kommen. Gegenüber der Berliner Zeitung erklärte Ulrich Waschki, Sprecher der Bundesagentur für Arbeit, dass von 23.000 bekannten WM-Jobs rund die Hälfte noch unbesetzt seien. Vor allem Sicherheitskräfte und Helfer in der Gastronomie würden noch dringend gesucht. Prekär ist dabei besonders die Lage bei den privaten Sicherheitskräften, weil diese noch die Zuverlässigkeitsüberprüfung überstehen müssen. Insgesamt will die FIFA temporär 15.000 Kräfte für Sicherheits- und Ordnungsdienste einstellen und hat dafür einen Etat von 30 Millionen Euro veranschlagt. Pro Spiel kommen bis zu 2100 private Sicherheitskräfte und 300 geschulte Sicherheits-Volunteers zum Einsatz. Sie alle werden überwiegend bei der visuellen Vorkontrolle bei den 200 bis 350 Kontrollstellen am äußeren Sicherheitsring, beim Abtasten nach Waffen und verbotenen Gegenständen (Tröten, Flaschen, großvolumige Kameras etc.) und beim RFID-gestützten Ticketing am inneren Sicherheitsring eingesetzt. Dort müssen die Sicherheitskräfte die im Einlass-Display auftauchenden Ausweisdaten mit den vorgelegten Ausweisen der Besucher vergleichen.

Weitere 2000 Spezialisten der FIFA bewachen rund um die Uhr 130 Objekte wie Mannschaftsquartiere und Trainingsstätten. Außerdem sollen 925 Bodyguards und Hostessen im Einsatz sein, die ausländische Staatsgäste beschützen sollen. Nach Auskunft der FIFA haben sich bisher 697 Staatsgäste der aufspielenden Länder angemeldet, dazu sollen 67 inländische Politiker mit "gehobener WM-Qualität" betreut werden. In den Zählungen der FIFA sind nicht die Angaben der polizeilichen Sicherheitskräfte enthalten, die bis zu 5000 Personen pro Spiel abstellen sollen.

Zur Sicherheit, Technik und zum Datenschutz bei der Fußball-WM 2006 siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)