Gender Gap: Wirtschaftsnobelpreis für Forschung über Frauen auf dem Arbeitsmarkt
Die US-Amerikanerin Claudia Goldin bekommt den Wirtschaftsnobelpreis für ihre Forschungsarbeiten zum geschlechtsspezifischen Einkommensgefälle.
Die US-amerikanische Volkswirtschafts-Professorin Claudia Goldin bekommt den diesjährigen Wirtschaftsnobelpreis. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm bekannt. Sie habe den ersten umfassenden Bericht über das Einkommen und die Erwerbsbeteiligung von Frauen über die Jahrhunderte erstellt. Ihre Forschung zeige die Ursachen des Wandels sowie die Hauptquellen der verbleibenden geschlechtsspezifischen Kluft auf, heißt es in einer Mitteilung aus Stockholm.
"Das Verständnis der Rolle von Frauen in der Arbeit ist wichtig für die Gesellschaft. Dank der bahnbrechenden Forschung von Claudia Goldin wissen wir jetzt viel mehr über die zugrunde liegenden Faktoren und welche Hindernisse in Zukunft angegangen werden müssen", sagt Jakob Svensson, Vorsitzender des Ausschusses für den Preis für Wirtschaftswissenschaften.
Goldin arbeitet an der Harvard-Universität und ist Direktorin des Development of the American Economy Program des National Bureau of Economic Research der USA. Sie habe mit ihren Forschungsarbeiten gezeigt, dass die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt über diesen gesamten Zeitraum keinen Aufwärtstrend aufzeigte, sondern stattdessen eine U-förmige Kurve bildete, schildert die Akademie.
Gender Gap schließt sich kaum
Mit dem Übergang von einer Agrargesellschaft zu einer Industriegesellschaft im frühen neunzehnten Jahrhundert seien weniger verheiratete Frauen an der Arbeit beteiligt gewesen, mit dem Wachstum des Dienstleistungssektors im frühen zwanzigsten Jahrhundert habe der Anteil zugenommen. Goldin sieht hier ein Ergebnis des Strukturwandels und der sich entwickelnden sozialen Normen über die Verantwortung von Frauen für das Heim und die Familie.
Im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts stieg das Bildungsniveau von Frauen kontinuierlich an, in den meisten Ländern mit hohem Einkommen sind diese Niveaus jetzt wesentlich höher als bei Männern. Goldin zeigte, dass der Zugang zur Antibabypille eine wichtige Rolle bei der Beschleunigung dieses Wandels spielte, die Frauen bekamen neue Möglichkeiten, ihre Karriere zu planen. Trotz allem schloss sich im 20. Jahrhundert der Gender Gap, die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern lange Zeit kaum. Deshalb treffen Frauen Bildungsentscheidungen, die sich auf ihr ganzes Leben auswirken, in einem relativ jungen Alter.
Das geschlechtsspezifische Einkommensgefälle könnte durch Unterschiede in der Bildung und der Berufswahl erklärt werden. Goldin hat jedoch gezeigt, dass der Großteil dieses Einkommensunterschieds jetzt zwischen Frauen im gleichen Beruf liegt und dass er weitgehend mit der Geburt des ersten Kindes entsteht.
Nicht in Nobels Testament
Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ist der einzige der Nobelpreise, der nicht auf das Testament von Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Er wird seit Ende der 1960er-Jahre von der schwedischen Reichsbank gestiftet und zählt somit streng genommen nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Dennoch wird er ebenso wie die weiteren Nobelpreise an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, feierlich überreicht, er ist mit umgerechnet 900.000 Euro dotiert.
Mit ihm ausgezeichnet wurden bislang besonders häufig Wissenschaftler aus den USA. Einziger Wirtschaftsnobelpreisträger aus Deutschland ist bislang der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten gewesen. Er erhielt die Auszeichnung 1994 gemeinsam mit John Nash und John Harsanyi für ihre wegweisenden Beiträge zur nichtkooperativen Spieltheorie.
Im vergangenen Jahr wurden die drei US-Ökonomen Ben Bernanke, Douglas Diamond und Philip Dybvig mit dem Preis ausgezeichnet. Vor dem Hintergrund der Bankenkrise haben sie nach Meinung der Akademie die Fähigkeiten verbessert, sowohl schwere Krisen als auch teure Rettungsaktionen zu vermeiden.
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(anw)