Gorleben soll kein Atommüll-Endlager werden

Seite 2: "Die Wissenschaft ist am Zuge"

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Auf dieses Prinzip pochen unter anderem die Grünen, deren Wurzeln auch in der Anti-Atomkraftbewegung liegen. "Jetzt ist erst einmal die Wissenschaft am Zuge und die sollte man auch in Ruhe machen lassen", sagte Bundestags-Fraktionsvize Oliver Krischer der dpa. Im Fall Gorleben habe es in erster Linie eine politische Entscheidung gegeben. In den 70er Jahren war beschlossen worden, dort ein Endlager einzurichten. Deswegen habe "ein Landstrich fast komplett rebelliert". Die Grünen-Atom-Expertin Sylvia Kotting-Uhl forderte Bayerns Regierung auf, das Verfahren konstruktiv zu unterstützen. "Sich als einer der größten Produzenten von Atommüll bei der Verantwortung aus dem Staub zu machen, zeugt von mangelnder moralischer Kompetenz", sagte sie.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sagte der Rheinischen Post, der Atomausstieg ist und bleibe beschlossene Sache, und die Endlagersuche sei eine Gemeinschaftsaufgabe. Mit Blick auf die Vorstellung des Zwischenberichts sagte Schulze, die Geologie entscheide, welcher Standort es am Ende werde. "Politische Überlegungen spielen keine Rolle. Ich erwarte von allen Politikerinnen und Politikern, jetzt zur Verantwortung zu stehen – für diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe und für das gemeinsam gewollte Verfahren."

Spätestens Ende 2022 geht in Deutschland der letzte Atomreaktor vom Netz. Was übrig bleibt, sind unter anderem hochgefährliche Abfälle, die noch viele tausend Jahre strahlen – und zwar etwa 1900 Behälter oder 27.000 Kubikmeter. Für den Müll soll in Deutschland ein unterirdisches Endlager entstehen, 500 Jahre lang soll der Atommüll wieder geborgen werden können, falls das notwendig oder sinnvoll ist.

Wirtsgesteine können Salz, Ton und Kristallin wie etwa Granit sein. Zwischen Erdoberfläche und Endlager sollen 300 Meter Gestein liegen. Wenn es dort Bergwerke, Erdbeben-Risiken, vulkanische Aktivitäten oder junges Grundwasser gibt, ist der Standort ungeeignet. Aber auch die Besiedlung und andere Kriterien an der Oberfläche spielen eine Rolle.