Greenpeace deckt illegalen Export von Elektroschrott auf

Britische Umweltschützer und Medien zeigen erneut auf, wie selbstverständlich Recycling-Firmen Gesetze brechen: Per GPS verfolgten die Aktivisten die Reise eines defekten Fernsehers bis nach Nigeria.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 228 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Auf der Olusosum-Müllhalde in Lagos, die offiziell keinen Elektroschrott annehmen darf, suchen Verzweifelte nach verwertbaren Metallen.

(Bild: © Greenpeace/Kristian Buus)

Europäische "Recycling"-Firmen deklarieren Elektroschrott als Gebrauchtware und verkaufen ihn an Händler in Dritte-Welt-Ländern, anstatt ihn zu entsorgen – auf diesen illegalen Export macht Greenpeace bereits seit Jahren aufmerksam. Nun legen die Umweltschützer erneut Belege vor: Zusammen mit dem britischen TV-Sender Sky und der Zeitung The Independent haben sie ein GPS-Modul in einen defekten Fernseher eingebaut und dessen Weg von England bis nach Nigeria verfolgt.

Das Greenpeace-Team gab den Fernseher bei einer Recycling-Firma ab, die im Auftrag der Bezirksregierung von Hampshire den Bürgern ihre Altgeräte abnimmt. Die Firma verkaufte den von Greenpeace irreparabel zerstörten Fernseher an das Unternehmen "BJ Electronics", das ihn nach Lagos verschiffte. Nach EU-Recht, das die Mitgliedsstaaten in nationale Gesetze umgesetzt haben, darf Elektroschrott nur in OECD-Länder exportiert werden. Greenpeace-Aktivist Eric Albertson stöberte den Fernseher schließlich in einem Container auf dem Alaba-Elektromarkt in Lagos auf und kaufte ihn zurück.

Greenpeace deckt illegalen Export von Elektro-Schrott auf (5 Bilder)

Elektroschrott-Export nach Nigeria

Die Greenpeace-Aktivisten Eric Albertson und Stan Vincent auf dem Alaba-Markt in Lagos, einem der größten Umschlagplätze für Elektronik in Westafrika. (Bild: © Greenpeace/Kristian Buus)

Afrikanische Händler nehmen Elektroschrott ab, weil sie enthaltene Metalle wie Gold und Kupfer mit Gewinn weiterverkaufen können. Die Sky-Reporter schildern, wie Jugendliche das Plastik der Kabel und Platinen verbrennen, um an das Metall zu gelangen. Bei der Verbrennung werden Gifte freigesetzt, darunter krebserregende Dioxine, hirnschädigendes Quecksilber, Blei, das unfruchtbar machen kann und Cadmium, das die Nieren schädigt.

Erst im August 2008 hatte Greenpeace in Ghana recherchiert und dort falsch deklarierte Elektromüll-Lieferungen aus Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden und Korea gefunden. Frühere Aktionen prangerten den Export nach China, Pakistan und Indien an. Informationen über die Gesamtmenge des in den westlichen Ländern anfallenden Elektroschrotts und die enthaltenen Gifte liefern die "Toxic-Tech"-Studien.

Die Forderungen der Umweltschützer richten sich nicht an Regierungen, sondern an die Hersteller: Diese sollen erstens auf die Verwendung giftiger Substanzen verzichten und zweitens die Verantwortung für die Entsorgung ihrer Produkte übernehmen. Die Kosten dafür sollen schon im Verkaufspreis enthalten sein.

In Deutschland müssen die Hersteller die Entsorgungskosten seit Inkrafttreten des Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) im Jahr 2005 tragen, gesammelt wird der Schrott von den Städten und Gemeinden. Die Sammelmengen sind allerdings enttäuschend, und wie der Greenpeace-Bericht nun erneut beweist, garantiert zumindest in Großbritannien die Abgabe in öffentlichen Recycling-Stellen keine legale Entsorgung.

Zur Elektronikschrott-Entsorgung siehe auch:

(cwo)