HLRN-II-Superrechner wird mit Intels Nehalem-Xeons bestückt

Eigentlich sollte die Information wohl noch ein Weilchen unter der Decke gehalten werden. Doch Dokumente belegen, dass offenbar die kommenden Nehalem-Xeons für die Beschaffung von SGI-Hardware verantwortlich sind.

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Die beiden gekoppelten Hochleistungsrechner namens HLRN-II des Norddeutschen Verbundes für Hoch- und Höchstleistungsrechnen, die kürzlich den Betrieb aufnahmen, sollen in ihren zweiten Ausbaustufen 2009 die Rechenleistung von jetzt rund 31 TFLOPS Rpeak auf etwa 100 TFLOPS steigern. Dabei kommen die von Intel bereits angekündigten Xeon-Prozessoren der kommenden Nehalem-Generation zum Einsatz, wie ein offenbar nachträglich stellenweise geschwärztes PDF-Dokument des HLRN-Verbundes belegt, wenn man die Suchfunktion des Adobe Readers bemüht. Eine gedruckte Informationsbroschüre zum HLRN-II geht noch weiter ins Detail: Demnach sollen 916 Cluster-Knotenrechner des Typs SGI Altix ICE8200 "Carlsbad2" den MPP-Teil der HLRN-II Stufe 2 bilden; sie sind mit insgesamt 1832 Quad-Core-Xeons mit dem Codenamen Gainestown bestückt, stellen also 7328 CPU-Kerne bereit, die dank Hyper-Threading 14.656 Threads parallel verarbeiten können. Insgesamt sollen hier 23,9 TByte RAM zur Verfügung stehen, die einzelnen Knoten kommunizieren dann per QDR-4X-Infiniband statt wie jetzt mit DDR-4X-IB miteinander.

Die SMP-Teile der beiden HLRN-II-Stufe-2-Installationen in Hannover (RRZN) und Berlin (ZIB) sollen aus je fünf SGI-Servern mit dem Codenamen Ultra Violet bestehen, in denen insgesamt 136 Blades mit je zwei CPU-Fassungen per NUMALink 5 zu einem Rechner mit gemeinsamem Speicheradressraum gekoppelt sind. Als Prozessor ist die Nehalem-Version Beckton mit acht Kernen (16 Threads) vorgesehen, so dass hier also 2176 CPU-Kerne 4352 Threads verarbeiten können. Insgesamt sind in den SMP-Teilen 8,7 TByte RAM vorgesehen, die Rechenleistung soll 21,7 TFLOPS erreichen.

Intels Nehalem-Versprechungen könnten also den Ausschlag bei der Entscheidung für die Beschaffung der neuen HLRN-Superrechner bei SGI gegeben haben: Die alten und auch weiter genutzten Systeme HLRN-I stammen von IBM und erreichten 2003 mit 1 TFLOPS Platz 54 der Top500-Liste. Laut HLRN-Vertretern war der HLRN-II in einem aufwendigen Verfahren europaweit ausgeschrieben worden.

SGI hatte sich Ende der 90er-Jahre von den eigenen MIPS-Prozessoren verabschiedet und zunächst voll auf den Intel Itanium gesetzt; SGI ist auch Mitglied der Itanium Solutions Alliance. SGI hat einige aufwendige Itanium-Superrechner verkauft, geriet aber zwischenzeitlich in finanzielle Schieflage. In den vergangenen Jahren konnte SGI dann zahlreiche Superrechner-Verträge mit Xeon-Prozessoren ergattern und ist auch bei der NASA mit Nehalem im Rennen. Damit sammeln die Nehalems immer mehr Vorschusslorbeeren, Intel konnte bereits Cray, Sun und Anwender wie DreamWorks von der eigenen Roadmap überzeugen. Auch die Firma Bull, die außer Xeon-Servern etwa auch Itanium-Maschinen produziert, konnte bereits einen Vertrag für einen Nehalem-Superrechner an Land ziehen. (ciw)